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Internationaler, jünger und weiblicher

Christoph Nix, der neue Intendant der Tiroler Volksschauspiele, präsentiert den Spielplan der Festspiele 2021

Geaht‘s no? Unter diesem Motto werden die Tiroler Volksschauspiele erstmals unter der künstlerischen Leitung von Christoph Nix, aber traditionsgemäß über altbekannte und neue Bühnen gehen. Im Rahmen einer Pressekonferenz wurde das Programm für den Festivalsommer, der am 15. Juli mit einer „Telfer Symphonie“ am Eduard-Wallnöfer-Platz eröffnet wird, präsentiert.
15. Feber 2021 | von Beatrice Hackl
Internationaler, jünger und weiblicher <br />
Spielplanpräsentation für den Telfer Theatersommer: Josef Federspiel (Telfer Kulturreferent), Beate Palfrader (Kultur-Landesrätin), Christoph Nix (künstlerischer Intendant Tiroler Volksschauspiele) und Bgm. Christian Härting (oberster Eigentümervertreter der Volksschauspiele).
Von Beatrice Hackl

Tubaklänge eröffneten die Pressekonferenz, während der Intendant das Motto „Geaht’s no? Geaht’s no? Geaht’s no?“ in den Raum warf. Der im Sommer 2020 bestellte künstlerische Leiter zeigte sich energiegeladen und voller Tatendrang. Ein Motto, das als Zeichen des Mutes und als Aufbruch zu neuen Ufern verstanden werden soll. Für Nix lautet die Antwort auf die Frage des Mottos ganz klar: Ja, es geht noch. „Wir fangen doch erst an. Ich will die letzten 40 Jahre Tiroler Volksschauspiele respektieren, aber vor allem neue Akzente setzen.“ Themen, Regie und Stücke sollen internationaler, jünger und weiblicher werden. Nix strebt eine breite Öffnung auf allen Ebenen an. Ins Telfer Boot holt Nix unter anderem „Junge Leute, die Lust haben zu spielen“. Er will vernetzen, weshalb Absolventen des Salzburger Mozarteums, der Berliner Schauspielschule Ernst Busch und junge Menschen aus Lichtenstein engagiert wurden. Geplant sind aber auch Kooperationen mit Tiroler Bühnen – wie der Heimatbühne vorderes Ötztal, dem Stadttheater Kufstein, dem Bogentheater Innsbruck und vielen mehr. Darüber hinaus sollen künftig sowohl Musik als auch die bildende Kunst verstärkt ins Boot geholt werden. Die Handschrift des neuen Intendanten lässt einen Wandel vom „Boot wird zum Hochseedampfer“ vermuten. Warum auch nicht: Palfrader lässt immerhin verlauten: „Gemeinsam wollen wir etwas schaffen, das über die Landesgrenzen hinauswirkt.“

Neun Stücke, Corona und das Budget. Erstmals werden die Tiroler Volksschauspiele mit neun Stücken an den Start gehen – ein so umfangreiches Programm gab es noch nie. Die Formate seien allerdings kleiner und so bestünde kein großes Risiko. Das Budget beträgt 947.000 Euro und würde laut Bürgermeister Christian Härting halten. „Wir haben keine Glaskugel, aber wir hoffen auf einen spannenden und kritischen Theatersommer. Der Finanzrahmen wurde abgesteckt, und wir haben sehr vorsichtig gerechnet, mit nur 50 Prozent der normalerweise üblichen Zuschauer-Eintritte“, erklärt Härting. Die Marktgemeinde steuert 200.000 Euro bei, wobei man inklusive der vergünstigten Sachleistungen von rund 250.000 Euro ausgehen könne. Kulturlandesrätin Beate Palfrader ließ anklingen, dass das Land seinen Zuschuss um 50.000 und somit auf 250.000 Euro erhöhen dürfte.

Der Mensch braucht Kultur. In Telfs findet sich im Obermarkt ein Transparent mit der Aufschrift „Kultur ist ein Luxus, den der Mensch braucht“ und dahinter stehen die Verantwortlichen. Härting als Eigentümervertreter betont, dass die Volksschauspiele in diesem Jahr ein zusätzliches Signal senden würden, und zwar, dass Kultur stattfinden kann und soll. Der Theatersommer sei ein wichtiger Teil der kulturellen Identität. Palfrader sieht das ähnlich: „Das Theaterfestival hat seit 40 Jahren positiven Einfluss auf die Tiroler Kulturszene. Mit der mutigen Stückauswahl, mit Neuinterpretationen und außergewöhnlichen Spielstätten hat Telfs immer wieder wichtige Impulse gesetzt.“

Das Programm: von Ur- bis Erstaufführungen. Mit der Tragikomödie „Indien“ hält ein Hader/Dorfer-Klassiker Einzug in den Kranewitterstadl. Eben dort wird unter dem Titel „Hochgeschätzt und ausgestopft“ auch das Leben des nach Europa verschleppten Afrikaners Angelo Soliman dargeboten. Im Telfer Rathaussaal werden „Fettes Schwein“ von US-Autor Neil LaBute und „Türkisch Gold« von Tina Müller zum Leben erweckt. Noch vor sich der erste Vorhang des Festivals öffnet, wird das Stück „Türkisch Gold“ – indem die Liebe eines jungen Tirolers zu einer Muslima thematisiert wird – als mobile Produktion auch an den Telfer Schulen zu sehen sein. Im Wald wird sich das Stück „Wolf“ aus der Feder und zugleich unter der Regie von Raoul Biltgen abspielen, während „Rut“ von Christoph Nix im Pavillon des Telfer Franziskanerklosters auf die Bühne gebracht wird. Für die Bühne adaptiert wird die Erzählung „Vater“ des Osttiroler Multi-Künstlers Hans Salcher und Ekkehard Schönwiese. Diese Produktion wird ebenso wie „Reisebuch aus den österr. Alpen“ von Ernst Krenek in der Kultur-Villa Schindler dargeboten. Mit „Allerhand Kreuzköpf“ werden in Zusammenarbeit mit dem Theater Verband Tirol elf Tiroler Bühnen, elf Kurzgeschichten von Karl Schönherr zu Minidramen umgearbeitet. Das Rahmenprogramm reicht von „Drei Reden an die Nation“, über Workshops und Liederabende bis hin zu einer Ausstellung des Osttiroler Malers und Schriftstellers Hans Salcher.

Ausblicke. Unter der Leitung von Christoph Nix werden die Volksschauspiele nicht nur auf die Vergangenheit, sondern insbesondere auch auf Gegenwart und Zukunft blicken. Apropos Zukunft: Auch der Spielplan für 2022 steht und die Verträge sind bereits ausgehandelt. Zudem wurde ein Stückewettbewerb über das kurze Leben der Constanze Manziarly ausgeschrieben – prämiert mit 5.000 Euro. Die aus Innsbruck stammende Manziarly war Hitlers letzte Diätköchin. Weitere Infos unter: www.volksschauspiele.at. Im Laufe seiner vierjährigen Tätigkeit wolle Nix dem Dramatiker Felix Mitterer wieder einen Platz einräumen– ihn zurück ins Boot holen. Er sei mit dem Dramatiker bereits telefonisch und per E-Mail in Kontakt. Nix wird das Theaterfestival mit einer neuen Handschrift versehen. Die angetretene Reise auf dem „Hochseedampfer“ wird wohl eine spannende – wo auch immer sie das Theaterfestival genau hinführen mag.
 
Internationaler, jünger und weiblicher <br />
Internationaler, jünger und weiblicher sollen die Tiroler Volksschauspiele in den kommenden vier Jahren unter der Führung von Christoph Nix werden. RS-Fotos: Hackl
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Christoph Nix, der neue Intendant der Tiroler Volksschauspiele.

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