So war es früher - Ausgabe Telfs (11/23)
Seit 1898 gibt es Automobilsport in Tirol. Bereits 1902 und 1906 fanden große Rennen statt – 1902 das „Gordon-Bennett-Rennen“, das als Teil der Städtefahrt Paris-Wien mit Ziel in Innsbruck über den Arlberg führte, 1906 die „Herkomer-Konkurrenz“, bei der unser Foto entstand. Es zeigt den Start eines Teilnehmers auf der heutigen Bühelstraße in Zirl, wo der Anstieg zum Zirler Berg beginnt. Das vom bayrischen Maler Hubert von Herkomer gestiftete Rennen sollte die Stabilität, Leistungsfähigkeit und Weiterentwicklung der Automobile fördern.
150 Lenker traten auf der 1646 Kilometer langen Strecke Frankfurt – München – Linz – Wien – Klagenfurt – Innsbruck – Zirler Berg – München an. Die Fahrer waren Automobilkonstrukteure wie Horch, Opel, Stoewer, oder auch Angehörige des Hochadels wie der Bruder des Deutschen Kaisers. Außerdem gab es bereits die ersten gutbezahlten Berufsrennfahrer.
Viele Automobile wurden damals extra für dieses Rennen von den Fabriken gefertigt und mit den stärksten Motoren und Bremsen, Magnetzündungen und sonstigen Konstruktionen ausgestattet. Jeder Fahrer musste alle Reparaturen am Automobil selbst durchführen, ebenso Reifenwechsel, Ölwechsel, Tanken usw. Sieger der Herkomer-Konkurrenz 1906 wurde der Rechtsanwalt Dr. Rudolf Stöss aus Zwickau in Sachsen auf einem Horch (heute bekannt als Audi).
Das Foto stammt vom Zirler Sammler Armin. Erst kürzlich ist ein englischsprachiges Buch über das Rennen Paris-Wien im Jahr 1902 erschienen, das ca. 20 Fotos aus seiner einzigartigen Sammlung enthält.
14. März 2023 | von
Stefan Dietrich