Von Beatrice Hackl
„In fünf wesentlichen Bereichen stellen wir mit unserem Pflegepaket des Landes die Weichen für die Zukunft und setzen über das Bundes-Pflegepaket hinaus ein deutliches Mehr um: Es wird mehr zusätzliches Geld für die Pflege in Tirol geben, mehr Ausbildungsmöglichkeiten, mehr Qualität für die Pflege, mehr Unterstützung für pflegende Angehörige sowie mehr Kinderbetreuung in der Pflege“, informiert LH Günther Platter. Gesundheitslandesrätin Annette Leja ergänzt: „In einem noch nie dagewesenen und österreichweit einzigartigen Prozess haben wir viele Praktiker im Vorfeld eingebunden und haben zugehört, welche Sorgen und Anregungen sie für uns haben. Wer, wenn nicht die Pfleger sowie die pflegenden Angehörigen selbst, wissen besser, was sie für zufriedenstellende Arbeitsbedingungen benötigen. Wir haben diese Rückmeldungen in den letzten Wochen gebündelt und zu einem MEHR-Pflegepaket zusammengeschnürt.“
MEHR Geld für die Pflege: Mit den insgesamt 71 Millionen Euro zusätzlich, die Bund und Land Tirol für die Pflege in Tirol in den nächsten drei Jahren zur Verfügung stellen, sollen mitunter die Gehälter für das Pflege- und Betreuungspersonal erhöht werden. Da nicht ausgeschlossen werden kann, dass der Bund für die Umsetzung und Auszahlung der höheren Gehälter noch Zeit benötigt, geht das Land Tirol diesbezüglich bereits im Juli-Landtag in Vorleistung. Damit soll gewährleistet werden, dass das zusätzliche Geld für die Pfleger und Betreuer noch heuer bei den Betroffenen am Konto ankommt. Darüber hinaus setzt das Land Tirol unter anderem einen flächendeckenden Einspringerbonus um, damit jedes Pflegepersonal, das eigentlich frei hätte und einspringt, einen zusätzlichen Anerkennungsbeitrag als Abgeltung erhält.
MEHR Ausbildungsmöglichkeiten: Die bereits funktionierenden und hervorragend angelaufenen Pflegeschulen – etwa in der Ferrarischule in Innsbruck, in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Rotholz, Imst und Landeck-Perjen – werden auf alle Bezirke Tirols ausgeweitet. Zudem wird eine eigene Lehre für Assistenzberufe (Pflegelehre) als Pilotprojekt im Schuljahr 2023/2024 in Tirol im Zuge von mehreren Pilotprojekten umgesetzt. Zudem wird das Land Tirol sowohl den Studierenden als auch den SOB-Schülern die Studiengebühr bzw. das Schulgeld erlassen, sodass es einen weiteren finanziellen Anreiz für die Absolvierung der Pflegeausbildung gibt.
MEHR Qualität für die Pflege: Um speziell auf Zukunftsthemen einzugehen, wird eine eigene Stabstelle „Pflegeentwicklung“ eingerichtet. Diese wird für eine in die Zukunft gerichtete Führungskräfte- und Personalentwicklung in der Pflege sorgen, aber auch die Digitalisierung sowie das Qualitätsmanagement in der Pflegelandschaft vorantreiben. Mit der Forcierung von e-Health und Telemedizin wird dem Grundsatz „mobil vor stationär“ mehr und mehr Rechnung getragen. Darüber hinaus wird im Amt der Tiroler Landesregierung ein eigenes Pflegetelefon eingerichtet, das als Anlaufstelle für alle Fragen rund um das Thema Pflege dient. Ab 1. Juli 2022 wird dieses Angebot von Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr unter der kostenlosen Nummer 0800 400 160 zur Verfügung stehen.
MEHR Unterstützung für pflegende Angehörige: Das Land wird die Tagespflege ausbauen und eine eigene, maßgeschneiderte „Kurzzeitpflege zuhause“ schaffen, um pflegende Angehörige stunden- oder tageweise zu entlasten. Auch moderne und bewährte Betreuungsformen wie Senioren-WGs werden weiter forciert. Zudem wird auch eine eigene Schulung für pflegende Angehörige angeboten werden, um dem Wunsch nach familiärer Pflege verstärkt Rechnung zu tragen.
MEHR Kinderbetreuung: Ein weiterer, entscheidender Schritt für die Zukunft der Pflege wird es sein, individuelle, auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter abgestimmte Kinderbetreuungsmöglichkeiten anzubieten. Vom gesamten MEHR-Pflegepaket werden vier Millionen Euro allein dafür aufgewendet, um zusätzliche Kinderbetreuungsmöglichkeiten zu schaffen sowie betriebliche Tageseltern einzurichten.
Aus der Sicht eines Praktikers. Der Geschäftsleiter des Pflegeheims der Gesundheitsdienste Völs, Mischa Todeschini, betonte die Wichtigkeit moderner Wohnformen: „In Völs nehmen wir dabei eine Vorreiterrolle ein. Vom betreuten Wohnen über die Tagespflege, mobile Pflege und Betreuung bis hin zu klassischen Pflegeheim-Plätzen bieten wir das gesamte Spektrum an. Der Erfolg gibt uns Recht, dass das der richtige Weg für die Zukunft ist.“ Todeschini hat als Pflege-Fachmann seine Expertise im Zuge der Erstellung des Pflegepakets des Landes eingebracht: „Auch die unterschiedlichen Ausbildungsmöglichkeiten – Stichwort Pflegelehre, Pflegeschulen sowie Pflegestarter-Ausbildung – sind entscheidend, damit wir junge Menschen bereits am Beginn ihrer Berufswahl und -entscheidung ansprechen und sie überzeugen, sich für einen Pflegeberuf zu entscheiden.“