Als 1938/39 der ehemalige Gasthof „Bräuhaus“ in Telfs von den neuen nationalsozialistischen Machthabern zum Rathaus umgebaut wurde, entstand im 1. Stock der repräsentative Sitzungs- und Trausaal. Kurz nach der Fertigstellung erschien diese Farbpostkarte, die den Saal in seinem ursprünglichen Zustand – samt Haken-kreuzfahnen und Hitlerbüste – zeigt. Diese Ausstaffierung verschwand natürlich bereits unmittelbar nach dem Ende des „Tausendjährigen Reichs“ im Jahr 1945, ebenso wie die Hakenkreuze in den Deckenbalken.
In seinem Gesamtkonzept blieb der Saal mit seinen wuchtigen, geschnitzten Deckenbalken aber erhalten und wurde bei der Umgestaltung des Rathauses Anfang der 1980er-Jahre sogar erweitert. Das geschah auch aus denkmalschützerischen Überlegungen, ist der Raum doch – ebenso wie die Rathausfassade – ein in Tirol seltenes Beispiel für die Repräsentationsarchitektur der NS-Zeit und den (Un-)Geist der „Blut-und-Boden“-Kunst.
Vor einigen Jahren wurde eine erklärende Texttafel angebracht. Darin heißt es, dass man sich dafür entschieden habe, „den Trausaal als Baudenkmal einer für Öster-reich und die Welt verhängnisvollen Epoche in seiner historischen Substanz zu belassen“. Und weiter: „Die Marktgemeinde Telfs bekennt sich dazu, diesen Raum als Zeitdokument und Mahnmal gegen rassistische, totalitäre und menschenverachtende Ideologien auch für zukünftige Generationen zu erhalten.“