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Der Gegenentwurf

Die Tiroler Volksschauspiele suchen eine neue künstlerische Leitung

Verena Covi, die Geschäftsführerin der Tiroler Volksschauspiele, sprach mit der RUNDSCHAU über die aktuelle Ausschreibung der künstlerischen Leitung, das Programm der Spielzeit 2022 und ein bühnentaugliches Pferd.
7. Feber 2022 | von Lia Buchner
Der Gegenentwurf
Wer im letzten Festivalsommer den grandiosen Georg Kreisler-Abend versäumt hat, bekommt 2022 noch eine Chance. Die Wiederaufnahme wandert ins Hauptprogramm. RS-Fotos: Buchner
Von Lia Buchner

Die nicht ganz so gute Nachricht von den Tiroler Volksschauspielen hat sich ja bereits herumgesprochen: Christoph Nix wirft als künstlerischer Leiter das Handtuch. Mit dem Ende der Spielsaison 2022 wird er das Telfer Theaterfestival vorzeitig verlassen. Die gute Nachricht ist, dass dann sein Nachfolger bereits berufen sein wird. Die Bewerbungsfrist endet am 28. Februar, eine Fachjury aus drei, vielleicht auch vier Personen, darunter Verena Covi, wird auswählen, wer zum Hearing am 28. März eingeladen wird. Noch am selben Tag wird dann die Reihung der Bewerber durch die Jury bekanntgegeben. Er oder sie kann dann bereits den Festspielsommer begleiten und danach fliegend die Agenden übernehmen. „Der Vertragsbeginn ist für den 1. Oktober vorgesehen“, erzählt Verena Covi.

Personalsuche. Die Ausschreibung für die Position ist vergangenes Wochenende veröffentlicht worden, die Wunschliste an die „Neue“ liest sich wie ein Gegenentwurf zur Intendanz Nix: Schauspielerische Besetzung mit Schwerpunkt Regionalität, Kenntnis der regionalen und nationalen Theaterszene, verstärkte Zusammenarbeit mit Laienbühnen, Einhaltung des budgetären Rahmens. Die hochfliegenden Pläne zur Öffnung des Festivals für Volkstheater aus aller Welt, oder zumindest des gesamten deutschen Sprachraums, ist einer erneuten Rückbesinnung auf das Erbe des Tiroler Volkstheaters gewichen. „Nein, es ist kein Zurückrudern, wir haben nur die Erfahrung gemacht, dass die Marke ‚Tiroler Volksschauspiele‘ nicht in ein, zwei Spielzeiten völlig umzukrempeln ist. Das Festival ist historisch gewachsen und steht für Inhalte, die wir so radikal nicht verändern wollen“, erläutert Covi. Um ein Nachdenken, was Volkstheater unter zeitgenössischen Bedingungen bedeuten kann, wird aber auch der neue künstlerische Leiter nicht herumkommen.

Programm 2022. Der Festspielsommer bringt wieder hochkarätiges Theater, wenn auch in deutlich geringerer Schlagzahl als 2021: Mit drei Produktionen wird das Hauptprogramm bestritten. Das Highlight, sowohl künstlerisch als auch budgetär, ist das Stück über Margarete Maultasch des umjubelten Autors Thomas Arzt. Unter der Regie der wunderbaren Susanne Lietzow ist die Tirolerin Lisa Schrammel als Margarete zu sehen. Aktuell spielt Schrammel im TAG-Theater in Wien, wo sie bereits mit Lietzow zusammengearbeitet hat. Auch die restliche Besetzung der zehn Profischauspieler steht, zusätzlich sind acht Laiendarsteller und acht Chordamen auf der Bühne der Kuppelarena zu sehen. „Diese Produktion fordert einiges an Ressourcen“, erzählt Verena Covi. Die zweite Produktion „Resto qui – Ich bleibe hier“ des Mailänder Autors Marco Bolzano erzählt die Geschichte der in den Wassern des Reschensees versinkenden Dörfer Reschen und Graun, und einer Familie, die sich bis zuletzt gegen die Zerstörung ihrer Heimat zur Wehr setzt. Regie führt Lorenz Leander Haas, der schon im vergangenen Festspielsommer mit seiner hinreißenden Inszenierung des Georg Kreisler-Liederabends aufhorchen ließ. Die Wiederaufnahme dieses musikalischen Abends wandert als drittes Stück in den Hauptspielplan. Das als Autorenwettbewerb ausgeschriebene Stück über das Leben der Constanze Manziarly, basierend auf den Forschungsarbeiten des Telfer Historikers Stefan Dietrich, wird erst in der Saison 2023 zu sehen sein.

Casting. Die acht Laiendarsteller – vier Kinder, vier Erwachsene – für Margarete Maultasch werden in einem Casting am 3. März ausgewählt. Wer also Lust hat, bei den Tiroler Volksschauspielen mitzuwirken, hat jetzt dazu die Chance. Und: „Ein theateraffines Pferd suchen wir noch“, erzählt Verena Covi, „da bin ich für alle Vorschläge offen“.
 
Der Gegenentwurf
Verena Covi, kaufmännische Leiterin der Tiroler Volksschauspiele im Gespräch mit der RUNDSCHAU.

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