Von Bernhard Rangger
„Zu den Vorwürfen habe ich bei der jüngsten Gemeinderatssitzung ausführlich Stellung bezogen, welche alle entkräftet werden konnten. Durch aufmerksames Lesen aller Sitzungsprotokolle wäre eine Anklage von vornherein hinfällig gewesen. Da ich mich den Seefelder Bürgern verbunden fühle, ist mir eine ordentliche Amtsübergabe sehr wichtig. Wenn es gewünscht wird, stehe ich natürlich noch für eine Weile zur Verfügung, und ich werde mich weiter um die ausstehenden WM-Gelder bemühen“, sagt Werner Frießer, der seit 17 Jahren die Geschicke der Gemeinde Seefeld leitet. Genauso abrupt, wie er zum neuen Job kam, so hat er ihn als Bürgermeister auch beendet: „Als ich 2004 zur Wahl angetreten bin, konnte ich es selbst nicht glauben, dass ich bei meiner ersten Kandidatur Bürgermeister werde. Jetzt, fast drei Perioden später, galt es zu überlegen, die Geschicke der Gemeinde in neue Hände zu legen. Darüber habe ich bereits seit längerem mit meiner Fraktion diskutiert, den Entschluss habe ich schlussendlich rasch gefällt, da man nicht jeden Tag einen interessanten Job finden kann. Ich freue mich sehr auf meine neue Aufgabe bei der Familie Fröschl als Geschäftsleiter bei der ‚Axamer Lizum Aufschließungs AG‘. Mein derzeitiger Vorstandsvertrag bei der ‚Bergbahnen Rosshütte Seefeld-Tirol-Reith AG‘ wäre am 30. April .2022 ausgelaufen, von einer Vertragsverlängerung konnte ich nach der Verkürzung meines Vertrages im vergangenen Jahr, herbeigeführt durch die Opposition im Gemeinderat, nicht ausgehen.“
Zahlreiche Projekte realisiert. Frießers Nachfolger muss jedenfalls in große Fußstapfen treten, denn allein die Liste der unter ihm umgesetzten Projekte ist lang: Unter anderem wurden das Feuerwehrhaus neu gebaut, die „Strandperle“ erneuert und das „SKZ“ generalsaniert. Frießer: „Ein besonderes Anliegen waren mir die sozialen Einrichtungen und der Schulstandort. So haben wir mit dem ‚Altenwohnverband Telfs‘ die Seniorenresidenz errichtet. Der Sozialsprengel wurde erweitert und die Hauptschule zur damals modernsten Mittelschule Tirols umgebaut. Wir haben die Kinderkrippe, den Kindergarten und die Volksschule generalsaniert, einen Schülerhort eingerichtet und ein eigenes Musikschulgebäude errichtet!“ Viele Projekte betrafen auch den Umweltschutz: So wurden etwa die Loba saniert und ein Trinkwasserkraftwerk und die Fernwärme samt Stromerzeugung errichtet. Im gesamten Gemeindegebiet wurden Hochwasserschutzmaßnahmen umgesetzt. Auch im Eppzirlgebiet, wo die Gemeinde die Wasserleitung erneuerte und mit sanierten Hochbehältern die Trinkwasserversorgung so absicherte, dass heute auch eine vorübergehende Versorgung von Scharnitz und eine dauerhafte Versorgung von Neuleutasch möglich sind.
Vermächtnisse. Frießers Hauptvermächtnis werden aber die Bauten rund um sportliche Großereignisse sein: „Bei den olympischen Jugendspielen wurde die erste Ausbaustufe des Nordischen Leistungszentrums geschaffen. Für die Nordische Ski-WM 2019 wurden dann die Loipenbeschneiung, die Tennis- und Fußballplätze, der Kabinentrakt und der neue Bahnhof samt Erweiterung der Fußgängerzone errichtet. Die WM-Tennishalle wurde erneuert und bei der Casino-Arena das Basisgebäude erweitert“, listet Frießer auf. Er war während seiner Amtszeit auch ehrenamtlicher Geschäftsführer mehrerer Gemeindebetriebe und halbtags Geschäftsführer der Bergbahnen Rosshütte. In dieser Funktion hat er das Parkdeck errichtet, den „Rosshüttenexpress“, die Härmele- und die Jochbahn erneuert und die Beschneiung ausgebaut. Aus dem 4,7 Millionen-Euro-Betrieb (Umsatz) wurde ein Zwölf-Millionen-Unternehmen. „Wenn die zugesagten Covid-Förderungen kommen, stehen wir auch dort liquiditätsmäßig sehr gut da!“
Vier Millionen fehlen. Auf die Frage, ob er Obmann des Skiclub Seefeld bleiben wird, sagt Frießer: „Ohne Zweifel werde ich die Weltmeisterschaft für Sportler mit mentaler Einschränkung im März 2022 veranstalten, da ich dafür bereits meine fixe Zusage gemacht habe und Markus Grameiser aus Seefeld als Medaillenhoffnung dabei sein wird. Es sind aber die vielen Großevents, vom Austria-, Alpen- bis hin zum Weltcup, die wir über Jahrzehnte ehrenamtlich und mit großem persönlichen Risiko durchgeführt haben, die mir Kopfzerbrechen bereiten. Vielleicht finden sich ja dafür neue Leute, jede helfende Hand ist herzlich willkommen!“ Bei den WM-Kosten fehlen immer noch vier Millionen Euro vom Bund. Wer wird dieses Geld nach der Ära Frießer holen? Der scheidende Ortschef: „Natürlich werde ich bezüglich zugesagter Förderungen weiterhin gerne behilflich sein, schließlich war ich bei allen Verhandlungen Ansprechperson.“ Im Laufe der letzten Jahre hat sich bei Frießer die Überzeugung breit gemacht, dass ein Bürgermeister heutzutage neben Managerfähigkeiten auch umfassende Rechtskenntnisse haben muss: „Es wird gegen alles geklagt. Als Bürgermeister ist man im Grunde 365 Tage und 24 Stunden im Einsatz. Auch ich werde nicht jünger und brauche mehr Erholungsphasen“, so Frießer abschließend.