Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Ohne Krimi geht die Mimi…

Bernhard Aichner präsentierte neues Buch „Dunkelkammer“ in Telfs

Auch für nicht ausgewiesene Krimifans war die erste Publikumslesung nach so langer Zeit die reine Freude. Der Innsbrucker Autor Bernhard Aichner kam auf Einladung der Bücherei nach Telfs und las und erzählte und sang, und man hatte den Eindruck, dass dieser Abend auch für ihn die reine Freude war.
31. Mai 2021 | von Lia Buchner
Ohne Krimi geht die Mimi…<br />
Hess und Köhle singen mit Aichner: ein Volkslied. RS-Fotos: Buchner
Von Lia Buchner

Für die wenigen, die den Namen Bernhard Aichner nicht einordnen können: Der gebürtige Osttiroler ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Krimiautoren, Werke wie die „Totenfrau“-Trilogie wurden in x-Sprachen übersetzt, am Theater inszeniert und nun auch als sechsteilige Netflix Serie abgedreht. Dabei ist Aichner ein sympathischer, heiterer Mann geblieben, der das Staunen nicht verlernt hat: „Brünhilde Blum geht bei Netflix dann weltweit herum und bringt Leute um. Das ist schon lässig.“ Während des letzten Jahres der Vereinzelung hat er „viel geschrieben und viel Brot gebacken“, daher erscheinen die Bände seiner neuen „Bronski“-Trilogie jetzt Schlag auf Schlag. Im März kam der erste Band „Dunkelkammer“, Ende Juni folgt mit „Gegenlicht“ Band II und im Frühjahr 2022 der Schlussteil „Brennweite“, an dem er gerade schreibt. 

Einst Pressefotograf. Aichner liebt es, Serien zu schreiben, „ich finde es traurig, eine Figur nach einem Buch schon wieder verlassen zu müssen“. David Bronski wird also bleiben, und er ist Pressefotograf – wie sein Schöpfer auch. Aichner war um die Jahrtausendwende für den Kurier landauf landab als Fotograf unterwegs, hat mit der Meute auf die ersten Bilder aus Galtür gewartet, und genau dort gemerkt, dass die ewigen Bilder des Unheils nichts für ihn sind. 
Ein abgehalfterter Pressefotograf also findet eine mumifizierte Leiche in einem seit offenbar 20 Jahren leerstehenden Haus – „diese Wohnung ist in Arzl, die Besitzerfamilie lässt sie wirklich seit 20 Jahren leerstehen, da dachte ich: so, euch lege ich da eine Leiche hinein“ – informiert seinen ehemaligen Pressekollegen Bronski, eine inzwischen ziemlich verquere Persönlichkeit, und schon fangen die Aichnerschen Merkwürdigkeiten an. 

Aichnersound. Die Lesung wie den Text selbst gestaltet Bernhard Aichner gekonnt abwechslungsreich, er steuert geschickt das Tempo mit seinem typischen „Aichnersound“ – kurze und kürzeste Sätze erzeugen etwas Atemloses – wechselt zwischen Ich-Erzähler und rein dialogischen Kapiteln, spielt in der Lesung ein Kapitel aus der Hörbuchfassung ein, erzählt dazwischen wieder ein bisschen, wie er Ideen aufschnappt und albert mit den Musikern herum. Frajo Köhle und Marc Hess albern mit: „heute ist die Musik für den seriösen Teil des Abends zuständig“ und illustrieren die Texte von Aichner klug und punktgenau. Die titelgebende Krimi-Mimi läutet den Abend ein, der abgesandelte Leichenfinder bekommt Ambros mit „De Kinett’n wo i schlof“, Shootingstar Aichner selbst wird mit Elton Johns „Rocket Man“ kommentiert, der sehr witzig und sachte mahnend zu „Major Tom“ kippt und einsam im All verglüht.
Wer flott geschriebene, variantenreiche Krimis liebt und sich an Aichners immer wieder leicht abwegigen Handlungssträngen nicht stört, ist mit der „Bronski“-Trilogie sicher bestens bedient. Die eingefleischten Bernhard Aichner Fans werden die Bücher ohnehin verschlingen. Die Warteschlange vor dem Signiertisch am Ende des Abends war jedenfalls beeindruckend.
Ohne Krimi geht die Mimi…<br />
Aichner liest Aichner.
Ohne Krimi geht die Mimi…<br />
Die Fans stehen Schlange: Aichner signiert.

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