Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Wenn eine ganze Familie für die Kultur brennt

Mit dem „KuHlturstall“ in Axams bereichern Elfrieda Zorn, ihre Tochter sowie ihre zwei Schwestern die Kulturlandschaft

Eine Frau, nein – eine ganze Familie, deren Herz seit Generationen im Einklang für die Theaterwelt schlägt, bereichert in Axams die Kulturlandschaft. Veranstaltungen aller Art, egal ob Theater, Kabaretts, Konzerte oder Lesungen haben im „KuHlturstall“ von Elfrieda „Igele“ Zorn ein Zuhause gefunden. Durchschnittlich wird die Bühne einmal im Monat bespielt. Um einen reibungslosen Ablauf gewährleisten zu können, wurde hierfür ein Verein gegründet, der sich weitestgehend aus Familienmitgliedern zusammensetzt.
14. September 2020 | von Beatrice Hackl
Wenn eine ganze Familie für die Kultur brennt
Sie haben der Kultur am Land ein Zuhause gegeben: (v.l. stehend) Maria-Theresia Schwaiger-Zorn (Schwester), Bernadette Schwaiger (Nichte), Sonja Kluckner (nicht blutsverwandt aber nichtsdestotrotz Teil der Familie), Elisabeth Zorn (Schwester) und (v.l. sitzend) Gründungsobfrau Elfrieda Zorn mit Magdalena Zorn (Tochter). RS-Foto: Hackl
Von Beatrice Hackl

Dass sich hinter dem „KuHlturstall“ Menschen mit einer immensen Leidenschaft für Theater, Musik bzw. einer großen Affinität für kulturelle Initiativen verbergen, spiegelt sich in der ansprechenden Programm-auswahl wider und wird für jeden Besucher unmittelbar spürbar. Seit Generationen ist die Familie Zorn eng mit der Welt des Theaters und der Musik verwoben. So hat Elfriedas Großvater, Alois Zorn bereits 1925 einen Theaterverein gegründet, der bis heute fortbesteht, und er war zudem 30 Jahre lang Kapellmeister der Musikkappelle Axams. In Erinnerung an ihn, jenen Mann der ihr, ihren Schwestern Elisabeth und Maria-Theresia sowie ihrer Tochter Magdalena das Theatergen vererbt hat, wurde im Garten, neben dem „KuHlturstall“ ein besonderes Platzl eingerichtet, wie Elfrieda berichtet: „Mein Opa hat damals 1958 die hiesigen Passionsspiele inszeniert. Das Originalkreuz dieser Spiele, inklusive dem einstigen Plakat, habe ich im Garten entsprechend in Szene gesetzt.“
Auch ihr Vater Johann Zorn habe des öfteren als Schauspieler – auf den Brettern, die die Welt bedeuten – gestanden. Die Begeisterung für das Schauspiel teilt Elfrieda mit ihren beiden Schwestern. Somit schlüpften auch die drei Schwestern im Laufe ihres Lebens immer wieder in unterschiedliche Rollen, wobei Elisabeth sich auch als Regisseurin hervortat.

AUF KLEINEM RAUM ENTSTEHT GROßARTIGES. Die Idee zum eigenen Theater wurde von Elfrieda Zorn gemeinsam mit ihrer Freundin Sonja Kluckner bei einem Glas Wein geboren. „Unser Kuhstall stand seit rund 30 Jahren leer und der ungenützte Platz hat mich plötzlich dazu inspiriert ein kleines Theater zu errichten“, berichtet Elfrieda, die Kultur als Nahrung für die Seele und somit als „lebensnotwendig“ erachtet. Nach sechs Monaten Bauzeit hat die Idee des “KuHlturstalls“ Gestalt angenommen und am 9. Februar 2019 – am Geburtstag von Gründungsobfrau Elfrieda Zorn – konnte mit dem Zwei-Personen-Stück „Es war die Lerche“ der Sendersbühne Grinzens Prämiere gefeiert werden.
Seither ist es Familie Zorn gelungen, ihr Publikum immer wieder aufs Neue zu begeistern und Stammgäste an sich zu binden. „KuHlturstall“-Besucher beschreiben die Initiatorin „Igele“ als eine idealistische Frau mit Kultur im Blut. „Mama ist die treibende Kraft und eine begnadete Organisatorin. Bei Stücken haben wir zwar einen leicht unterschiedlichen Geschmack, aber gemeinsam gelingt es uns, gute Entscheidungen für unser Publikum zu treffen“, verdeutlicht Magdalena. „Auf der Wunschliste für die Zukunft steht definitiv eine Eigenproduktion. Ich liebäugle durchaus mit Schönherr-Stücken, aber es gibt noch keine fixen Pläne und zudem herrscht bei uns schauspielertechnisch noch Männernotstand“, lässt Elfrieda wissen. „Unsere Feuertaufe sollte etwas Besonderes werden, deshalb sind wir vermutlich sehr wählerisch, aber es wird sich schon noch das Richtige ergeben“, ist auch Tochter Magdalena überzeugt.

KULTUR-LIEBE IN VIERTER GENERATION. „KuHltur ist für mich ein Wort, das ich seit knapp zwei Jahren mit ‚H‘ schreibe“, verdeutlicht Magdalena die enge Verbindung zur kulturellen Wirkungsstätte. „Der Stall ist für mich ein Ort der Begegnung. Seit der Eröffnung sind bereits viele Synergien entstanden. Zudem ist der Stall ein Zeichen dafür, dass es sich lohnt, seine Träume Realität werden zu lassen. Kultur ist für mich wie ein Lebenselixier. Seit ich denken kann, besuche ich Theatervorstellungen und Konzerte, was mich selbst zu einer begeisterten Musikerin und Amateurschauspielerin werden lies“, berichtet Magdalena, die bereits an ihrem ersten Geburtstag zum ersten Mal eine Theatervorführung mit ihrer Mutter besuchte – Schneewittchen. „Kultur war meiner Mama immer viel wert, und sie hat mich dahingehend auch stets unterstützt. Es war toll mit so einer Mama aufzuwachsen“, zeigt sich Magdalena dankbar. Heute spielt sie in vierter Generation Theater und darüber hinaus gehört sie auch in vierter Generation der Axamer Musikkapelle an – in der sie, wie ihr Großvater, Klarinette spielt.
Wo einst sieben Kühe und zwei Kälber lebten, lebt heute „KuHltur“. Der Stall befindet sich übringens in der Karl-Schönherr Straße – benannt nach dem nur ein paar Häuser weiter geborenen Dichter und Dramatiker Karl Schönherr. Offenbar ein gutes Pflaster für „KuHltur“ am Land.
Wenn eine ganze Familie für die Kultur brennt
Premiere feierte der “KuHlturstall“ am 9. Februar 2019 mit dem Zwei-Personen-Stück „Es war die Lerche“ der Sendersbühne Grinzens, gespielt von Katharina Trojer und Peter Wolf. Fotos (2): KuHlturstall
Wenn eine ganze Familie für die Kultur brennt
Während des Umbaus mussten unzählige Scheibtruhen voll Schutt aus dem alten Kuhstall befördert werden.

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