Von Nina Zacke
Wenn ein Publikum muht und wiehert, mit den Händen kleine Pistolen samt freundlichen Schussgeräuschen nachahmt, um dann wieder berührt in den Stuhl zu sinken oder in lautes, schallendes Lachen auszubrechen, kann man den Abend guten Gewissens gelungen nennen. So geschehen vergangenen Donnerstagabend beim siebten Telfer Poetry Slam in einer bis auf den letzten Platz gefüllten Bücherei und Spielothek. Der Begründer der österreichischen Slamszene und Autor, Markus Köhle, moderierte dabei – sprachgewandt, wie immer – durch den Slam.
DER KAMPF UM DIE BEGEHRTE SLAMGLOCKE. Als sogenanntes „Opferlamm“ startete der Moderator selbst mit einem während der Zugfahrt von Innsbruck nach Telfs geschriebenen Text über die Herbstzeit, Schnupfen und die Sehnsucht nach öffentlichem Niesen nach einer langen pandemiebedingten Abstinenz. Dann starteten die insgesamt sechs Poetry Slammer mit ihren Texten und kämpften auf der Bücherei-Bühne mit Sprachkunst, Performance und Wortkreationen um die heißbegehrte Slamtrophäe – die Telfer Glocke, die von der Telfer Künstlerin Sabine Winkler bemalt wurde und die nun bei der Slammerin und Gewinnerin des 7. Telfer Poetry Slams, Käthl, ein neues Zuhause findet.
NETT IST DIE KLEINE SCHWESTER VON LOVE. Mit jeweils fünf Minuten Redezeit traten die sechs Slammer gegeneinander an und trugen ihre selbst verfassten Texte der großen Menschenmenge im Publikum vor. Johannes Holzner dichtete über das gegenseitige Abhängigkeitsverhältnis von einem Glas Rotwein und seinem Trinker Peter, während die Slammerin Katrin ohne H über fehlende Musen, Frank Schubert und Symphonien philosophierte. Barbara Tatschls Text handelte von Helene, die plötzlich in der Toilette ihres On-Off-Beziehungspartners Benjamin eingesperrt ist und keinen Ausweg findet, bis endlich Hilfe von außen kommt. Der Klaus – so sein Slamname – rekapitulierte in einer Wochenaufstellung von Montag bis Samstag mit den Waltons, Knight Rider & Co. seine Kindheit vor dem Fernseher und Silke Gruber sprach in ihrem Dialekt-Text über den „Andersch Woherigen“ und die „Dahigen“, die am Haller Bauhof aufeinandertreffen. Mit einem Text über das Nettsein überzeugte Käthl das Publikum davon, dass das Wort „nett“ eigentlich die kleine Schwester von „love“ ist und verursachte unter anderem mit ihren „Piu-piu“-Schussgeräuschen einer netten Pistole unzählige Lacher. Im Finale traten schließlich Der Klaus, Silke Gruber und Käthl erneut gegeneinander an. Mit einem Applaus wurden die drei Finalistenplätze auserkoren. Klare Siegerin des siebten Slams in Telfs wurde unter tobendem Jubel und ohrenbetäubendem Händeklatschen die Innsbruckerin Käthl, den zweiten Platz teilten sich Silke Gruber und Der Klaus.
Finalistin Käthl überzeugte das Publikum mit ihrem Text übers Nettsein. RS-Foto: Zacke
Waltons, Knight Rider & Co: „Der Klaus“ sprach über Fernseh-Kindheit. RS-Foto: Zacke
Die Hallerin Silke Gruber bestach im Dialekt. RS-Foto: Zacke