Von Lia Buchner
Die Abendprobe ist für 19 Uhr angesetzt, der Chor für die Volksszene ist schon da, die Kinder turnen über die Laufstege der Bühne. An den Wänden des Rathaussaals hängen Ausdrucke des Bühnenbilds, der aufwändigen Kostüme, Zeitpläne. Drei Szenen aus dem dritten Aufzug werden heute geprobt, das erste Mal zusammenhängend: Volk und Chor vor der zweiten Hochzeit Margaretes erinnern sie an „ihre“ Tiroler; Margarete und Ludwig zwischen Liebe, Ehevertrag und päpstlichem Zorn; und eine weitere Volksszene mit Margaretes Alptraum.
Jede Betonung. In drei, vier Durchläufen probt der Chor des Volkes den Text, als alles klappt, setzen alle die überdimensionalen Masken auf und proben in Bewegung. Die Stufen auf der Probebühne sind ein Problem, weil die Sicht durch die Masken eingeschränkt ist. Susanne Lietzow, die Regisseurin, feilt an einzelnen Betonungen – „‚Tirol den Tirolern‘ muss kräftiger kommen. Aber ohne die erhobene Faust, so ist es stärker.“ – dann ist sie zufrieden „Ok, sehr schön“.
Quarantäne für Text. Nächste Szene, Dialog zwischen Margarete und ihrem Bräutigam Ludwig. Lisa Schrammel als Margarete ist bezaubernd. Jung, zart, sehr klar, sehr bestimmt – und sehr textfest. „Ich war vor Probenbeginn Corona positiv und hatte richtig viel Zeit in der Quarantäne den Text zu lernen“, lacht die Schwazerin. Mehr Unterstützung von der Regieassistentin braucht Alexander Meile als Ludwig, doch manche seiner Hänger oder Umformulierungen gefallen Susanne Lietzow, und sie streicht kurzerhand das eine oder andere Wort.
Ein Kuss. Dann ist Zigarettenpause für Susanne Lietzow, die Kinder toben ein bisschen. Lisa Schrammel ist umschwärmt von zwei Mädchen, ihren „kleinen Ichs“, und erzählt inzwischen. „Ich liebe diese Rolle, sie ist so vielseitig, so spannend, Margarete ist eine wunderbar starke Frauenfigur.“ Ja, auf die Bühne in der Kuppelarena sei sie gespannt, „ein paar Kollegen haben beim Aufbau schon mal hingeschaut, die Bühne soll steiler sein als im Rathaussaal“. Dann geht es weiter. Lietzow feilt an einzelnen Gesten, an der Energie. Wie beim Kuss zwischen Margarete und Ludwig: „Machen wir ein bisschen weniger Rosamunde Pilcher.“ Alle lachen. Der nächste Versuch gerät etwas spitz, „nein, das ist dann doch zu…“. Lietzow gestaltet hellwach jede einzelne Emotion, und lässt doch ihren Schauspielern viel Freiraum.
Andere Temperatur. Punkt 20.30 Uhr kommen die Musiker um Gilbert Handler und der Damenchor. Lange hatte das Regieteam versucht, den Chor mit Telfer Chorsängerinnen zu besetzen. Doch die Aussicht auf die Proben plus 15 Spieltermine mitten in der Urlaubszeit hat viele abgeschreckt. In den Sängerinnen vom Generationentheater Innsbruck haben sie wunderbaren Ersatz gefunden. In der Alptraumszene Margaretes runzelt Susanne Lietzow die Stirn: „Die Musik muss da noch eine andere Temperatur bekommen.“ Bis zur Premiere am 18. August ist noch einiges zu tun. Und die Proben haben große Lust auf mehr gemacht. Tickets und Detailinfos unter www.volksschauspiele.at.
Daniel Klausner und der Volkschor.
Lisa Schrammel und Alexander Meile.
Die „kleinen Ichs“ von Margarete.