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Telfs | So war es früher | 24. Jänner 2022 | Stefan Dietrich

So war es früher – Ausgabe Telfs (04/2022)

So war es früher – Ausgabe Telfs (04/2022)
Zwei Eintragungen im Totenbuch der Pfarre Telfs vom Dezember 1855. Ganz rechts die Todesursache: „Blattern“.
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Über historische Epidemien wurde an dieser Stelle schon öfter berichtet, etwa über die große Pest von 1634 oder die Spanische Grippe 1918/19. Aber auch andere tödliche Infektionskrankheiten traten in früheren Jahrhunderten immer wieder auf. So wird etwa im Jahr 1855 eine Pocken-Epidemie in Telfs gemeldet. Im Dezember 1855 berichten mehrere Zeitungen, dass in der Gemeinde die Blattern (Pocken) „in wahrhaft erschreckender Weise“ herrschten. Die „Innsbrucker Nachrichten“ schreiben: „Beinahe jedes Haus ist davon befallen, und in manchen Häusern ist kaum eine Person, welche gesund ist und die ihrigen pflegen kann. Von dieser ansteckenden, außerordentlich erblichen und ekligen Krankheit werden besonders viele Erwachsene ergriffen, und sind auch deren schon mehrere, jedoch mehr in Folge schlechter Vorsicht gestorben. Die Zahl der Verfallenen soll 400 erreichen.“ Weiters wird berichtet, dass die Krankheit nur in Telfs, jedoch nicht in den Nachbarorten aufgetreten sei und dass „zur Abwendung“ öffentliche Gebete in den Kirchen gehalten würden. Da es damals schon eine Impfung gegen die Pocken gab, schließt der Artikel mit dem kritischen Satz: „Vom ärztlichen Standpunkte wäre über diese seltsame Ausdehnung und Stärke der Krankheit eine nähere Untersuchung, besonders hinsichtlich der Impfverhältnisse sehr wünschenswert.“ Die Zeitungsmeldungen erregten offenbar Aufsehen, und so sah sich die Behörde veranlasst, einen amtlichen Bericht zu veröffentlichen, der die Horrormeldungen relativieren sollte. Darin heißt es, dass bis Ende Dezember in Telfs 104 Personen erkrankt und zwei gestorben seien. Außerdem wird betont: „Die Wenigsten waren auch von den echten Menschenblattern ergriffen, die Mehrzahl litt an den modificierten oder den sogenannten Schafblattern. … Nur der geringste Theil der von den Blattern Ergriffenen war genöthiget, zu ärztlicher Hilfe Zuflucht zu nehmen und die Epidemie ist gegenwärtig in der Abnahme begriffen.“ Es gibt aber auch eine objektive Quelle, die zeigt, dass die Epidemie nicht ganz so harmlos war. Im kirchlichen Totenbuch vermerkte Pfarrer Ehrenreich Gritsch von Dezember 1855 bis Juni 1856 bei insgesamt acht Verstorbenen als Todesursache „Blattern“. Die Seuchenopfer waren: Josef Heis (49 Jahre), Magdalena Laichner (26), Elisabeth Graßl (37), Johann Maurer (6 Wochen), Andrä Schaffenrath (37), Engelbert Schilcher (38), Nikolaus Puelacher (9 Monate) und Afra Mühlegger (38).
Von Stefan Dietrich
 
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