Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Grinzner inszeniert Uraufführung

Der aufstrebende junge Regisseur Peter Lorenz arbeitet erstmals am Tiroler Landestheater

Der junge und ambitionierte Regisseur Peter Lorenz aus Grinzes inszeniert erstmals am „Tiroler Landestheater“. Die RUNDSCHAU hat sich mit dem Theatermacher über seinen Werdegang und die bevorstehende Uraufführung des Stücks „Gute Geständnisse Besserer Menschen“ von Gerhild Steinbuch unterhalten. Im Rahmen der offenen Probe gewährten der Regisseur und die drei Schauspielerinnen – Antje Weiser, Katarina Hauser und Alina Haushammer – einen aufschlussreichen Blick hinter die Kulissen sowie einen Vorgeschmack auf die bereits ausverkaufte Premiere im „K2“ (Haus der Musik) am Freitag, dem 18. März.
14. März 2022 | von Beatrice Hackl
Grinzner inszeniert Uraufführung
Probenfoto: Das wortgewaltige Stück „Gute Geständnisse Besserer Menschen“ von Gerhild Steinbuch blickt hinter die Fassade des Menschseins. Fotos: Angela Karpouzi/Tiroler Landestheater
Von Beatrice Hackl

„Ich liebe das, was ich tue. Meine Arbeitstage sind meist relativ lang. Sie fühlen sich aber nicht lang an und so gehe ich selbst nach einem zwölf-Stunden-Tag pfeifend nach Hause“, berichtet ein enthusiastischer Lorenz, für den die Welt des Theaters bereits seit seiner frühen Kindheit positiv besetzt ist: „Die ‚Sendersbühne Grinzens‘ wird von Laien mit viel Leidenschaft und einem Profianspruch betrieben. Sie fördern Talente und nutzen das Theater als Tool der Gemeinschaft. Auch ich habe als Kind und Jugendlicher auf der Bühne gestanden und die Spielfreude hautnah erlebt. Ich denke, damals wurde der Grundstein für meinen heutigen Werdegang gelegt – dadurch habe ich einen Zugang zur Kultur und zum Theater gefunden.“ Sein Regiedebüt ging vor über zehn Jahren am kroatischen Nationaltheater in Bosnien über die Bühne. Durch Zufall erhielt der damals 16-Jährige ein Stipendium für eine internationale Schule in Bosnien und ebenso zufällig ergab es sich, dass er dort das berühmte Theaterstück „Warten auf Godot“ von Samuel Beckett inszenierte, sich erstmals als Regisseur versuchte und Blut leckte.

Regie kann alles sein, oder nichts. In weiterer Folge verschlug es Lorenz nach Glasgow, wo er angewandte Theaterwissenschaften studierte und praktische Erfahrung sammelte. Im Laufe seines jungen Lebens hat der Grinzner bereits vieles ausprobiert: So stand er bereits selbst das ein oder andere Mal als Schauspieler auf der Bühne, er entwarf Kostüme und Bühnenbilder, versuchte sich als Choreograph sowie an Klangperformances und räumlichen Installationen. Lorenz verfügt somit über eine große Bandbreite und will in keine Schublade passen, aber nichtsdestotrotz fühle er sich in der Rolle des Regisseurs am wohlsten. „Regiearbeit hat für mich immer etwas Transdisziplinäres. Ich finde es reizvoll, unterschiedliche Disziplinen miteinander zu verflechten, da sie sich erfahrungsgemäß gegenseitig befruchten. Durch die integrative Zusammenarbeit entstehen neue Formen. Außerdem stelle ich mich immer wieder gerne neuen Herausforderungen, um Neues zu lernen und offen für alles zu bleiben. In Schottland habe ich auch eine Zeitlang Musik und Kunst studiert. Was ich da gelernt habe, war sehr hilfreich und lässt mich vielleicht auch immer wieder in anderen Bahnen denken. In einem theaterspezifischen Studium lernt man ja hauptsächlich das, was es schon gab bzw. gibt. Aus der Kunst und der Musik konnte ich viel für mich mitnehmen. In der aktuellen Inszenierung ist so beispielsweise eine Art Klangkomposition mit Reisverschlüssen entstanden. Ich arbeite einfach gerne mit dem, was ich habe. Und Regie kann ohnehin alles sein, oder nichts“, verdeutlicht Lorenz.

„Gute Geständnisse Besserer Menschen“. „Netzwerken ist in dieser Branche extrem wichtig und es war mir klar, dass, wenn ich die Regie zu meinem Brotberuf mache, muss ich mich ‚verkaufen‘, auch wenn mir das nicht leichtfällt“, lässt der junge Regisseur wisen. Und genau diese Einstellung hat ihn auch ans Landestheater gebracht. „Ich bin proaktiv auf das ‚Tiroler Landestheater‘ zugegangen und hatte Glück. Ich war zur richtigen Zeit, mit dem richtigen Stück am richtigen Ort. Erfreulicherweise bin ich mit meinem Konzept und meiner Vision für die Uraufführung auf offene Ohren gestoßen. Den Text von Gerhild Steinbuch habe ich bereits 2018 für mich entdeckt, und er passte für mich einfach perfekt in die alpin-urbane Region Innsbruck. Der feministische Ansatz des Textes hat mich angesprochen. Er wurde von Steinbuch zwar explizit fürs Theater geschrieben, und dennoch gibt es keine feste Rollenzuteilung, keine konkreten Figuren. Ich muss gestehen, dass der Text echt ein harter Brocken ist und ich anfangs nicht alles verstanden habe und vielleicht auch jetzt noch nicht alles entschlüsseln kann, was mitunter zwischen den Zeilen steht. Mein Gefühl hat mir aber gesagt, dass ich daraus etwas machen muss. Lieber befasse ich mich aus den richtigen Gründen mit komplexen, schweren Dingen, als mit leichten, ohne zu wissen warum. Der Text thematisiert sexuelle Übergriffe und tastet auf sprachlicher Ebene das Geflecht zwischen Täter und Opfer ab. Wo fängt das eine an, und wo hört es auf. Der Text erkundet, ohne klare Antworten zu liefern.“

Klangvolle Wortkomposition. „Am Schluss findet sich ‚nur mehr‘ eine Aneinanderreihung von Verben – zwischen Liebe und Gewalt. Es wirkt fast so als seien sie alle vorher durch den Text durchgepurzelt“, berichtet Lorenz, der sich die Frage stellen musste, wie man mit Gewalt auf der Bühne umgeht, wie er die Kernthemen und Fragen des Textes destilliert und in welchem Narrativ der Text für das Publikum greifbar wird. In der Schlussszene mit den Verben kulminiert die Intensität der textimmanenten – ebenso klangvollen wie rhythmischen – Sprache, die von den drei Schauspielerinnen kraftvoll zum Leben erweckt wird.
Grinzner inszeniert Uraufführung
Regisseur Peter Lorenz aus Grinzens feiert Debüt am „Tiroler Landestheater“. Foto: Foto: Victor Malyshef
Grinzner inszeniert Uraufführung
Die Inszenierung von Lorenz ist bis Anfang Mai im K2 (Haus der Musik) zu sehen.

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