Von Beatrice Hackl
Sowohl im landwirtschaftlichen, als auch im gewerblichen Bereich hat die Anzahl an Großtraktoren stark zugenommen. In den vergangenen fünf Jahren ist der Traktorenbestand in Tirol um fast acht Prozent auf rund 28.500 gestiegen. Gerade im Ortsgebiet werden die Schwergewichte von anderen Verkehrsteilnehmern oft als Bedrohung wahrgenommen. Hier setzt die Kampagne des Landes mit bewusstseinsbildenden Maßnahmen ein Zeichen. „Wir wollen die Lenker von Großtraktoren – über die Einhaltung der geltenden gesetzlichen Vorschriften oder Geschwindigkeitsbegrenzungen hinaus – für eine besondere Rücksichtnahme sensibilisieren“, verdeutlicht LH-Stv. Josef Geisler, der selbst auch zu den Traktorfahrern zählt.
Gegenseitiges Verständnis und Rücksichtnahme. Die Landwirtschaft kennt keine geregelten Arbeitszeiten. Die Feldarbeit muss oft unter großem Zeitdruck innerhalb weniger Tage oder gar Stunden auch am Abend und am Wochenende erledigt werden. Dafür bittet LH-Stv. Geisler die Bevölkerung um Verständnis. Auf der anderen Seite sind die Lenker der Schwergewichte aber ihrerseits aufgerufen, Rücksicht zu nehmen. „Es geht nicht darum, den Zeigefinder auf jemanden zu richten, sondern darum, aufeinander zuzugehen. Den Fuß vom Gas zu nehmen und situationsangepasst unterwegs zu sein bzw. den Lenkern bewusst zu machen, wie sie von anderen wahrgenommen werden. Großtraktoren rufen bei der Bevölkerung oft Unbehagen hervor, insbesondere wenn sie im Ortsgebiet mit Anhänger oder der Erntemaschine unterwegs sind“, weiß Geisler.
Eindruck von Gefahr und Bedrohung. „Um ein gutes Miteinander sowie höchstmögliche Sicherheit im Straßenverkehr zu erreichen, setzen wir laufend unterschiedliche Initiativen. Große Traktoren sind mittlerweile vermehrt im Gebrauch, auch beim Erdtransport und dergleichen. Wir haben immer öfter Rückmeldungen erhalten, dass unter anderem die Kombination eines Großtraktors und einer engen Ortsdurchfahrt als gefährlich wahrgenommen wird. Wir sind dem nachgegangen und haben festgestellt, dass das alles gesetzeskonform ist. Aber nichtsdestotrotz entsteht bei anderen Verkehrsteilnehmern der Eindruck von Gefahr und Bedrohung. Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschieden, in dieser Angelegenheit bewusstseinsbildende Maßnahmen zu setzen. In diesem Sinne appellieren wir an die Lenker, achtsamer und langsamer mit ihren großen und breiten Gefährten unterwegs zu sein. Großtraktoren wirken auf andere Verkehrsteilnehmer oft wie motorisierte Ungetüme. Es ist daher wichtig, besonders im Ortsgebiet und bei Überholvorgängen genügend Abstand gegenüber Fußgänger und Radfahrer zu halten und das Fahrverhalten bzw. die Geschwindigkeit entsprechend anzupassen“, verdeutlicht LH-Stv. Ingrid Felipe.
Größenverhältnisse auf einen Blick. Allerdings würde es Geisler zufolge aktuell nicht vermehrt zu Unfällen mit Traktoren kommen: „Das ist eher eine Gefühlssache. Es geht hier um das Empfinden der Verkehrsteilnehmer. Ein LKW und ein Traktor sind zwar ähnlich groß, jedoch ist das Abrollgeräusch eines Traktors ein anderes und steigt natürlich proportional zur Geschwindigkeit“, verdeutlicht Geisler, und Felipe ergänzt: „Zwar sind Unfälle mit dem Rad und dem E-Bike in der Statistik viel weiter vorne, aber wenn man sich das Foto auf dem Aufsteller ansieht ,wird einiges klar. Die Größenverhältnisse werden auf einen Blick sichtbar. Das Rad eines Großtraktors überragt das Kind bei weitem, und diese Echtdimension lässt einen erahnen, wie sich das für Kinder anfühlt.“
Neuralgische Punkte. Im Rahmen des Informationsschwerpunkts unter dem Titel „Große Reifen. Große Verantwortung.“ sollen tirolweit 30 Gemeinden, vor allem an deren neuralgischen Punkten mit Aufstellern versehen werden. Die Orte wurden in Absprache mit der Polizei festgelegt. Außerdem hat das Land Tirol Folder und Plakate mit Handlungsempfehlungen produziert, die an die Halter von Großtraktoren verschickt, aber auch an Fahrschulen und den Fachhandel verteilt werden.