Von Gebi G. Schnöll
Isabella Blaha ist seit 2004 mit der Scharnitzer Dorfpolitik verankert. Bis 2010 war sie Vizedorfchefin, seit zehn Jahren ist sie Bürgermeisterin. „Kommendes Jahr werde ich 70, Zeit, dass ich mich schön langsam aus der Gemeindepolitik zurück-ziehe und mich meiner Familie und meinen Hobbys widme. Vor allem die Dorfchronik möchte ich über den Kulturverein betreuen, und ich bin auch Mitglied der archäologischen Gesellschaft in Innsbruck. Den Haushalt schubsen und sonst nichts tun, das wäre mir zu wenig“, schmunzelt Blaha. Bis zu ihrem geplanten Abtritt in eineinhalb Jahren will sie als Bürgermeisterin noch viel bewegen. Doch Corona ist derzeit ein Hemmschuh. „Das Virus ist auch in der Gemeindearbeit gut spürbar. In einigen Bereichen hinken wir hinten nach. Es ist eine schwierige Zeit, die wir gemeinsam meistern müssen“, sagt die Dorfchefin und sie setzt auch den Appell an die Dorfbewohner, dass man unbedingt Abstand halten und wegen des Lockdowns nicht Online im Ausland einkaufen, sondern abwarten sollte, bis die Geschäfte wieder geöffnet haben. Im Gemeindeamt wird trotz Corona gearbeitet. „Wenn jemand dringend was braucht, kann er während der Bürozeiten zum Gemeindeamt kommen, wo zum Beispiel durch das Sekretariatsfenster Formulare abgegeben oder abgeholt werden können und von den Gemeindemitarbeiterinnen natürlich auch gerne Fragen beantwortet werden. Homeoffice kommt derzeit bei uns jedenfalls nicht in Frage. Da müssten Laptops angekauft werden, was auch eine Geldfrage ist. Außerdem sind alle wichtigen Ordner und Schriftstücke im Gemeindeamt gelagert“, schildert Isabella Blaha.
Zuzug bringt Kosten. Bis zu ihrem Abgang will die Scharnitzer Dorfchefin noch einige Aufgaben erledigen. „Es stehen noch wichtige Projekte an. Kommendes Jahr werden zum Beispiel im Ortsteil Gießenbach Gehsteige und Busbuchten errichtet, um die Sicherheit für Fußgänger zu erhöhen!“ Ein großes Thema wird in Zukunft in der Gemeindestube auch der Zuzug von außen sein. Scharnitz besticht wegen der ruhigen Lage, der guten Anbindung mit der Bahn nach
Innsbruck und Telfs sowie durch die Nähe zu Bayern und zum Karwendelgebirge. „Die Nachfrage nach Grundstücken und Wohnungen ist relativ groß. Bei uns funktioniert das Dorfleben das ganze Jahr über sehr gut. Es ist immer was los, im Nachbarort Seefeld ist zum Beispiel drei bis vier Monate im Jahr sozusagen tote Hose. Wir schauen natürlich, dass die Einheimischen im Dorf bleiben können. Doch der Zuzug von außen wird von Seiten der Gemeinde nicht gerade gefördert. Zum einen muss die Infrastruktur ständig erweitert werden und zum anderen kostet auch die Kinderbetreuung eine Stange Geld“, rechnet Blaha vor. Erschwingliche gemeindeeigene Grundstücke gibt es in Scharnitz derzeit kaum noch, wer aber von privat Bauland erwerben will, muss tief in die Tasche greifen. Zwischen 300 und 350 Euro kostet der Quadratmeter bereits. Auf ihre Amtsniederlegung im Jahr 2022 angesprochen, erklärt Isabella Blaha, dass sie sich einen dynamischen Nachfolger wünscht. „Hoffentlich verhindert Corona nicht auch noch die Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen. Wäre mir schon recht, wenn ich mich zurückziehen und die Dorfpolitik von außen betrachten könnte!“
Scharnitz ist ein beschaulicher Ort. Die ruhige Lage und die guten Anbindungen nach Innsbruck, Telfs und Deutschland sorgen für Zuzug.