Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Ganghofers Zukunft

Frischer Wind im Leutascher „Kulturhaus Ganghofermuseum“

Mit dem Führungswechsel im Herbst letzten Jahren zieht ein neuer Geist in die ehemalige Dorfschule des „Ganghofermuseums“ ein. Viel Gutes wird bleiben, viel Neues wird dazukommen. Die RUNDSCHAU sprach mit Robert Krug über seine ersten Monate als Leiter des Museums und seine Pläne für die nächsten Jahre.

24. Jänner 2022 | von Lia Buchner
Ganghofers Zukunft
Er ist als Leiter des „Kulturhauses Ganghofermuseum“ für (fast) alles zuständig: Robert Krug. RS-Fotos: Buchner
Von Lia Buchner

Schon der Ort für das Gespräch mit Robert Krug ist ein Unikat: das Raucherstüberl im „Kulturhaus Ganghofermuseum“. Völlig selbstverständlich stopft Krug seine Pfeife und erzählt, dass dieser Raum die adaptierte ehemalige Bubentoilette sei. „Nach unseren Veranstaltungen, Lesungen oder Konzerten sitzen wir hier oft noch bis in die Nacht zusammen und reden.“ An den Wänden sind vergrößerte alte Fotos aus dem Leutascher Dorfleben zu sehen, Männer in Trachten, kleine Bauernschaften, Frauen in 50er Jahre Petticoats bei der Fronleichnamsprozession. „Das ist zum Beispiel interessant, dass die Trägerinnen damals eben keine Tracht trugen“, überlegt Krug und schon sind wir mitten im Thema: Heimatmuseum oder Kulturbetrieb. „Dieses Haus soll beides sein. Es war bis 1990 als Schule in lebendigem Betrieb, und es ist mir ganz wichtig, dass es nun wieder zum Hereinkommen einlädt. Dass es Neues und Altes verbindet.“

Ort für Kultur. Das Neue gelingt seit einigen Jahren ganz wunderbar mit den Lesungen, Kabarettabenden und Kon-zerten, die hier das kulturelle Leben in der Leutasch bereichern. Künstler wie Markus Linder oder Markus Koschuh folgen immer wieder gerne dem Ruf aufs Plateau und schätzen gerade den intimen Rahmen im kleinen Veranstaltungsraum des Muse-ums. „Je breiter das Angebot, desto lieber ist es mir. Wir möchten den Geist in alle Richtungen öffnen. Und die Menschen müssen dazu nicht erst nach Innsbruck fahren.“ So wird auch das „NO Hate“-Projekt von Alexandra Rangger und Bernhard Witsch als zweite Station nach der Kunststraße Imst im „Ganghofermuseum“ zu sehen sein, bevor es im März weiter nach Gmunden zieht.

Ort der Wurzeln. Die Erinnerung an das Alte, die Darstellung der Dorfgeschichte und der Lebensbedingungen der Großeltern ist das zweite große Anliegen von Robert Krug. „Viele unserer Besucher stehen vor den alten Fotos und diskutieren, wen sie wiedererkennen. Das schafft eine greifbare Verbindung zu den eigenen Wurzeln.“ Daher wird er nicht nur den Ausstellungsbereich zur Dorfgeschichte um einen Raum erweitern, sondern sich auch mit dem ehemaligen bäuerlichen Alltag der Leutascher auseinandersetzen. „Wir haben den Acker hinter dem Museum dazu genommen und werden schon in diesem Jahr mit dem Anbau alter Feldfrüchte wie Goldhafer und Flachs beginnen. Gerade die arbeitsintensive Flachsverarbeitung war hier neben der Holzwirtschaft dominierend.“ Die vielen Arbeitsschritte vom Raufen der Pflanzen über das Riffeln, Rösten am Feld, das Dörren in „Brechellöchern“, das Glätten der Fasern mit einem Ribbeisen, das Hecheln zum Herauskämmen der letzten Holzteile bis zum Spinnen, Verzwirnen und Weben war Frauenarbeit. „Viele dieser Arbeiten werden wir wieder selber durchführen, auch um die Verwendung der alten Gerätschaften zu demonstrieren, die wir im Museum haben. Das Mitmachen unserer Besucher, das selbst Erleben, ist für ein tieferes Verständnis des Lebensalltags unserer Urgroßeltern hilfreich.“

Ort des Lesens. Das dritte Vorhaben ist die Umgestaltung der Bücherei, die momentan recht zusammengedrängt und beengt in einem Raum untergebracht ist. „Vor allem die Kinder lieben die Bücherei, sie bleiben daher auch bei der Neugestaltung im Fokus“, erzählt Robert Krug. Mehr Helligkeit, eine luftigere Aufstellung der Regale, ein Lesecafé schweben ihm vor. Die Finanzierung ist noch nicht abschließend geklärt, aber „umsetzen werden wir das auf jeden Fall heuer im Sommer.“ Mit „wir“ meint Krug immer auch seine Eltern Iris und Alois Krug mit, die das „Kulturhaus Ganghofermuseum“ seit 2010 ganz maßgeblich zu einem Kulturort entwickelt haben. Als Iris Krug, seit Oktober im „Un-Ruhestand“, kurz zur Tür des Raucherstüberls hereinschaut, lächelt er: „Und hier kommt meine fleißigste Mitarbeiterin.“

Öffnungszeiten und Markus Lindner. Das „Kulturhaus Ganghofermuseum“ in der Leutasch ist am Dienstag und Mittwoch von 10 bis 12 Uhr und am Donnerstag und Freitag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Am 28. Januar um 19.30 Uhr kommt Markus Linder mit einem Musikkabarett-Abend zu Besuch.
 
Ganghofers Zukunft
Die eigenen Wurzeln begreifen: Hinter dem Museum wird ein Acker mit alten Kulturpflanzen wie Goldhafer und Flachs angelegt.
Ganghofers Zukunft
Liebevoll gestaltetes Klassenzimmer aus den 50er Jahren: Museum im ehemaligen Dorfschulhaus.

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