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An den Grenzen des Machbaren

„Tiroler Volksschauspiele“: Die Hauptproduktion „Monster und Margarete“ ist logistische Millimeterarbeit

Ein Blick auf die Probebühne für „Monster und Margarete“ im „RathausSaal Telfs“ erhellt die mit Spannung erwartete Uraufführung der diesjährigen Hauptproduktion Volksschauspiele kaum. Etliche lange Laufstege führen von der Bühne hinunter ins Parkett, der Bühnenhintergrund ist mit leeren Posterständern markiert.
1. August 2022 | von Lia Buchner
An den Grenzen des Machbaren
Geniale Assoziation des abgestürzten Adlers: Fingermalerei I – Adler von Georg Baselitz. RS-Fotos: Buchner
Von Lia Buchner

An den Wänden hängen Bühnenpläne, Visualisierungen, Kostümskizzen. Doch die Regisseurin Susanne Lietzow hält sich bedeckt: „Keine Bilder. Wir gehen nicht raus, solange nicht alles fertig ist.“ Richard Haller, der technische Leiter der Volksschauspiele, umreißt dann, welche logistische Herausforderung „wenn alles fertig ist“ konkret bedeutet.

Enges Zeitfenster. Das Bühnenbild von Aurel Lenfert assoziiert einen, salopp formuliert, abgestürzten Adler – das stolze Wappentier Tirols liegt hingestreckt, mit zerzausten Federn, am Boden. Und er hat gewaltige Dimensionen. Die längste seiner abstehenden Federn ist 14 Meter lang, die Bühne selbst wird mit 20 mal 20 Metern die bisher größte der Volksschauspiele sein. Den Bau der Bühne haben die „Gemeindewerke Telfs“ übernommen, die mit den Arbeiten auf den Hof ausweichen mussten. Richtig spannend wird es diese Woche, wenn am 3. August in aller Herrgottsfrüh die einzelnen Bühnenteile auf einen Sattelschlepper verladen und in die Kuppelarena transportiert werden. Das Zeitfenster ist denkbar knapp: das „Hill Vibes Reggae“-Festival vom Wochenende braucht zwei Tage zum Abbauen, Bernhard Schretter von den Gemeindewerken hat mit seinen Arbeitern dann genau zweieinhalb Tage Zeit zur Montage der Elemente, während zeitgleich die Zuschauertribüne aufgebaut wird. „Wir können in der Arena zwei Eingänge aufmachen, da sind sich die beiden Teams nicht im Weg“, ist Richard Haller erleichtert. Am 5. August findet bis 14 Uhr die letzte Probe auf der Probebühne im Rathaussaal statt, um 18 Uhr starten die Endproben in der Arena. Da muss alles fertig sein.

Keine Erfahrungswerte. Bis zur Premiere am 18. August sind dann noch zwei Wochen Zeit – Zeit, die das Tontechnikteam um Tom Hosch intensiv nützen wird. Die Beschallung der anspruchsvollen Kuppelarena für Konzerte ist hinreichend erprobt, für Sprechtheater fehlen aber jegliche Erfahrungswerte. Da geht es um wesentlich mehr als ordentlich laut und wenig Hall, hier kommt es auf Sprachverständlichkeit bis in die letzte Sitzreihe an, die Königsdisziplin der Raumbeschallung. Mit einer Woche Feinarbeit an Lautsprecherpositionen und Mikrophonie rechnen die Tonspezialisten allemal.

Rehabilitierung. „Die Kostümbildnerin Mirjam Ruschka hat allein 60 Kostüme entworfen, die unsere Schneiderei in den letzten Wochen genäht hat,“ erzählt Verena Covi, die kaufmännische Leiterin der Volksschauspiele. „Alle unsere Abteilungen stoßen mit den Dimensionen dieser Produktion an ihre Grenzen.“ Doch es geht um nichts weniger als die Rehabilitierung der bis heute als „Maultasch“ verunglimpften Margarete von Tirol-Görz, um die Korrektur einer von männlicher Propaganda tradierten Geschichtsschreibung, um die Richtigstellung jahrhundertealter Fake-News, die aus einer charismatischen Landesfürstin die „hässliche Herzogin“ gemacht haben. „Wir werden im Rahmen eines großen theatralen Festes dieser umstrittenen Frau ein neues Denkmal setzen“, wie Susanne Lietzow formuliert. Da ist es fast schade, dass „Monster und Margarete“ nur 14-mal gespielt wird.

Richtfest. Wer vor der Premiere schon einen Blick auf die Bühne werfen will, hat am 10. August ab 15 Uhr beim Richtfest in der Kuppelarena die Gelegenheit.
 
An den Grenzen des Machbaren
Richard Haller, technischer Leiter der „Tiroler Volksschauspiele“.
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Die Probebühne im „RathausSaal Telfs“ lässt wenig über das schlussendliche Bühnenbild erahnen. Am 5. August übersiedelt das Ensemble in die Kuppelarena.

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