Von Lia Buchner
Goethe schrieb über das Buch Rut, „welches bei seinem hohen Zweck, einem Könige von Israel anständige, interessante Voreltern zu verschaffen, zugleich als das lieblichste kleine Ganze betrachtet werden kann, das uns episch und idyllisch überliefert worden ist“. Christoph Nix hat die biblische Vorlage noch zu seiner Konstanzer Zeit zu einem Monolog der Rut dramatisiert, der nun als österreichische Erstaufführung bei den Volksschauspielen zu sehen ist. Sein Text über eine weib-liche Emigration ist allerdings weder lieblich noch idyllisch, in wuchtigen Sätzen lässt er Rut ihre Nöte schildern. „Wir aber sahen die Geister, die Toten tanzten am Horizont und kein Gott sprach zu uns.“
Intensive Momente. Michaela Klamminger, momentan an der Wiener Josefstadt engagiert, spielt die Rut und versucht mit viel Leichtigkeit diesen Faust-Gottes-Sätzen etwas wie Lebensfreude entgegen zu halten. Doch unter der Regie von Nicola Bremer kommt sie selten ins Spielen, vieles bleibt behauptet und ins Publikum gesprochen. Als exzellenter Schauspielerin gelingen ihr zwar immer wieder einzelne Momente der Intensität, in denen man innig hofft, jetzt, jetzt bricht da etwas auf. „Ohne Mann, ohne Sohn bleiben wir Freiwildfrauen in der Fremde.“ Doch Klamminger bekommt keinen Raum, der Augenblick verpufft am nächsten Satz, die Inszenierung trabt munter weiter und lässt Knallerbsen platzen, wo man sich Schmerz erhofft.
Poetische Bilder. Wohltuende Erdung verbreitet Ben Wood als rockiger Engel, wenn er mit Gitarre und Tschick im Mundwinkel unter einem Apfelbaum Gitarre spielt und Rut zum Mitsingen verlockt. Solche unwirklich schönen, poetischen Bilder gelingen Regisseur Nicola Bremer immer wieder, Kostüm, Licht und der Klostergarten helfen kräftig mit. Der nebelgefüllte Pavillon der Franziskaner ist eine kaum zu toppende Kulisse. Dann gibt es tatsächlich noch Heidschi Bumbeidschi und am Ende ist Rut doch nur ein liebliches kleines Ganzes, auch wenn der Nix’sche Text etwas anderes sagt. „Am Brunnen meiner Heimat steht ein Engel, der singt das Lied der Liebe. Der singt das Lied von Rut.“ Rut ist noch bis 8. August auf dem Spielplan der Tiroler Volksschauspiele. Am 10. und 11. August erfolgt eine italienisch sprachige Aufführung. Tickets: www.volksschauspiele.at.
Poetische Bilder im Klostergarten: Michaela Klamminger und Ben Woods.
„Er hat die Weiblichkeit gegeben. Lust darfst du, musst du nicht haben.“
Das Produktionsteam von Rut nach der Premiere.