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Telfs | Kultur | 11. Oktober 2021 | Lia Buchner

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„Wenn man gar keinen Ort mehr hat.“ Norbert Gstrein (r.) im Gespräch mit Joachim Leitner über seinen aktuellen Roman „Der zweite Jakob“. RS-Fotos: Buchner
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Lange Nacht der Literatur des Kultur.Werk.Axams heuer in Götzens

Die Vorgängerveranstaltungen LiteraTour waren ein unerwartet großer Erfolg, seit zwei Jahren organisiert das Kultur.Werk.Axams die herbstlichen Lesungen nun stationär als „Lange Nacht der Literatur“. Dieses Jahr waren Norbert Gstrein, Bettina Gärtner und der Newcomer Matthias Gruber mit ihren Neuerscheinungen im Gemeindehaus Götzens zu Gast.
Von Lia Buchner

Den Anfang der „Langen Nacht der Literatur“ machte Norbert Gstrein. Er gilt als Tiroler Vorzeige-Autor, auch wenn er selbst mit diesem Label gelegentlich hadert. Sein Leben findet seit gefühlt hundert Jahren nicht mehr in Tirol statt – doch ist die alpine Szenerie für ihn inzwischen wieder ein willkommenes, erdendes Gegengewicht geworden. Besuchshalber im richtigen Leben und auch literarisch im Kontrast zu den weltoffenen, häufig in Amerika spielenden Handlungen seiner Romane. So auch in seinem neuen Buch „Der zweite Jakob“, dessen Hauptfigur, Jakob, einer Tiroler Hoteliersfamilie entstammt, als Schauspieler viel herumkommt, und versucht, seine Tochter bewusst und programmatisch zu „entheimaten“, um ihr ein Außenseiter Dasein in der engen Dorfgesellschaft zu ersparen. Im Gespräch mit Joachim Leitner gesteht Gstrein dann, dass er sich „in der Selbstmythologisierung für einen verhinderten amerikanischen Schriftsteller“ halte. „Nach Amerika kann man sich fortphantasieren, wenn man gar keinen Ort mehr hat.“ Gstreins Sprache ist glasklar und nüchtern, seine Bilder hochpräzise. Wie immer eine Freude.

Arbeitswelten. Bettina Gärtners Roman „Herrmann“ spielt in der Welt der Büros, der Wirtschaft, einer Welt in der sie sich bestens auskennt. Bettina Gärtner war viele Jahre lang als Grafikerin selbständig, kennt das Auf und Ab der Unternehmerin und auch die Verflechtungen und Fallstricke der Arbeitswelt. Die Hauptfigur ihres Romans führt ein eher unspektakuläres Mittvierziger-Leben zwischen Hauptstadt, Kleinstadt und Heimatgemeinde, möchte ein wenig Karriere machen, hadert mit dem Erbe ihres Vaters und plötzlich überschlagen sich die beruflichen und privaten Ereignisse. Der Sprachwitz der Autorin macht die Milieu- und Charakterstudie zu einer interessanten Entdeckungsreise, auch wenn ihre Bilder gelegentlich rumpeln.

Wettbewerbssieger. Den Abschluss der wirklich langen Literaturnacht macht Matthias Gruber. Er ist Gewinner des FM4 Kurzgeschichtenwettbewerbs Wortlaut 2020 und einer der interessantesten Nachwuchsautoren. Er liest seinen FM4 Siegertext „Hinter dem Mond“, eine kluge Kurzgeschichte über ein Paar, das vor der Entscheidung der selektiven Abtreibung steht. Er erzählt in federleichter Sprache, in die sich unvermutet Schwere mischt. Gerade diese Breite macht seinen Text interessant.
 
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Glasklare Sätze, hochpräzise Bilder. Norbert Gstreins Sprache macht keine Kompromisse.
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Bettina Gärtner erzählt aus der (Arbeits-)Welt des Mittvierzigers „Herrmann“.
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