Von Bernhard Rangger
Im Vorjahr wurde eine Petition gegen dieses Projekt von 620 Personen unterzeichnet. Auch die Grünen und die Liste Fritz kritisierten die „überdimensionierte“ Ferienanlage mit fast 500 Betten und 100 Camping-Stellplätzen am Areal des ehemaligen Campingplatzes in Seefeld. Der Gemeinderat steht indessen nahezu geschlossen hinter dem Vorhaben. Bereits 2018 wurde der Verkauf von 6.000 qm Gemeindewald inklusive Rodung und Umwidmung erstmals beschlossen. Wie damals stimmte Gemeinderat Toni Hiltpolt gegen den Verkauf, sein Listenkollege Alexander Schmid enthielt sich. Doch auch Schmid stellte klar, dass er hinter der touristischen Ausrichtung Seefelds stehe und dafür seien nun auch einmal Angebote für Gäste nötig. Vize-Bgm. Markus Wackerle erklärte, dass Seefeld kontinuierlich Gästebetten verliere: „In Spitzenzeiten hatten wir fast 10.000 Betten, nunmehr halten wir bei 7.200, Tendenz fallend. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir die Infrastruktur für mehr als 8.000 Betten erhalten müssen. Auch die Angestellten im Tourismus und viele Kleinbetriebe sowie der Handel sind von diesen abhängig!“ Gemeindevorstand Sepp Kneisl erklärte, dass der Gemeindegrund bereits vor der WM an den Bauwerber verkauft und dieser seit 2020 einen Rechtsanspruch auf ein Projekt mit 500 Betten habe. Der zu fassende Beschluss stelle lediglich eine Abänderung eines bereits beschlossenen Konzepts dar. Für Kneisl habe das vorliegende Projekt zwar eine „respektable Größe“, man habe aber in vielen Gesprächen mit den Investoren ein stimmiges Projekt ausverhandeln können. So haben diese einer privatrechtlichen Vereinbarung zugestimmt, sodass 1.000 Betten in Mobile Homes verhindert werden konnten und der Betrieb eines Campingplatzes sichergestellt wurde. Mit Pönalen in der Höhe von 50.000 Euro bei einem Erstverstoß und weiteren 150.000 Euro bei weiteren Verstößen konnte die Errichtung von Freizeitwohnsitzen verhindert werden.
41.000 qm großer Ferienpark. Die Rahmenbedingungen für den rund 41.000 qm großen Ferienpark erlauben nun rund 110 Stellplätze am Campingplatz sowie maximal 115 Appartements und 20 Lodges in fünf Gebäudekomplexen mit insgesamt 485 Betten. Das 6.000 qm große Waldgrundstück, dass die Gemeinde verkauft hat, wird nicht verbaut. Im Gegenzug zur Rodung wurde vereinbart, dass es auf 6.800 qm zu ökologischen Ausgleichsmaßnahmen komme, die eine höhere Biodiversität garantieren als der bisherige Fichtenwald. Der größte Mehrwert für die Gemeinde sind für Sepp Kneisl der Erlös aus dem Grundverkauf sowie den Anschlussgebühren. In Summe sind das 2,8 Millionen Euro, wovon ein Teil zur Schuldentilgung von Projekten der Nordischen Ski-WM 2019 zweckgewidmet wurde. Einen Tag nach der Entscheidung im Seefelder Gemeinderat wurde im ORF in der Sendung „Am Schauplatz: Betongold an der Piste“ auch ein kurzer Beitrag über das „Camp Alpin-Projekt“ ausgestrahlt. Auch dazu erreichte uns eine Stellungnahme von GR Kneisl. Unter anderem kritisiert er die Behauptung in der Sendung, dass die Gemeinde den Campingplatz verkauft habe: „Dieser war immer in Privatbesitz. Außerdem hat LA Markus Sint ausgesagt, dass eine Fläche von ca. fünf Fußballfeldern mit Beton versiegelt würde. Richtig ist, dass nur ein Teil der Gesamtfläche verbaut wird. Die Gemeinde Seefeld setzt nicht auf Ballermann-Tourismus. Wir haben eine strikte Baulandgrenze um den Ort gezogen, die wir verteidigen. Der Verkauf des Waldes war ein Novum und ein schmerzhafter Kompromiss, um Freizeitwohnsitze zu verhindern!“
Moncher kündigt Einspruch an. Bgm.-Kandidatin Bettina Moncher, die auch in der ORF-Sendung gegen das „Monsterprojekt“ auftrat und gemeinsam mit Ingrid Norz die Interessen der Camping-Petition vertrat, meint gegenüber der RUNDSCHAU: „Auch mir und meiner Gruppierung ist die touristische Ausrichtung Seefelds ein sehr großes Anliegen. Wir sind daher froh, dass wir mit Unterstützung des Landes ein Chaletdorf verhindern und das Projekt auf fünf Baukörper reduzieren konnten. Ich frage mich allerdings, wer künftig die Einhaltung der Auflagen und privatrechtlichen Vereinbarungen zwischen den Camp-Alpin-Investoren und der Gemeinde kontrolliert. Wenn ich einen entsprechenden Wählerauftrag am 27. Feber erhalte, werde ich noch während der Auflagefrist gegen den Gemeinderatsbeschluss Stellung beziehen. Wir sind für die Erhaltung des Campingplatzes. Das restliche Projekt ist aber überdimensioniert!“