Von Lia Buchner
Wenn es denn einen roten Faden durch das Anfang 2020 entstandene Programm „Goldfisch“ gab, war es die etwas verträumte, manchmal auch ein wenig verpeilte Sicht eines typischen Wiener Bobos (Siebenter Bezirk, vegan, kreativ) auf die Fangstricke der Welt. Manuel Rubey erzählte ein bisschen über seine Kindheit („im R6 nach Jesolo, hinten drei Kinder unangeschnallt, vorne zwei kettenrauchende Eltern“), seine Jugend („So viel Zeit, so viel Privatsphäre, so wenig elterliches Interesse“), über die heutige Jugend („Wie alt ist Ihre Tochter? Die Herzchirurgin ist 14.“), über den österreichischen Film („Wenn im Nachspann mehr Leute stehen, als im Publikum sitzen“), über Veganer im Wiener Tschecherl („Ich bin vegan, was kann ich hier bestellen? Ein Taxi.“).
Unwiderstehlich. Manuel Rubey erzählt also nichts Weltbewegendes, nichts Politisches, nichts Scharfzüngiges, nichts wirklich Neues. Die Witze und Wuchteln sind überwiegend gelungen, manche sitzen sogar richtig gut („In der Schweiz ist man mit drei Bier zum Essen ein Alkoholiker, in Österreich der Fahrer.“). Aber davon lebt dieser Kabarettabend nur zum Teil. Manuel Rubey ist einfach unwiderstehlich liebenswürdig. Was auch immer er auf der Bühne tut, und er tut – außer sich auszuziehen – nicht wirklich viel, er ist auf unglaublich sympathische Art zerstreut, unerwachsen, verwirrt (vielleicht ist das der Grund für die enorm vielen Frauen im Publikum?).
Das Zweite Gesicht. Nach der Pause zeigt Manuel Rubey ein anderes Gesicht. Der Kabarettabend wird zur Lesung aus seinem Buch „Der will nur spielen“, und der Bobo wird intellektuell, zeigt, wie stabil er in der österreichischen Kreativszene verankert ist, spielt Lieder von Willi Resitarits (einer der Gründe für meine Berufswahl) - übrigens sehr gelungen, Anna Mabo (im Original wesentlich besser) und Funny von Dannen. Zum Schluss gibt er seinem Publikum doch noch etwas geradezu Weises mit auf den Heimweg: An der Nachrichtenlage vorbei jung und neugierig zu bleiben.
Manuel Rubey im Goldfischanzug, extra für seine Kinder. RS-Foto: Buchner
„Papa, wann wirst du erwachsen?“ Manuel Rubey albert in Unterwäsche und Socken über die Bühne. RS-Foto: Buchner