Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Der zerbrochene Krug“, ein fetziger Knaller

Harald Schrott spielt den Gerichtsschreiber Licht und hat einen ganz eigenen Blickwinkel auf das Stück

Bei der Premiere von „Der zerbrochene Krug“ am Donnerstag, den 1. August, erwarten die Zuseher einige Überraschungen. Nicht zuletzt das wirklich außergewöhnliche Bühnenbild, freut sich Harald Schrott auf seine Rolle als Gerichtsschreiber Licht. „Wie das Gericht eingeführt wird, ist eine echte Attraktion, ein Knaller und wird richtig fetzen“, glaubt der Schauspieler fest an die Arbeit des gesamten Teams. Der Wallnöfer Platz würde komplett integriert, alles dort sei Bühne und alle seien bei der Verhandlung live dabei. Das Publikum dürfte sich auf einen spannenden, komischen Krimi gefasst machen. Sprachlich herausfordernd und vielschichtig sei das Stück von Heinrich von Kleist jedoch ebenso.
30. Juli 2024 | von Christina Hötzel
„Der zerbrochene Krug“, ein fetziger Knaller
Mit Kleist im Nacken und den Proben zu „Der zerbrochene Krug“ hinter sich kam Harald Schrott zum Gespäch mit der RUNDSCHAU. RS-Foto: Hötzel
Der in Mutters geborene Harald Schrott freut sich schon sehr auf das Spiel vor Tiroler Publikum und sein  spätes Debut bei den Tiroler Volksschauspielen. 1988 sei er das letzte Mal auf einer heimischen Bühne aufgetreten. „Ich spiele zum ersten Mal Kleist, das ist sprachlich herausfordernd und vielschichtig. Neben Schiller habe ich auch schon antike Stücke gespielt, aber eben noch nie Kleist. Das war einer der Gründe für meine Zusage“, erklärte Schrott. Auf die Frage, ob die Rolle des Gerichtsschreibers seine Traumrolle sei, da Gregor Bloéb ihn als Wunschbesetzung genannt hatte, beschreibt er Licht als vorsichtige, taktisch denkende Person, die im Hintergrund die Fäden zieht. „Ohne  Licht hätte der Laden aber schon lange nicht funktioniert. Adam ist in eine Korruptionsgeschichte verwickelt, und es ist auch nicht der erste Übergriff, den er sich leistet. Der Gerichtsschreiber probiert, wie es sein Name schon andeutet, Licht ins Dunkle zu bringen“, umreißt der Schauspieler seine Rolle.  Außerdem sei er für Ruprecht zu alt, und er findet es sinnvoll, dass die Rolle des Gerichtsrates Walter mit einer Frau (Corinna Harfouch) besetzt ist. „Gerade zu Zeiten von ‚Me too‘ ist es gut, wenn den Missetaten eines Mannes von einer Frau der Garaus gemacht wird“,  so Schrott. Das sei ein politischer Gewinn.

SPANNENDES STÜCK MIT TOLLER BESETZUNG. „Wir sind eine super Truppe. Die Besetzung ist wahnsinnig toll. Untereinander herrscht eine gute Chemie, und jeder passt perfekt zu seiner Rolle“, betont der Schauspieler. Laut Anna Bergmann, der Regisseurin, käme der Erfolg des Stücks zu 90 Prozent auf die Besetzung an. Ihre erste Open-Air-Arbeit wird auf einem LKW inszeniert, mehr möchte Schrott über das außergewöhnliche Bühnenbild jedoch noch nicht verraten. Es herrsche aber untereinander ein sehr offener Umgang, und Bergmann zeichne sich durch sehr offenes Denken aus und schmeiße immer wieder alles über den Haufen. Alle seien aber stets bereit, die neuen Ideen mitzugehen. Die Regisseurin sei direkt und spontan, das wünsche er sich als Schauspieler. Der Umgang untereinander sei immer respektvoll und auf Augenhöhe.

SPEKTAKULÄRE KULISSE. Bei den Tiroler Volksschauspielen findet er toll, dass immer neue Spielorte gefunden würden. Das Spiel auf dem Wallnöfer-Platz werde spektakulär. Er sei schon mindestens fünf Mal angesprochen worden, eine Rolle zu übernehmen, auch letztes Jahr bei den „7 Todsünden“. Es habe sich im Sommer wegen anderer Engagements und familiärer Gründe nie ergeben. „Ich freue mich aber wahnsinnig darüber, vor Familie und Freunden zu spielen.  Die Leute werden mit offenen Armen und Herzen auf uns schauen!“, glaubt der regelmäßig in verschiedenen Rollen in Fernseh- und Kinofilmen zu sehende Schauspieler. Er besuchte die Schauspielschule in Innsbruck, spielte am Tiroler Landestheater und ging dann in den 80er Jahren nach Deutschland, nach Mainz, Ulm und Berlin. Mit Tobias Moretti habe er schon vor zehn Jahren gespielt, mit Corinna Harfouch vor zirka 20 Jahren. Das Drehbuch sei kulminiert und fokussiert. Vor dreißig Jahren habe er schon den Ödipus gespielt, jetzt sei es schön, die andere, komödiantische Seite der Medaille zu sehen.  Die Rolle sei aber schon eine große gedankliche Herausforderung. Er entdecke immer etwas Neues am gepflegten, adretten Licht. Der sei genauso fähig, den Laden zu schmeißen, wie Adam, ginge aber nicht so in die Offensive. Im Laufe des Stückes gewinne er aber immer mehr an Selbstvertrauen und merke schon früh, dass etwas nicht stimmt. Er sei aber auch ein Mitläufer und Mittäter. „Ob es besser wäre, wenn Licht Richter wäre, diese Frage darf man sich schon stellen, denn er ist auch im System drin“, beschreibt Schrott. Das Stück sei in der Telfer Version in den 70er jahren verortet mit Schreibmaschine und Telefon. Insgesamt bleibe man sehr nahe am Text, die Open-Air-Aufführungen hätten aber ihr ganz eigenes Ambiente, auch mit der Vermittlungsbörse für die Bel-Etage-Plätze für kurzentschlossene Besucher. Das ganze sei ein grandioser Theaterort.

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