Mehr als 600 Tiroler Wehrpflichtige weigerten sich im Zweiten Weltkrieg für den NS-Staat zu kämpfen. Diese „radikale Minderheit des abweichenden Handelns und des Eigensinns“, so Peter Pirker, hatte genug vom Grauen des Krieges. Viele von ihnen wurden von Frauen unterstützt. Nicht allen gelang die Flucht – Wehrmacht, Kripo und Gestapo setzten alles daran, dieses Zerbröckeln der „Manneszucht“ zu unterbinden. Doch mehr als 60 Prozent der Desertionen waren erfolgreich. In jeder zweiten Tiroler Gemeinde gab es Deserteure. An manchen Orten im Ötztal, im Zillertal, im Pitztal oder im Vomperloch bildeten sich auch größere Gruppen, die das Kriegsende unbeschadet erlebten. Die kostenlos zugängliche Veranstaltung im Großen Saal des Landhauses 1 in Innsbruck bietet im Anschluss die Möglichkeit zur Diskussion, die von Nikolaus Hagen vom Institut für Zeitgeschichte moderiert wird.
VORSCHAU AUF SABINE PITSCHEIDER-VORTRAG: „Zwangsarbeit in Tirol“. Der nächste Vortrag folgt am 6. Februar um 18 Uhr im Großen Saal des Landhauses 1: Die Zeithistorikerin Sabine Pitscheider widmet sich dabei dem „Arbeitseinsatz für das Reich: „Zwangsarbeit in Tirol 1939–1945“. Diese Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Wissenschaftsbüro Innsbruck und dem „Verein ERINNERN:AT“ statt. Die Ausstellung „Vom Gauhaus zum Landhaus“ im Landhaus 1, die mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen täglich von 9 bis 17 Uhr kostenfrei besucht werden kann, läuft noch bis 4. Mai. Weitere Informationen zur Ausstellung und zu den folgenden Veranstaltungen des Rahmenprogramms, darunter Vorträge und Führungen, finden sich unter www.tirol.gv.at/erinnern
Franziska Schütz beschaffte ein Wehrmachtssiegel zur Fälschung von Fluchtdokumenten: Sie zählte zum Kreis der Helferinnen der Deserteure in Tirol. Foto: Landesarchiv