Es sind zuerst Gedanken, die er in seine unzähligen Notizbücher aufschreibt und Bilder in seinem Kopf, bevor ein Gemälde entsteht. Meist dauert es Jahre, bis sie es auf die Leinwand schaffen, erzählt der Inzinger Maler Alain Rosenfeld. Und die Leinwand ist meist keine im klassischen Sinne: Rosenfeld malt auf ausgedienten Teppichen, geschredderten Papierschnipseln, Holzresten oder aus PET-Flaschen hergestellten Leinwänden. Recycling/ Upcycling und Wiederverwertung hat sich der gebürtige Luxemburger, der nach einer abgeschlossenen Lehre als Bauzeichner und einer Technikerausbildung Architektur studiert hat, in seiner abstrakten Malerei und Kunst auf die Fahnen geschrieben. Eine nachhaltige Arbeitsweise ist dem Künstler, der sich vor vier Jahren der Malerei und bildenden Kunst zugewandt hat, extrem wichtig, das bemerkt man beim Flanieren durch sein Inzinger Atelier recht schnell. Alte Pinsel werden nicht entsorgt, sondern als zukunftsweisendes Stilmittel eingesetzt, aus den auf der Mischplatte zurückbleibenden Farbresten gestaltet der Maler Drucke und benutztes Malerwasser wird wiederverwendet.
DER KREATIVE PROZESS ALS AUSDRUCKSMITTEL. Dabei prägen seine Werke vor allem eines: einen Moment des Zufalls, den künstlerischen Prozess mit unterschiedlichen Techniken, Materialien und Werkstoffen als Ausdrucksmittel, statt dem finalen Kunstwerk als Ziel. Serendipität nennt es der Autodidakt selbst: „Sie beschreibt für mich einen zufälligen und überraschenden Entdeckungsmoment, der während dem Prozess des Experimentierens, wundersame Erkenntnisprozesse entfesselt und so immer wieder einen neuen Raum individueller Möglichkeiten aufspannt.“
VERGÄNGLICHKEIT DER MENSCHHEIT. Die Natur sei eine Rieseninspiration für seine Arbeit, sagt der studierte Architekt. Diese spiegelt sich dann als Sujet immer wieder in der Farbwahl, der Struktur und den Pinselstrichen seiner Werke wider. Dabei tragen die einzelnen Bilder keinen Titel, sondern sind einem einheitlichen Gesamtthema unterstellt. „Es geht um die Natur, die Menschlichkeit und die Vergänglichkeit der Menschheit. Und hier schließt sich der Kreis, weil wir selbst ein Produkt der Natur sind“, beschreibt der Autodidakt seine Kunst selbst. Dabei sei die Motivation seines Werkens insbesondere ein sozialpolitischer sowie naturverbundener Umgang mit der Menschheit und die Rückeroberung der Menschlichkeit, um einen sozialen und kulturellen Mehrwert zu fördern. Dafür plant Rosenfeld auch in Zukunft Workshops in seinem Werkraum, um mehr Menschen vom künstlerischen Schaffen zu begeistern.
Die Werke von Rosenfeld erzählen von einem zufälligen und überraschenden Prozess des Experimentierens, immer in starker Verbindung zur Natur. RS-Foto: Zacke