Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Krippenschätzen auf der Spur

Die Familienkrippe im „Zechn-Hof“ in Axams dokumentiert ganz besonders eindrucksvoll die „Geburt Christi“

Elfriede Zorn aus Axams hütet einen besonderen Schatz. Die große Familienkrippe mit 80 Figuren und mehr als 120 Tieren hat heute einen Ehrenplatz in einem eigenen Raum des alten Hofes.
4. Jänner 2022 | von Lia Buchner
Krippenschätzen auf der Spur
Die große geschnitzte Krippe mit 80 Figuren und 120 Tieren entstand bis 1945. RS-Fotos: Buchner
Von Lia Buchner

Begonnen wurde das Krippenprojekt von Elfride Zorns Großvater Alois in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Von 1925 bis zum Kriegsende schnitzte er die Krippenfiguren, sein Sohn Johann – Elfriedes Vater – übernahm den Bau des Krippenberges. Alois Zorn war als Schnitzer Autodidakt, gelegentlich hat er sich etwas vom berühmten Xander Öfner in Zirl abgeschaut, sich eine Figur zum Nachschnitzen ausgeliehen. Auch das Fassen der Figuren und die Hintergrundmalerei hat der vielbegabte Axamer Bauer selbst übernommen.

In der Stube. 1945, in der ersten Friedensweihnacht, wurde die Krippe erstmals komplett aufgebaut und stand dann Jahr für Jahr in der ohnedies schmalen Stube. „Das war sehr gemütlich“, erinnert sich Elfriede Zorn, „wir Kinder haben hinter und auf dem Ofen Platz gehabt, die Erwachsenen saßen um den Tisch, zu siebent haben wir im Winter mit der Krippe gelebt“. Alois hielt die Kinder nie von der Krippe fern. „Ich durfte schon als ganz Kleine beim Aufbauen mithelfen. Dass ich sehr vorsichtig sein musste mit den Figuren, hatte er mir erklärt.“ Damals war ihre Lieblingsszene die Verkündigungsgruppe mit Engel und den Hirten. Seit letztem Jahr hat sich das geändert. Da schenkte ihr die Familie zwei neue Figuren, die der bekannte Axamer Holzschnitzer Sepp Zeisler für sie gestaltet hatte: Opa Alois mit dem Schnitzmesser und Vater Johann, der ihm über die Schulter schaut. „Ich war unendlich gerührt“, gesteht Elfriede Zorn.

Papierkrippe. Vor der Fertigstellung der geschnitzten Krippe war am Hof die alte Papierkrippe in Verwendung, der zweite Schatz im Hause Zorn. „Sie wird um 1860 entstanden sein“, erzählt Elfriede Zorn, die Lagen der alten Zeitungen, zwischen denen die Figuren das Jahr über aufbewahrt werden, deuten auf diese Zeit. Hergestellt wurde sie von Jakob oder Josef Ram aus Thaur. Papierkrippen waren die Arme-Leute-Krippen des 19. Jahrhunderts, das Exemplar im Zechn-Hof ist durch die sorgfältige Aufbewahrung in einem besonders schönen Zustand: strahlende Farben, kaum beschädigte Figuren und eine nicht enden wollende Vielzahl an Darstellungen.

Die Katze. Erst beim Umbau des Hofes wurde ein eigener Raum für die beiden Krippen geschaffen, in den Elfriede Zorn die „Krippeleschauer“ gerne führt. „Früher hatten viele Häuser in der Weihnachtszeit ein Schild an der Tür, dass hier eine Krippe zu besuchen sei, das hat sich aber aufgehört.“ Schon beim Eintreten sieht sie, dass einer der Engel der geschnitzten Krippe umgefallen ist. „Da muss die Katze drin gewesen sein“, lacht Elfriede Zorn und stellt den Engel wieder an seinen angestammten Platz.

 
Krippenschätzen auf der Spur
Die heilige Familie der Krippe der Familie Zorn.
Krippenschätzen auf der Spur
Der zusammenphantasierte Elefant der alten Papierkrippe entlockt ein Lächeln.
Krippenschätzen auf der Spur
Gut getroffen: Aufnahme von Alois Zorn beim Schnitzen. 

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