Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Telfs setzt die Daumenschrauben an

Ausstellung „Missetaten und Rechtssprüche“ in der Villa Schindler stellt das Gericht Hörtenberg in den Fokus

Gerichtsakte, Rechtsprechung und dem vorausgehend die Anklagepunkte geben einen spannenden Einblick in das Leben der Menschen früherer Zeiten. Die Ausstellung „Missetaten und Rechtssprüche“ in der Villa Schindler, die am vergangenen Mittwoch eröffnet wurde, stellt die lange Geschichte und die Bedeutung des Gerichtswesens und der Gerichtsbarkeit in der Region rund um das Gericht Hörtenberg, das in seiner jahrhundertelangen Geschichte mehrere Sitze hatte, in den Mittelpunkt. „Was wurde angeklagt und warum?“ oder „Wer waren die Kläger, und welche Strafen hatte man zu erwarten?“, sind nur zwei der schier endlosen Fragestellungen, derer sich das Gezeigte annimmt.
21. Mai 2024 | von Christina Hötzel
Telfs setzt die Daumenschrauben an
Christine Gamper und Sandra Marsoun-Kaindl haben die Ausstellung in der Villa Schindler konzipiert. RS-Foto: Hötzel
„Wir hoffen, dass die Leute schätzen, was Recht heute bedeutet. In einer Demokratie sollte man auch wissen, welche Rechte und Pflichten man hat. Wenn es der Ausstellung gelingt, einen neugierigen Blick auf das Gerichtswesen zu lenken, dann waren wir erfolgreich“, betonten Christine Gamper und Sandra Marsoun-Kaindl die Wichtigkeit der mehr als 700-jährigen Tradition des eigenen Gerichtssitzes in Telfs. Beweidung, Forstsachen oder Notariatsakte für Verlasssachen sind zwar spannend zu lesen, aber schlecht auszustellen. Deshalb wird eher auf Ehegenehmigungen, Mord, Totschlag, kuriose Fälle, Ehrbeleidigung und auch Zauberei eingegangen. Kalt den Rücken hinunter läuft es dem Betrachter beim Anblick der Instrumente der „peinlichen Befragung“, wie Mundbirne oder Daumenschrauben. Der ein oder andere hat aber sicher auch heuer noch eine Person im Sinn, die er gerne wegen Tratscherei mit der aufgesetzten Schandmaske sehen würde. Doch es ist gut, dass die Strafen sich gewandelt haben.

NICHTS FÜR SCHWACHE NERVEN. Makaber sind einige Aspekte des damaligen Rechtswesens schon, wie die Tatsache, dass die Leichen der Hingerichteten zerlegt und etwa das Menschenfett verkauft wurde. Das sollte  bei Gicht helfen. Einen Selbstmörder abhängen und vergraben, war eine weitere einträgliche Aufgabe, für die gewöhnlich der Scharfrichter zuständig war. Gegenüber einer Hinrichtung mit geringem Verdienst, machte er dabei den besten Profit. Die Daumenschrauben anlegen oder sich gerädert fühlen: Begriffe aus der Gerichtspraxis früherer Jahre spielen auch heute noch eine große Rolle in der Alltagssprache. Die Ausstellung „Missetaten und Rechtssprüche – Das Gericht Hörtenberg“ in der Villa Schindler ist noch bis 9. November, jeden Mittwoch von 14 bis 17 Uhr, Donnerstag 17.30 bis 20 Uhr und Samstag 13 bis 17 Uhr zu sehen. Viele der Fakten können Interessierte im Austellungskatalog nachlesen. Er ist für zwölf Euro in der Villa Schindler und im Noaflhaus zu erwerben.
Telfs setzt die Daumenschrauben an
Die Mundbirne diente als Instrument der „peinlichen Befragung“. RS-Foto: Hötzel
Telfs setzt die Daumenschrauben an
Diese Schandmaske wurde Personen bei Ehebruch, Lästern oder Tratschen als Ehrenstrafe aufgezwungen. RS-Foto: Hötzel
Telfs setzt die Daumenschrauben an
Mit Henkersknoten aufgehängt, sind die Erklärungen bekannter Sprüche. RS-Foto: Hötzel

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