Von Christine Wieser
Die anfänglichen Lobreden auf den Kontrabass werden immer widersprüchlicher und schlagen schließlich ins Gegenteil um: Der Mann ist 35 Jahre alt, spießig, verbittert, einsam, introvertiert und nur mäßig begabt, Beamter, Mitarbeiter in einem Unternehmen namens Staatsorchester, Kontrabassist am dritten Pult. Er liebt Bach und hasst Wagner, unterschlägt hier und da im Spiel gerne Noten, teilweise viele Noten, am liebsten bei Gastdirigenten und erklärt die Welt der Musik, die sich ohne den Kontrabass nicht drehen würde. Er oszilliert in Monologen zwischen Liebe und Hass zu seinem Instrument und der Orchesterwelt. Er stillt seinen Feuchtigkeitsverlust mit Bier und hat sich verliebt – in die Sopranistin Sarah, 23, doch sie geht nicht mit ihm aus zum Fischessen, sondern mit anderen. Schuld für das Scheitern – wie könnte es anders sein – ist der Kontrabass.
Hassliebe. Genial komisch erzählt Patrik Süskind die Geschichte eines Musikers, der in Hassliebe mit seinem Instrument verbunden ist. Seit der Uraufführung 1985 avancierte dieses Stück zu einem der meistgespielten in Europa. Der Theaterabend im ausverkauften „Kuhlturstall“ Axams verging wie im Flug. Der 35-jährige Innsbrucker Schauspieler Peter Mair hatte offensichtlich selbst große Freude an seinem zweistündigen Soloauftritt als Kontrabassist. Die gute Laune übertrug sich auf die vielen (Stamm)Gäste des seit 2018 bestehenden Theaterzentrums in Axams. Ein Kulturzentrum, das Dank seiner Obfrau Elfriede Zorn und ihrem Team sowohl Schauspielern als auch dem Publikum jedes Mal aufs Neue einen ganz besonderen Abend bereitet.
Der Innsbrucker Schauspieler Peter Mair in „Der Kontrabass“ von Patrick Süskind.
Peter Mair als mittelmäßig begabter Kontrabassspieler im „Kuhlturstall“ Axams.
Der Berufsmusiker, der sein Instrument in Wirklichkeit hasst. RS-Fotos: Wieser