Apropos Gott: In einem beinahe hysterischen Zwiegespräch mit der himmlischen Macht, hatte Eve zuvor den Übergriff von Adam beklagt. Dabei hatte sie nur ihren Verlobten vor der Einberufung retten wollen und war deshalb an den Richter herangetreten, der sie so schändlich missbrauchte. Im Zuge des Wirrwarrs ging dann auch der Krug zu Bruch und Eves Mutter Marte erhob Anklage. Dem Ganzen nicht genug, hat sich Gerichtsrat Walter zur Revision der Verhältnisse in der Tiroler Provinz angekündigt. In die wurde die Handlung vom fiktiven niederländischen Dorf Huisum kurzerhand verlegt, und auch in der Zeit wurde gereist, was die Schreibmaschine und das Telefon im, an den LKW angehängten Container, in dessen Innenleben die Gerichtsverhandlung abgehalten wurde, zeigten. Der Gerichtsrat oder vielmehr die Rätin hatte schon in Landeck den dortigen Richter ins Visier genommen, der sich aufhängte, also keine guten Grundvoraussetzungen für den umtriebigen Adam. Er und Gerichtsschreiber Licht räumten noch schnell ein paar verdächtige Ordner und schwarze Kassen aus dem Gericht, bevor die Gerichtsrätin (Corinna Harfouch) mit Cowboyhut, fliederfarbenem Anzug, schwarzen Stiefeln und blonder Perücke die Bühne stürmte. Sie hat so gar keine „Sympathy for the Devil“. Den Rolling Stones Song sang Eve (Annalena Hochgruber) inbrünstig vom Dach des LKW-Container-Gerichtssaales. In der Inszenierung wurde ein Fokus ganz klar auf die jungen Schauspieler gesetzt. Auch Lenz Moretti als Ruprecht rauschte stilecht mit dem Puch-Mofa zur Bühne und überzeugte mit seinem Spiel. Die Dramatik in der Beziehung der Beiden nimmt ihren Höhepunkt, als Ruprecht Eve nicht nur in Flagranti erwischt, sondern auch noch von deren Mutter beschuldigt wird, den Krug zerbrochen zu haben. Den wahren Täter kennt niemand, nur Zeugin Brigitte (Sibylle Canonica) glaubt, den Leibhaftigen selbst gesehen zu haben.
SCHNELLE AUFKLÄRUNG? Der aalglatte Gerichtsschreiber Licht (Harald Schrott) versucht rücklings Licht ins Dunkle der Herumlaviererei Adams zu bringen. Für ihre ganz eigene Interpretation von Kleists Handlung, die jedoch sehr nahe am Text blieb, bekamen die Darsteller, nach eineinhalb Stunden, stehende Ovationen. Das Lustspiel, das gelegentlich in einen Klamauk ausartete, kam beim Publikum, nicht zuletzt wegen des außergewöhnlichen Bühnenbildes, sehr gut an. Gelegentlich musste man den Kopf um 180 Grad drehen, um auch alles mitzubekommen.
Rundumsicht: Die Zeugin Brigitte auf einem Balkon am Wallnöfer-Platz. Foto: Marcella Ruiz Cruz
Eve verzweifelt an Adams Tat und spricht schambehaftet zu Gott. Foto: Marcella Ruiz Cruz