Von Bernhard Rangger
Der Konflikt rund um den „Golfclub Seefeld-Reith“ gärt seit einem Jahr, denn die Gemeindeführung muss in der Folge der Coronakrise wegen der ausbleibenden Gemeindeeinnahmen sparen, wo sie nur kann. Bei der Suche nach Einsparungspotential wurde festgestellt, dass die „Golfacademy“ jährliche Abgänge von mehr als 130.000 Euro produziert. Dazu Präsident Walter Delle Karth: „Wir haben die Gemeinde damals darauf aufmerksam gemacht, dass es an ihr liegt, die Greenfee-Preise festzulegen. Unsererseits wurden alle vereinbarten Zahlungen geleistet. Auch für die Saison 2022 wurden bereits 95.000 Euro an die ‚WM-Sportanlagen‘ überwiesen. Außerdem haben unsere Mitglieder gemeinsam mit den Greenkeepern den Platz hergerichtet, und es wirkt wie eine Schikane, dass wir jetzt nicht öffnen können!“
Keine Einsparung. Begründet wird dies von Delle Karth damit, dass bei Nichtöffnung im April der Gemeinde nur Einnahmen entgehen: „Greenkeeper und Sekretariat müssen ohnehin bezahlt werden. Die Greenfee-Einnahmen fehlen der Gemeinde aber.“ Dazu Bürgermeister Markus Wackerle: „Der Gemeinde gehört der Golfplatz, und wir tragen alle Ausgaben. Es kann also nicht sein, dass der Golfclub, ohne zu fragen, einfach die Anlage aufsperrt. Auch das Restaurant wurde erst am 29. April eröffnet. Wir haben dem Vorstand mitgeteilt, dass über die Öffnung Einvernehmen mit den ‚WM-Sportanlagen‘ herzustellen ist. GF Silke Schnitzer hat deshalb einen Termin am 27. April anberaumt, bei dem wir versuchten, die künftigen Spielregeln festzulegen!“ Vor dem Termin fand jedenfalls die besagte Gemeinderatssitzung statt, bei der der Ortschef ordentlich gegen die Golfer austeilte: „Ich wurde ein Wochenende lang am Handy und über die sozialen Medien beschimpft. Bauerntölpl war nur ein geringes der Schimpfwörter, mit denen ich konfrontiert wurde. Sowas lass ich mir nicht bieten und erwarte, dass der Gemeinderat bei der Auseinandersetzung mit den Golfern hinter mir steht, sonst trete ich zurück!“ GR Hannes Norz schlug sich als ehrenamtlicher Golfgeschäftsführer vor. Er werde die „Golfacademy“ in drei Jahren ins Plus führen.
Verschuldungsgrad bei 72,2 Prozent. Über den Vorschlag wurde noch nicht abgestimmt. Die ernüchternden Zahlen in der Jahresrechnung trug Finanzverwalter Lukas Zorzi vor, der auch den elf neuen Gemeinderäten die Grundzüge der Gemeindebuchhaltung erklärte: „Im Ergebnishaushalt verzeichneten wir einen Abgang von 2,2 Millionen Euro, im Finanzierungshaushalt von 1,2 Millionen. Der Verschuldungsgrad der Gemeinde liegt bei 72,2 Prozent. Die Schulden betragen knapp 10 Millionen Euro. Dazu kommen Gemeindehaftungen in der Höhe von 53,8 Millionen Euro. Die Zuschüsse zu den Gemeindebetrieben beliefen sich 2021 auf 3,2 Mio. Euro.“ Wie Überprüfungsausschussobmann Hannes Norz kritisierte, sei es im Vorjahr zu zahlreichen Haushaltsüberschreitungen gekommen. Unter anderem wurden bei einer Bushaltestelle bei der Hauptschule ohne Gemeinderatsbeschluss 62.000 Euro ohne budgetäre Abdeckung ausgegeben. Er fordert, dass man künftig über derartige Ausgaben nicht nur dem Gemeinderat berichte, sondern diese auch abstimmen solle, damit der Überprüfungsausschuss den Gemeinderäten Auskünfte darüber geben könne, wie sich solche Ausgaben auf den Gesamthaushalt auswirken. Bgm. Wackerle rechtfertigte sich damit, dass sonst kein Bus mehr die Hauptschule angefahren wäre. Listenkollegin Birgit Weihs-Dopfer: „Der Elternverein hat mehrfach auf diese Gefahrenstelle hingewiesen, da ein Kind unter den Bus rutschte und es nur mit viel Glück zu keiner schweren Verletzung kam!“
Kinderbetreuung. Schließlich brauchte dann der Kinderhort einen Geschirrspüler. Als GR Norz mahnte, dass dazu ein Gemeinderatsbeschluss samt budgetärer Bedeckung notwendig ist, kam es wieder zu Emotionsausbrüchen. Für den Kindergarten wurden 20 Jahre nach der letzten Anpassung bedarfsorientierte Gebühren beschlossen. Mehrere Gemeinderäte hatten sich gegen Gebührenerhöhungen ausgesprochen. Die Nachbargemeinden forderten allerdings eine Anpassung.