Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Gemeindeschmiede“ lockt Jugend

In keinem anderen Bezirk zeigten so viele junge Menschen Interesse an der Gemeindepolitik

Rund 40 Jugendliche haben sich im Rahmen der „Gemeindeschmiede“ im B4 in Zirl über die unterschiedlichsten gemeindepolitischen Belange informiert. Es fand ein reger Austausch mit lebhaften Diskussionen statt und das Fazit des Abends bzw. dessen roter Faden war klar: „Nur wer sich engagiert, kann auch etwas bewegen.“
19. Juli 2021 | von Beatrice Hackl
„Gemeindeschmiede“ lockt Jugend<br />
Auftakt zur „Gemeindeschmiede“ in Zirl: V.l. Moderator Gabriel Castaneda, Johannes Tilg von den Neos, Bgm. Thomas Öfner von der SPÖ, Viktoria Kapferer, Johannes Tilg und Benjamin Nößlinger-Ties von der ÖVP. Foto: GemNova
Von Beatrice Hackl

Junge Menschen zwischen 15 und 30 Jahren sollen mittels der „Gemeindeschmiede“ verstärkt an die Gemeindepolitik herangeführt und dafür begeistert werden. Einige von ihnen sollten im Idealfall schon bald in den jeweiligen Gemeinderat einziehen. Im Rahmen der Veranstaltung erhielten die jungen Teilnehmer Einblicke in die Arbeit von Gemeinden und in die politischen Abläufe eben dieser. Die vom Land Tirol, dem Tiroler Gemeindeverband und der „GemNova“ initiierte „Gemeindeschmiede“ bot und bietet die Möglichkeit, den ersten Schritt in Richtung Gemeindepolitik zu setzen. Mittels unterschiedlicher Unterstützungsangebote sollen die jungen Interessenten dazu befähigt werden, die Zukunft ihrer Heimatgemeinde aktiv mitzugestalten. Für den Zirler Bürgermeister Thomas Öfner (SPÖ) ein klarer Auftrag: „Frischer Wind ist in der Gemeindepolitik willkommen und im Sinne von Erneuerung und Weiterentwicklung wichtig. Darum begrüße ich es ausdrücklich, wenn sich junge Menschen bei uns engagieren.“

Für Veränderungen stark machen. Viktoria Kapferer, ÖVP-Gemeindevorständin in der kleinen Sellrainer Gemeinde St. Sigmund, weist in der Diskussion auf einen weiteren wichtigen Punkt hin: „Nur wer sich engagiert, kann auch etwas bewegen. Und das geht in einer Gemeinde einfach leichter und besser als auf Landes- oder Bundesebene.“ In die gleiche Kerbe schlägt auch Johannes Tilg, Landesvorsitzender der NEOS Tirol, sowie der andere Johannes Tilg, ÖVP Gemeinderat in Hall. Beide appellieren an die anwesenden Jugendlichen, den Schritt in die Gemeindepolitik zu wagen und sich zu engagieren. Denn Schimpfen alleine sei zu wenig. „Wer etwas ändern will, muss sich dafür auch einsetzen.“ 
Sachthemen dominieren Gemeindearbeit. Von allen Anwesenden besonders hervorgehoben wird die Überparteilichkeit der „Gemeindeschmiede“. Alle Redner sind sich darin einig, dass in der Gemeindearbeit zudem die Sachthemen dominieren und die Parteipolitik nebensächlich sei. In den nächsten Wochen und Monaten wird sich zeigen, wer von den interessierten Jugendlichen es dann tatsächlich auf eine Wahlliste für die Gemeinderatswahlen im Februar nächsten Jahres schafft. „Junge Menschen sollen auf den verschiedensten Listen kandidieren, damit auch die ganze Breite des politischen Spektrums abgebildet ist. Außerdem wünsche ich mir, dass mehr Frauen dabei sind,“ so der Präsident des Tiroler Gemeindeverbandes, Ernst Schöpf. 

Beweggründe, Chancen und Benefits. Auch Viktoria Kapferer wünscht sich mehr Frauen in der Gemeindepolitik. „Ich finde es wichtig, dass sich junge Menschen in der Gemeinde engagieren. Es ist generell wichtig, dass Junge nachkommen, damit die Gemeinden nicht den Anschluss an die nächste Generation verlieren. Frauen werden dringend gebraucht, denn ihr Blickwinkel ist möglicherweise ein anderer. Bestenfalls setzen sie neue, bereichernde Schwerpunkte“, verdeutlicht Kapferer. Im Rahmen ihres Impulsvortrags hob die junge Gemeindevorständin hervor, was sie dazu bewegt sich zu engagieren: „Warum tust du dir des eigentlich an, Vicky? Eine Frage, die ich immer wieder mal gestellt bekomme. Ganz klar, weil ich mitbestimmen will, welche Entscheidungen in unserer Gemeinde getroffen werden. Darüber, welche Initiativen die Region stärken können – beispielsweise ein gemeinsamer Recyclinghof. Gemeinderäte sind darum bemüht die Wünsche der Bevölkerung direkt entgegenzunehmen und, insofern möglich, diese dann auch umzusetzen. Die Arbeit im Gemeinderat besteht nicht nur daraus Anträge einzubringen, sondern es geht vielmehr darum, das Leben der Bevölkerung sowohl aktiv als auch wohnungs-, lebens- und wirtschaftsfähig zu gestalten. Ich bin davon überzeugt, dass es eine aktive Bürgerbeteiligung braucht und es wichtig ist, die direkte Mitsprache der Einwohner zuzulassen. Die Bürger sollen mitentscheiden, was die nächsten Generationen in unserer Heimat brauchen. Sie sollen aber auch durch eine aktive Kommunikation erfahren, was in den Gremien passiert. Es ist nun an der Zeit – umzudenken und mitzuarbeiten, damit unsere Gemeinden auch in 30 Jahren noch zukunftsfähig sind.“ 
Kapferer erachtet ein Mandat zudem als eine Win-win-Geschichte: Nicht nur die Gemeinde bzw. die Bevölkerung, sondern auch derjenige selbst, profitiere von der Tätigkeit, die eine gute Schule fürs Leben sei: „Das Mandat im Gemeinderat bedeutet aber nicht nur Arbeit. Es bringt auch jeden einzelnen persönlich weiter. Man lernt den Umgang mit Behörden, erhält Informationen,  die vielleicht nicht jedem so schnell zugänglich sind. Man lernt sein Dorf aus allen möglichen Blickwinkeln kennen und sammelt zugleich Erfahrungen fürs ganze Leben.“

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