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„Langsamer Polit-Rückzug im Gleitflug“

GV Josef Federspiel wird seiner Funktion noch bis Ende der Periode nachkommen, aber 2022 nicht mehr kandidieren

Zwölf Jahre lang hat sich Gemeindevorstand Josef Federspiel (WFT) in und für Telfs politisch engagiert. Doch mit Ablauf der aktuellen Gemeinderatsperiode sei für ihn Schluss – er verlässt die politische Bühne. Gemeinsam mit dem Obmann von „Wir für Telfs“, Bgm. Christian Härting, informierte der Kulturreferent der Marktgemeinde Telfs, dass er bei der kommenden Gemeinderatswahl im Februar 2022 nicht mehr kandidieren wird. Eine Entscheidung, die er sowohl mit einem lachenden als auch mit einem weinenden Auge getroffen habe. Als einen ausschlaggebenden Punkt für seinen Rückzug nannte er unter anderem das Klima im Gemeinderat während der letzten Jahre.
13. September 2021 | von Beatrice Hackl
„Langsamer Polit-Rückzug im Gleitflug“<br />
Privat, beruflich und politisch hat sich Josef Federspiel jahrelang in und für Telfs engagiert. 2022 wird er nicht mehr kandidieren und sich künftig verstärkt auf seine Familie konzentrieren.RS-Foto: Hackl
Von Beatrice Hackl

„Josef hat viele Jahre für unseren Verein ‚Wir für Telfs‘ gearbeitet und dafür gebührt ihm großer Dank“, betont Vereins-Obmann Bgm. Christian Härting. Der Wunsch, seine politische Laufbahn mit Ende der Periode zu beenden, sei bereits seit Beginn des Jahres gereift, weshalb er vor geraumer Zeit mit Bürgermeister Christian Härting über seine Zukunftspläne gesprochen habe. „Die Harmonie der ersten Zeit war nicht mehr da, auch innerhalb der Gruppierung ‚Wir für Telfs‘. Vielleicht ist es Zeit für einen Generationenwechsel, und vielleicht ist die Veränderung gut für die Gruppe. Ich habe mich mit Christian darauf geeinigt, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um meine Entscheidung bekannt zu geben, dass ich mit Ende der Gemeinderatsperiode nicht mehr politisch in Erscheinung treten werde. Die Vorbereitungen für den Wahlkampf sind bereits angelaufen. Die ersten Themenworkshops fanden bereits statt. Es ist nur fair, die Menschen über meinen langsamen Rückzug im Gleitflug zu informieren“, ist Federspiel überzeugt.

Schlechtes Klima, statt Harmonie. „Ein ausschlaggebender Grund dafür, dass ich mich nicht mehr aufstellen lasse, ist das Klima im Gemeinderat. Das habe ich in den letzten Jahren nicht als motivierend wahrgenommen, wozu einzelne viel beigetragen haben. Ich bin ein Mensch, der immer die Harmonie gesucht hat, um schlussendlich einen gemeinsamen Nenner zu finden“, verdeutlicht der Gemeindevorstand. Federspiels politische Laufbahn nahm 2009 ihre Anfänge. Damals, vor zwölf Jahren hat dieser gemeinsam mit Härting die Liste „Wir für Telfs“ aufgebaut. In weiterer Folge agierte Federspiel sechs Jahre lang als Gemeinderat und Bildungsreferent. „In dieser Funktion konnte ich meine Erfahrungen als Lehrer, Direktor und Landesschulinspektor einfließen lassen. Es darf vermutlich durchaus behauptet werden, dass jemand wie ich, der mit sechs Jahren in die Schule rein und erst mit 60 wieder raus ist, weiß, wovon er redet und worauf es ankommt“, berichtet Federspiel schmunzelnd. Seit der Gemeinderatswahl 2016 zählt er zum Gemeindevorstand und ist als Kulturreferent tätig, wobei sich der Aufbau eines funktionierenden Kulturteams in der Verwaltung als Herkulesaufgabe herausstellte.

Kultur als Herausforderung. Federspiel gibt zu: „Aus heutiger Sicht kann ich nur sagen, man sollte dort bleiben, wo man sich wohlfühlt. Der Wechsel war nicht einfach. Bildung geht alle an. Alle sind involviert. Für die Kulturbranche Geld aufzutreiben bzw. den Bedarf hierfür zu argumentieren und sich durchzusetzen ist viel schwerer. Es war eine schöne Zeit, aber es gab – wie bekannt sein dürfte – auch Turbulenzen innerhalb der Kultur-Abteilung und Corona hat sein Übriges dazu beigetragen. Zudem war mir der Rückhalt innerhalb des Gemeinderats zu wenig. Vieles wurde ‚zerdiskutiert‘ und ich fühlte mich als Einzelkämpfer, trotz der Unterstützung von Christian. Ich habe eine Zeitlang an mir selbst gezweifelt, bin aber zu dem Schluss gekommen, dass es in puncto Kultur gemeinde- und finanzpolitisch einfach anders läuft. Es ist um ein Vielfaches schwerer, 10.000 Euro für ein Kultur-Event ‚loszulassen‘, als für etwas im sportlichen Bereich. Nichtsdestotrotz ist es gelungen, viel zu bewegen: Die Volksschauspiele, der Ausbau des Noaflhauses, der Ruf der Villa Schindler sowie die Musikschule, die unter anderem durch die Galerie ‚Resonanzraum‘ zum Ort der Begegnung forcierte. Kultur ist ein Luxus, den der Mensch braucht – wie unser Plakat beim Baumarkt festhält. In diesem Sinne wird die Kultur auch weiterhin seitens der Gemeinde politisch geführt werden.“

Freundeskreis der Friedenglocke. Die Funktion als Obmann des Freundeskreises der Friedenglocke ist keine politische und somit wird sie Federspiel auch weiterhin ausführen: „Wir sind schon in der Vorbereitungsphase für die Feierlichkeiten für das 25-jährige Jubiläum der Friedensglocke und das 50-jährige Jubiläumsjahr der ARGE ALP im nächsten Jahr.“ Abschließend lässt Federspiel mit einem Lächeln auf dem Gesicht noch wissen, dass er sich darauf freue, künftig mehr Zeit mit seiner Familie und am Golfplatz zu verbringen.
 

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