Von Friederike Hirsch
Bereits das Line-Up mit Simon Kräutler und Wilfried Rogl (beide Gesang) sowie Stefan Wolf (Gitarre) und Ewald Brandstätter (Klavier) ließ aufhorchen. Auch der Titel des Konzertes „Schubert meets Grönemeyer“ klang vielversprechend. Mehr als 100 Menschen waren daher nach Wildermieming in den Gemeindesaal gekommen, um sich überraschen zu lassen. Line-Up und Titel haben nicht zu viel versprochen. Das Publikum erlebte eine bezaubernde musikalische Reise durch die Zeiten. Es war dies das erste Konzert in Wildermieming, seit sich die Plateaugemeinden Mieming, Wildermieming und Obsteig unter dem Namen „Kulturorte Mieming Plateau“ zusammengeschlossen haben. Maria Thurnwalder (Kulturmanagement): „Wir wollen für heuer und die nächsten Jahre grenzenlos sein.“ Mit „Schubert meets Grönemeyer“ hat sie dies wieder einmal gekonnt bewiesen.
MUSIKALISCHE 150 JAHRE. Die vier Künstler Simon Kräutler, Willi Rogl, Stefan Wolf und Ewald Brandstätter schaffen eine Verbindung der beiden Komponisten Franz Schubert und Herbert Grönemeyer, die zwar über 150 Jahre auseinander liegen, sich aber doch näher sind als gedacht. Hier sind Liedermacher unter sich. Dort Franz Schubert, der Schöpfer des romantischen Liedes, der eine Welt der Poesie in Lieder verwandelt hat, dort Herbert Grönemeyer, einer der bedeutendsten Liedermacher unserer Zeit, der in unnachahmlicher Weise Texte in Melodien verwandelt hat. Schubert und auch Grönemeyer verbindet die Fähigkeit, Texte und Melodien in Einklang zu bringen. Was wäre also gewesen, wenn Franz und Herbert gemeinsame Sache gemacht hätten? Wahrscheinlich ein Konzert, wie das in Wildermieming.
Das Konzert. Herkömmliche Interpretationen von Schubert-Liedern treffen auf Grönemeyer-Ohrwürmer, gespickt mit musikalischen Experimenten. Klassisch fällt Grönemeyer dabei in vergangene Jahrhunderte und bekommt eine neue Bedeutung. Jazzig begibt sich Schubert auf die „Winterreise“. Spannend und intensiv wird es, wenn beide Ausnahmekomponisten im Quartett eine überraschende Symbiose bilden. Das ungeschriebene Gesetz, Grönemeyer nicht nachsingen zu können oder zu dürfen, wird gekonnt und ohne Abklatsch gebrochen. Die vier Künstler geben Grönemeyer eine unglaubliche Intensität. Ganz im Sinne der Romantik. Franz Schubert erscheint in den Interpretationen in einem vollkommen anderen Licht. Er ist kein abgehobener, veralteter Romantiker, sondern ein zeitgeistig, junger Liedermacher. Ein Konzert, bei dem man sich wünscht, man könnte unter den RUNDSCHAU-Bericht eine Tonspur legen, um das Dargebotene tatsächlich hörbar zu machen. Es war eine poetisch-musikalische Reise, die nachwirkt und nach Wiederholung schreit.
Simon Kräutler, der Kopf hinter dem Projekt, bestach durch seine stimmgewaltige Bühnenpräsenz.
RS-Foto: Friederike Hirsch
Klangschön und zielsicher begeisterte der Tenor Willi Rogl in Wildermieming.
RS-Foto: Friederike Hirsch
Mit einer Leichtigkeit der Musik zeigte Stefan Wolf an der Gitarre sein vielfältiges stilistisches Repertoire. RS-Foto: Friederike Hirsch