Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Der Geist weht

Konzertreihe „Neue sakrale Musik“ in der Wallfahrtskirche Götzens

Das zweite Konzert der Reihe „Neue sakrale Musik“ gestalteten die Wiltener Sängerknaben unter ihrem Leiter Johannes Stecher mit zeitgenössischer Chormusik aus dem estnisch-anglikanischen Raum. Schönes zum Wiederhören stand mit selten Gesungenem in aufregendem Kontrast.
4. Oktober 2021 | von Lia Buchner
Der Geist weht<br />
Lebhaftes Lob von Chorleiter Johannes Stecher.RS-Fotos: Buchner
Von Lia Buchner

Die Wiltener Sängerknaben marschieren energiegeladen ein, die älteren Sänger voran, dann die Knaben in ihren roten Uniformen und als Rückendeckung ihr Chorleiter Johannes Stecher. Der 70 Stimmen starke Chor füllt die Rokokokirche in Götzens nicht nur räumlich, sondern auch akustisch bis zum letzten Stuckornament aus. Im Programm bringen sie vorwiegend niederschwellige Neue Musik, und das ist Teil des Konzeptes der künstlerischen Leiter dieser Konzertreihe Susanne und Markus Fritz. „Einer der drei Konzertabende wird jedes Jahr von jungen Künstlern mit leicht erschließbarer zeitgenössischer Musik gestaltet. Wir wollen damit die Eintrittshürden in die Welt der Neuen sakralen Musik reduzieren und eingängige Werke auch für Einsteiger anbieten“, erzählt Susanne Fritz.

Klangvolumen. Einen prominenten Platz in der Programmierung erhält Arvo Pärt, eine der Ikonen der zeitgenössischen Musik. Mit ihm verbindet die Wiltener Sängerknaben ein intensives Verhältnis: Ihre Aufnahme von Werken Arvo Pärts im Auftrag des Komponisten wurde mit dem Titel „Babel“ für den Deutschen Schallplattenpreis nominiert und von der internationalen Kritik mit Begeisterung aufgenommen. Pärts Kompositionen bestechen mit einer modernen Tonsprache, ihr meditativer Charakter passt wunderbar in die stimmungsvolle Kirche in Götzens. Zwei Eigenkompositionen von Johannes Stecher, der heuer übrigens das 30-jährige Jubiläum als Leiter der Wiltener Sängerknaben feiert, schöpfen das Klangvolumen seines Chores voll aus. Von John Rutter, einem der großen lebenden Komponisten von Chorliteratur, ist „This is the day“ und das immer wieder schöne „The Lord bless you“ zu hören. Eine Hommage an ihren ehemaligen Chorleiter Norbert Gerhold gestaltet der Knabenchor mit seiner kraftvollen Komposition „Also spricht der Herr“. Sehr berührend gelingt das „Pie Jesu“ von Andre Lloyd-Webber mit einem wunderschönen Knaben-Duett.

Disziplin und Genauigkeit. Wie zu erwarten singen die Wiltener mit enormer Disziplin und Genauigkeit. Das einstündige Programm mit für den Chor anspruchsvollen Werken singen die Buben durchwegs auswendig. Respekt. Nach dem geordneten Abgang aus der Kirche springen die Jüngsten heraus wie freigelassen, und die Älteren greifen erstmal zum Handy und stehen dann noch lange beisammen. Ein sehr gelungener Abend für Chor wie Publikum. Das dritte Konzert der Reihe am Sonntag, den 17. Oktober, bringt die Kapelle für Neue Musik „Windkraft Tirol“ mit dem Programm „Veni, Creator Spiritus“ nach Götzens. Der Geist wird wieder kräftig wehen.

 
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Einmarsch der Sängerknaben: eine Stunde anspruchsvolles Programm durchwegs auswendig.
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Die 70 Sänger der Wiltener Sängerknaben füllen die Kirche in Götzens nicht nur räumlich aus.

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