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So war es früher – Ausgabe Telfs (24-24)

11. Juni 2024 | von Stefan Dietrich
So war es früher – Ausgabe Telfs (24-24)
Aus den 1930er-Jahren stammt dieses Foto des Telfer Klosters. Im Vordergrund sind Franziskanerbrüder zu sehen, die im Gemüsegarten arbeiten. Bald nach der Entstehung dieses Bildes wurde die Beschaulichkeit des Klosterlebens durch den „Anschluss“ an Hitler-Deutschland im Jahr 1938 erheblich gestört. Anders als Stift Stams und weitere Tiroler Ordenshäuser entging das Franziskanerkloster Telfs zwar der Auflösung, war aber ständigen Schikanen durch die NS-Machthaber ausgesetzt. Den Patres wurden die traditionellen Haussammlungen untersagt und das Noviziat für junge Ordensanwärter, das es damals in Telfs gab, wurde 1940 geschlossen. Es folgten ständige Einquartierungen von Militäreinheiten. Die gefährlichste Bedrohung erlebte die Ordensgemeinschaft aber 1942. Damals informierte die Gemeindeführung die Gestapo und die Kreisleitung schriftlich, dass sich ein Telfer Franziskaner abfällig über das Regime geäußert und Hitler als „Luzifer“ bezeichnet habe. Erfreut wurde hinzugefügt, dass man nun endlich die Möglichkeit habe, das Kloster aufzulösen und in eine Unterkunft für den Reichsarbeitsdienst umzuwandeln.

Aus unbekannten Gründen verlief die Sache aber im Sand. Weder kam die Fahndung nach dem „staatsfeindlichen“ Mönch zu einem Ergebnis, noch wurde das Kloster aufgehoben. Wahrscheinlich wollte man die katholische Bevölkerung angesichts der angespannten Kriegslage nicht noch mehr gegen das Regime aufbringen. Im Kloster war man sich der Gefahr aber sehr bewusst und versuchte, sich möglichst ruhig und unauffällig zu verhalten. In der Klosterchronik vermieden die Patres jeden verfänglichen Eintrag. Nur vereinzelt findet man dort Bemerkungen zur aktuellen Lage, wie etwa folgenden Satz, den der Chronikschreiber vorsichtshalber in Latein verfasste: „Magnum onus est pro conventu nostro, sed tolerabile.“ („Die Belastung für unseren Konvent ist groß, aber erträglich.“)

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