Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Die Fülle und die Flüchtigkeit

12. November 2019 | von Nina Zacke
Die Fülle und die Flüchtigkeit
Der Künstler und sein Laudator: Hans Seifert mit Hubert Auer (v.r.) Foto: Lia Buchner

Ausstellung „Auf den zweiten Blick“ in der Raiffeisengalerie Telfs


Für die heurige Winterausstellung konnte die Raiffeisengalerie endlich Hans Seifert gewinnen, denn wesentlich mehr als zwei Ausstellungen im Jahr macht der begehrte Künstler nicht. Dass er diesmal zugesagt hat, ist ein Glücksfall.

„Gelb ist die Fülle, ist ein Weizenfeld, die Erde, das Leben.“ Auf gelb kommt Hans Seifert in seinen Bildern immer wieder zurück: Die Meseta am spanischen Jakobsweg ist weizengelb, der alte geliebte Hof in Langtaufers melonengelb. Gelb erzählt vom satten Sein ebenso wie von dessen Flüchtigkeit. Das farbliche und auch metaphysische Gegenstück dazu ist für Seifert das Blau. Blau ist Freiheit, Weite, Luft zum Atmen, auch die Verbindung zum Himmel. Durch enge – gelbe – Gassen ziehen Menschen einem schmalen Streifen Blau entgegen: hinaus aus den Verstrickungen. 

Die Bilder Seiferts sind voller Bedeutungen. Die sichtbare Welt scheint nur eine Repräsentanz von Seelenanteilen zu sein: Dunkle Momente und Helligkeit über Generationen hinweg. Alles ist ein ständiger Prozess von Leben, Vergehen und Wiederauferstehen. Gelb und Blau. 

Der Blick hinter das Offensichtliche, dieser „Zweite Blick“ entsteht bei Hans Seifert oft als letzter Arbeitsschritt. Seine Lasurtechnik lässt dem Motiv zwar seine Gegenständlichkeit, legt aber eine zusätzliche Bedeutungsebene darüber. Tempo beim Arbeiten ist sichtbarer Teil des Vorgangs. Große, schnelle Pinselstriche entwickeln eine enorm kraftvolle Dynamik. „Je schneller ich arbeite, desto stärker werden die Bilder“, sagt Seifert selbst. Mit Schriftelementen betont er die Aussage vieler Arbeiten.

Die Eröffnung der Werkschau fand in regem Gedränge statt. Laudator Hubert Auer stellte den Künstler ungewöhnlich kurzweilig mit Wilhelm Busch und pointierten Einblicken in seinen Lebensweg vor. 

Wer die Arbeiten Hans Seiferts mit ein wenige Distanz und Ruhe auf sich wirken lassen möchte, hat dazu bis 13. Dezember 2019 Zeit. Einen Teil des Verkaufserlöses seiner Bilder spendet Seifert übrigens an die Vinzenzgemeinschaft Telfs. 

Von Lia Buchner

„Geliebter alter Hof“: Der Blick vom Vergänglichen ins Unvergängliche. Foto: Lia Buchner


„Immer der Sonne entgegen trotz Müdigkeit“: Eindrücke vom Jakobsweg. Foto: Lia Buchner

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