So war es früher – Ausgabe Telfs (37/2021)

Vor 30 Jahren, im September 1991, sorgte die Entdeckung des Steinzeitmannes Ötzi in den Ötztaler Alpen weltweit für Aufsehen. Mancher wird sich noch erinnern, dass damals auch von Telfs ein kleiner, aber origineller Beitrag zum allgemeinen Medienhype ausging. Kein Geringerer als der Telfer Künstler und Mythologe Prof. Heinrich Tilly hatte mit Ötzi ein neues Lieblingsthema gefunden und legte sich für den jahrtausendealten Gletschermann ins Zeug.
Schon in den ersten Tagen nach dem spektakulären Fund präsentierte Tilly eine Zeichnung des Ötzi, die er nach Fotos der Mumie angefertigt hatte. Das ausdrucksstarke Porträt (kleines Bild) fand viel Beachtung und ging durch die Weltpresse. Und im November 1991 lieferte der Mythologe ein weiteres Meisterstück: In der legendären ORF-Diskussionssendung „Club 2“ stellte er die Kernaussagen seiner kühnen Thesen rund um den „Mann im Eis“ vor: Ötzi war demnach ein Schamane, der nach der rituellen Kastrierung bei einem kultischen Fest auf dem Gletscher geopfert worden war. Beweiskräftige Spuren dieser uralten Rituale fänden sich noch immer in den Tiroler Fasnachten, versicherte Tilly.
Mit seinem wortgewaltigen und selbstbewussten Auftreten hinterließ der Telfer beim „Club 2“-Publikum zweifellos bleibenden Eindruck – auch wenn die anwesenden Wissenschaftler seinen Ausführungen nicht in allen Details folgen wollten.