Artikel teilen
Artikel teilen >

Telfer Ruhr-Epidemie

11. Feber 2025 | von Stefan Dietrich
Telfer Ruhr-Epidemie
Dass Telfs in seiner Geschichte öfter von tödlichen Epidemien heimgesucht wurde, kam in dieser Serie schon mehrmals zur Sprache. Die Pest des Jahres 1634 und die Spanische Grippe 1918/19 etwa sind in der Überlieferung noch gegenwärtig. Es grassierten aber auch immer wieder Infektionskrankheiten, von denen heute keinerlei Erinnerungen mehr bestehen, obwohl ihnen ebenfalls viele Menschen zum Opfer fielen. Eine davon ist die Ruhr-Epidemie der Jahre 1828 bis 1830.

Die durch Bakterien oder Amöben ausgelöste Darminfektion, deren Opfer häufig an Dehydrierung sterben, konnte damals nicht wirkungsvoll bekämpft werden. Das Totenbuch der Pfarre Telfs weist für 1828 zwanzig Ruhr-Opfer aus, für 1829 zehn und für 1830 vier. Die Verstorbenen kamen aus allen Altersgruppen, überdurchschnittlich viele waren aber Kinder. Oben ist ein Ausschnitt aus dem Totenbuch zu sehen. Vom 10. bis 16. August 1828 werden dort hintereinander vier Verstorbene mit der Todesursache „Ruhr“ genannt: Franz Mühlegger (3 Jahre), Crescens Schreyer (1/2 Jahr), Maria Föger (67 Jahre) und Franz Markt (37 Jahre).

Ungewöhnlicherweise findet sich im Sterbebuch auch eine Notiz des Pfarrers, in der die angebliche Ursache der Epidemie erwähnt wird. Dort heißt es, die Krankheit sei ins Dorf gekommen, weil eine jenische Familie im Ort lagerte und die Kleider eines ihrer Kinder, das an der Ruhr gestorben war, im Griesbach gewaschen habe. Darauf seien viele Bewohnerinnen und Bewohner der Häuser entlang des Baches erkrankt. Tatsächlich ist im Totenbuch als erstes Ruhr-Opfer der am 24. Juli 1828 verstorbene fünfjährige Thomas Schiener eingetragen, laut Vermerk „ein Kind von Landfahrern“.

Ob diese Erklärung den Tatsachen entspricht oder lediglich dem altbewährten Muster folgt, für Katastrophen und Unglücke Ortsfremde und Randgruppen verantwortlich zu machen, lässt sich heute nicht mehr klären.

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben
Wir verwenden Cookies, Tracking- und (Re-) Targeting-Technologien. Damit wollen wir unsere Webseite nutzerfreundlicher gestalten und fortlaufend verbessern. Wenn Sie unsere Webseite weiter nutzen, stimmen Sie dadurch der Verwendung von Cookies zu – ausgenommen sind Cookies für Google-Marketing-Produkte.
Einverstanden
Weiter ohne Google-Marketing-Produkte.
Weitere Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.