Von Christine Wieser
Auch wenn wir heute den Schwierigkeitsgrad einer Bergtour nicht mehr mit „Unbesteigbar –äußerst schwierig – Damentour“ definieren, und Berge wie der Mont Blanc seit der Begehung durch eine Frau nicht mehr an Achtung verlieren würden, ist eine Gipfeleroberung oder eine Erstbesteigung in unseren Köpfen trotzdem immer noch eine typische Männerdomäne und der Kampf um Anerkennung und Bekanntheit weiblicher Bergsteiger noch lange nicht gewonnen. Raphaela Haug (geb. 1994. Kader des DAV) meint dazu: „Wenn ich mit einem Mann unterwegs bin, wird automatisch davon ausgegangen, dass er vorsteigt und ich am sicheren Ende des Seils hinterherkomme.“
Den Heldinnen der Berge ein Gesicht. Die drei Telfer Kuratorinnen der Ausstellung, Christine Gamper, Sandra-Marsoun-Kaindl und Karin Pernegger, wollen mit dieser Mähr ordentlich aufräumen. Sie geben nationalen und internationalen Heldinnen der Berge ein Gesicht, einen Namen und ihre Geschichte. In Zusammenarbeit mit dem Schweizer Alpinmuseum, dem ÖAV, dem DAV, dem Innsbrucker Stadtmuseum, der Firma „Deuter“ und Ingrid Kröss als privater Leihgeberin haben sie in liebevoller Kleinstarbeit Sehenswertes aus der weiblichen Bergwelt zusammengetragen und ausgestellt. Umrahmt wird die historische Ausstellung von Arbeiten zeitgenössischer Künstlerinnen, die einerseits selbst erfahrene Bergsteigerinnen sind, sich aber andererseits auch in ihrer Kunst mit dem Thema „Berg“ auseinandersetzen.
Zu den Personen. Maria Peters studierte konzeptionelle Kunst an der angewandten Akademie der bildenden Künste in Wien und begann bereits während ihres Studiums mit der klassischen Expeditionsmalerei im Himalaya. Susanne Liner studierte an der Kunstakademie in Düsseldorf. Die Schwazerin gestaltete unter anderem das Plakat zur Ausstellung. Die aus dem Pitztal stammende Künstlerin Elisabeth Eiter hat im Rahmen ihres Studiums an der Kunstuniversität Linz eine intensive künstlerische Recherche zum Innenleben und der Dynamik der heimischen Gletscherwelt entwickelt. Sie ergänzt hierbei ihre künstlerische Praxis mit dem Wissen, das sie aus dem realen Leben und aus der Auseinandersetzung mit der Bergwelt sowie ihrer Arbeit als Bergwanderführerin gewinnt. Seit 2020 dokumentiert die Südtiroler Fotografin Sissa Micheli historische Schauplätze des Ersten Weltkrieges. An den Orten, die eigentlich Ruhe und Frieden ausstrahlen und dennoch Gebiete von Krieg und Gräuel waren, nimmt sie selbst die Rolle der Protagonistin ein, um als Friedensstifterin an die Verbrechen zu erinnern. Die wirklich besuchenswerte Ausstellung ist noch bis einschließlich 29.Oktober geöffnet.
Termine
Kuratorinnenführung: Samstag, 24. September, um 15 Uhr, 15.00 Uhr; Donnerstag, 6. Oktober, 18 Uhr; Donnerstag, 20. Oktober, 18 Uhr; Samstag, 29. Oktober, 15 Uhr.
Künstlerinnengespräch: Die ausstellenden Bergkünstlerinnen im Dialog mit Karin Pernegger am Donnerstag, 22. September, um 19 Uhr.
Vortrag: Veronika Sint-Menzel über „Die erste Frau beim Alpinen Club der Karwendler“ am Freitag, 30. September, 19 Uhr.
Lesung: Carmen Gratl liest aus Helma Schimkes Buch „Über allem der Berg“ am Dienstag, 11. Oktober, 19.Uhr
Schaustücke der Familie Härting aus Telfs.
Das Originalbild zum Ausstellungsplakat, gemalt von Susanne Liner aus Schwaz.