Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Niederlage für Bildungsstandort Zirl?

Zweiter Volksschulstandort mit angeschlossener Sonderschule „Am Anger“ fand keine Mehrheit im Gemeinderat

Obwohl nur Vizebürgermeisterin Iris Zangerl-Walser und in der Beantwortung Bürgermeister Thomas Öfner während der jüngsten Gemeinderatssitzung einmal das Wort „Wahlkampf“ in den Mund nahmen, war das wahltaktische Geplänkel allgegenwärtig. Höhepunkt war der stammtischreife Abgang der Grünen-Gemeinderäte aus der Sitzung. Die Anträge der bürgerlichen Listen wurden durch Rot, Grün und Blau abgelehnt, jene der SPÖ von den Schwarzen. Debatten über die Tiroler Gemeindeordnung bzw. die Tagesordnung, Anfrageorgien und Einsprüche gegen die Niederschrift, trugen das ihre dazu bei, dass aus mickrigen 15 Tagesordnungspunkten fast fünf Stunden Debatten wurden. Unter anderem wurden der zweite Volksschulstandort und ein Treffpunkt für Jugendliche abgelehnt.
26. April 2021 | von Bernhard Rangger
Niederlage für Bildungsstandort Zirl?<br />
VS-Direktorin Zimmermann wurde zu spät informiert. Foto: Blitzkneiasser
Bürgermeister Öfner sieht im Beschluss eine vertane Chance. Foto: Archiv
Von Bernhard Rangger

Die Bildungseinrichtungen der Marktgemeinde platzen seit geraumer Zeit aus allen Nähten. Da man sich aber aus finanzieller Sicht keinen Neubau angrenzend zum Schulareal leisten kann, schlugen Bürgermeister Thomas Öfner (SPÖ) und Bildungsausschussobfrau Iris Pichler (SPÖ) vor, am Standort der Allgemeinen Sonderschule einen zweiten Volkschulstandort mit vier Klassen zu eröffnen. Nächstes Jahr sollte die erste Klasse, dann jedes Jahr eine weitere eingerichtet werden. Eine kostengünstige Variante: denn die Sonderschule verfügt über behindertengerechte Ein- und Zugänge, über Therapieräume sowie ausreichend Klassenzimmer. Diese Lösung wurde auch von der Bildungsdirektion und dem Elternverein ausdrücklich unterstützt. Kurz vor der Gemeinderatssitzung gab es auch noch eine informative Begehung mit allen Fachleuten. Da die Einladung erst zwei Tage vorher erfolgte, waren zwar Gemeinderäte anwesend, ausgerechnet aber allen Volksvertretern der Listen „Zukunft Zirl“ und „Zirl Aktiv“ ging es aus zeitlichen Gründen nicht aus. Auch Volksschuldirektorin Margit Zimmermann beklagte in einem Brief an den Gemeinderat, vom Vorhaben der SPÖ erst zwei Tage vor der Sitzung erfahren zu haben. Sie teilte mit, dass die Schülerzahlen ohnehin rückläufig seien und ein zweiter Standort daher nicht zu befürworten sei. „Wir haben das große Glück, eine bestens funktionierende Volksschule für alle Zirler Kinder anbieten zu können. Als Schulerhalter sollte es oberste Prämisse sein, im besten Einvernehmen für die Kinder und Familien mit allen Schulen zusammenzuarbeiten. Daher können wir diesen politischen Eingriff in den laufenden Betrieb der Volksschule, mitten in den Vorbereitungen zum Schulstart im Herbst, nicht nachvollziehen“, so die beiden Vize-Bürgermeisterinnen Zangerl-Walser und Rausch unisono. Sie fordertern, dass in Zirl wieder eine Polytechnische Schule angesiedelt wird.

Schmerzliches Njet! Bei der Abstimmung der beiden Anträge kam es mit den Stimmen der bürgerlichen Fraktionen zur Ablehnung des SP- und Zustimmung des ÖVP-Antrags. Öfner dazu: „Die Abstimmungsniederlage schmerzt, für Kinder, Eltern und den Bildungsstandort ist ein innovatives, pädagogisch wertvolles Projekt verhindert worden!“ Gleich erging es auch dem SP-Antrag auf Schaffung eines geschützten Freiraums für Jugendliche. Südlich des Äuele-Spielplatzes hätte man um 1.500 Euro Tische, Steine und Müllkübel aufstellen wollen, damit sich junge Leute gerade wegen der fehlenden Treffpunkte in der Coronazeit zwanglos im Freien treffen hätten können. Vize-Bgm. Zangerl-Walser ärgerte sich, dass der Antrag einen Tag vor einem Audittreffen „Familienfreundliche Gemeinde“ abgestimmt und auf die Budgetmittel dieses Projekts zurück gegriffen hätte werden sollen. Bildungsausschussobfrau Pichler drängte darauf, dass diese Einrichtung pandemiebedingt sofort umzusetzen sei. Die Mehrheit der bürgerlichen Fraktionen sorgte aber für eine Ablehnung. Zangerl-Walser: „Auch mir ist es ein Anliegen, dass die Jugendlichen nicht zu kurz kommen. Ich werde mich daher im Rahmen der Projektgruppe positiv dafür einsetzen, dass wir solche Treffpunkte einrichten können!“
 

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