Wallnöferplatz, Samstag 22 Uhr: Intendant Gregor Bloéb betritt unter tosendem Applaus die Bühne und läutet die Preisverleihung ein. „Der RUTH Preis ist eine Sichtbarkeit, eine Verneigung und ein Dankeschön. Benannt nach unserer Ruth Drexel, die das Volkstheater wieder zu den Menschen gebracht hat, die gesagt hat ‚Volkstheater darf anders denken, ist ein Theater der Begegnung und des Austausches‘. Dazu braucht es aber eine Heimat und jemanden, der sich kümmert, der da ist. Wir werden heuer zwei RUTH vergeben, weil die beiden Preisträger unwiderruflich mit dem Beginn und der Geschichte der Volksschauspiele verbunden sind. Wir alle haben ihnen zu danken. Ihr gabt uns Heimat, ihr ward der Boden, ihr ward das Wasser.“ Sprach’s und bat seinen Bruder Tobias Moretti alias „Bruder Adam“ und den RUTH-Preisträger 2023, Arthur Thöni, auf die Bühne, um die Preise zu übergeben.
BLOÉB WÜRDIGT HELMUT KOPP. Der Telfer Altbürgermeister Helmut Kopp holte die Volksschauspiele nach Telfs. Bloéb: „Lieber Helmut, ich muss dein Zitat jedes Jahr vielfach erzählen, kürzlich der Süddeutschen Zeitung: ‚Kemmts zu uns, bei uns gibt’s koa Zensur‘ – das ist einfach legendär und bis heute die festgeschriebene DNA der Volksschauspiele. Nachdem Hall die Volksschauspiele um Ruth Drexel, Hansl Brenner, Josef Kuderna oder Kurt Weinzierl rausgeschmissen hat – wie blöd warn die eigentlich – hast Du sie aufgenommen, den Ausgestoßenen Asyl gegeben. Und wir sind gekommen um zu bleiben. Kennengelernt habe ich Dich mit etwa 15 Jahren, Du hast mich um an Tschigg angschnorrt – sagenhaft, der Bürgermeister!“ Kopp behütete jahrzehntelang die Volksschauspiele, trotzte Bombendrohungen, Anfeindungen, Geldnöten, Platzmangel oder Wetterkapriolen. „Du warst unsere Heimat, du warst unser Humus. Die Ermöglicher und Bewahrer sind die wahren Helden“, schließt Bloéb und Moretti ergänzt: „Helmut, du bist der Inbegriff dessen, wovon man heute nur noch träumen kann: Eine völlige Übereinstimmung deines Amtes, deines Handelns, deines Menschseins.“
MORETTIS ANEKDOTE ÜBER SILVIA WECHSELBERGER. Silvia Wechselberger war 36 Jahre Geschäftsführerin der Tiroler Volksschauspiele. Tobias beginnt seine launige Laudatio: „Silvia Wechselberger ist – um in antiken Metaphern zu sprechen - die Schönheitsgöttin Aphrodite und erinyenhafte Hüterin des heiligen Finanzgrals in Personalunion. In dieser Funktion war sie auch entscheidend für meine gesamte künstlerische Laufbahn, weil vor der ersten Gagenverhandlung hab ich mich sehr gefürchtet. Irgendwann hab ich sie überzeugen können, dass ich knapp vorm Verhungern sei und nur die erste Gage von dreißigtausend Schilling – sie wollte nur zehntausend zahlen – dies abwenden könne. Mit dem dunkelblauen Alpha, den ich mir davon gekauft habe, habe ich dann Ruth Drexel eines Nachts in München heimgefahren, weil der Hansl dazu nicht mehr in der Lage war. Ruth war so begeistert, weil ich einen riesigen Stein auf der Beifahrerseite liegen hatte – einen Stein aus Tirol, der mir als Schauspieler in Hannover das Heimweh lindern sollte. Dieser Eindruck war so nachhaltig, dass Ruth mich dann ans Residenztheater geholt hat. Du siehst Silvia, das war dein Verdienst, dein klarer Blick für die Notwendigkeit hat damals schon Früchte getragen. Du hast alle Wechselberge und -täler dieser Volkstheateridee wirtschaftlich wie künstlerisch mitgetragen mit der Sonne und Klarheit deines Wesens, mit der Empathie für unseren Beruf, für die dramatische Kunst, mit deiner Konstanz und Unverwüstlichkeit. Die heurige RUTH ist ein Symbol für alles, was du den Volksschauspielen bist und warst.“ Die RUNDSCHAU gratuliert beiden Preisträgern sehr herzlich!
Ruth-Preisträger 2023 Arthur Thöni überreichte feierlich die Bronzestatuette RUTH an Helmut Kopp. Foto: Bundschuh
Ausgelassene Stimmung während der launigen, mit Anekdoten gespickten Würdigungen der diesjährigen Preisträger. Foto: Bundschuh