Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden!“

31. März 2020 | von Alex Dosch
Zum zweiten Mal in Folge klassierte sich Stephanie Venier sowohl in der Abfahrts- als auch in der Super-G-Wertung in den Top Ten. Foto: ÖSV/Erich Spiess
Statt am Material zu tüfteln, bleibt aktuell Zeit für andere Dinge. Foto: Venier

Stephanie Venier im RS-Gespräch über die abgelaufene Saison und wie sie die ungewollt viele Freizeit aktuell nutzt



Mit Rang fünf in der Super-G-Wertung – auf die Drittplatzierte Nicole Schmidhofer fehlten mickrige zwölf Zähler – und dem siebten Platz in der Abfahrts-Wertung (als beste ÖSV-Athletin) mischte Stephanie Venier auch heuer wieder ganz vorne in der Weltspitze mit. Im Gespräch mit RUNDSCHAU-Sportjournalist Alex Dosch blickt die Oberperferin auf eine durchaus zufriedenstellende Saison zurück.


Von Alex Dosch

RUNDSCHAU: Hallo Steffi, ganz Tirol steht unter Quarantäne. Wie sehr trifft das Ausgehverbot einen naturliebenden Sportler wie dich und wie verbringst du aktuell die Zeit?



Stephanie Venier: Ich finde es extrem gut, grad in der aktuellen Situation, dass es so gehandhabt wird. Klar trifft‘s einen hart und ich wäre gerne noch Rennen gefahren. Aber die Gesundheit hat oberste Priorität. Jetzt mach ich daheim einfach Workouts. Da gibt es so viele Sachen, wo du nicht einmal viel brauchst, um es auszuüben



RS: Du fliegst mit dem Weltcuptross durch die halbe Welt, kommst mit vielen Personen in Kontakt. Wie schützt du dich vor diversen Infektionen?



Venier: Wir haben immer, egal wo wir uns aufhalten, Desinfektionsmittel mit dabei und waschen uns entsprechend oft die Hände. Für uns, die so viel unterwegs sind, ist das völlig normal.



RS: Apropos normal: Normalerweise stehen um diese Zeit Materialtests an. Und bei aller Unwichtigkeit des Sports aktuell gibt es auch eine Zeit danach. Welche Möglichkeiten gibt es, sich für die neue Saison zu rüsten?



Venier: Zurzeit bin ich im regenerativen Bereich unterwegs und nutze die Zeit, daheim einfach mal andere Sachen zu machen. Etwa Kasten ausräumen, die Fanpost machen oder sich im Garten aufhalten und einfach mal nichts tun.



RS: Sind für den Sommer bereits Trainingslehrgänge geplant oder steht ob der aktuellen Krise alles noch in den Sternen?



Venier: Es waren welche geplant, aber ich denke das ist vorerst alles mal auf Eis gelegt.



RS: Wie schauen generell die Pläne für die nähere Zukunft aus?



Venier: Man muss jetzt mal schauen, wie sich das Virus entwickelt und ob es hoffentlich bald wieder verschwindet. Aber wie gesagt: Aktuell steht alles in den Sternen.



RS: Werfen wir einen Blick auf die abgelaufene Saison. Rang fünf in der Super-Wertung, Rang sieben im Abfahrts-Weltcup. Wie fällt ein Resümee aus?



Venier: Mit der Super-G-Saison war ich sehr zufrieden. Da hätte ich mir noch ein Rennen gewünscht, weil auf Platz drei in der Gesamtwertung nicht viel gefehlt hat. In Sachen Technik habe ich einen großen Schritt nach vorne gemacht. In der Abfahrt war ich an und für sich auch zufrieden. Der Nuller von Lake Louise ob meines Sturzes war blöd. Aber letztendlich war ich froh, dass ich den Sturz unverletzt überstanden habe und gesund bin.



RS: Was war dein Saison-Highlight, was dein negativstes Erlebnis?



Venier: Ein Highlight waren auf alle Fälle die Stockerlplätze in Lake Louise und Crans Montana sowie der vierte Rang im Super-G von Lake Louise am Tag nach meinem Sturz. Besagter Sturz war auch das negativste Erlebnis. Da bin ich froh, dass nicht mehr passiert ist. 



RS: Mit 50.555 Franken liegst du in der Preisgeld-Rangliste der abgelaufenen Saison auf Rang 18. Gibt es einen speziellen Wunsch, den du dir mal erfüllen willst?



Venier: Nein gar nicht! Mein größter Wunsch ist, dass alle gesund bleiben. Aber Gesundheit kann man sich mit Geld nicht kaufen.



RS: Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit hat Österreich nicht den Nationencup gewonnen. Beschäftigt das einen Athleten oder ist man in diesem Moment Einzelsportler?



Venier: Hmm. Mich hat das nie belastet. Klar, es wird drüber geredet. Aber an und für sich konzentriert sich jeder Sportler auf sich selbst. Man darf, wenn man über den Nationencup spricht, aber auch nicht vergessen, dass wir heuer wieder extrem viele Verletzte hatten. Da gehen dir die Punkte zwangsläufig ab.



RS: Speziell beim Damenteam hat man das Gefühl, dass es eine verschworene Einheit ist. Worauf führst du das zurück?



Venier: Der Eindruck täuscht nicht. Wir sind jetzt schon seit fünf Jahren zusammen, haben gemeinsam schon viel erlebt. Wir gehen gerne mal auch gemeinsam auf einen Kaffee und reden über andere Dinge als Sport. Es tut ganz gut, wenn man nicht immer nur Skifahren im Kopf hat.



RS: Corinne Suter holte sowohl in der Abfahrt als auch im Super-G die kleine Kristallkugel. Federica Brignone entschied den Gestamtweltcup als auch die Riesentorlauf- und Kombinationswertung für sich. Hättest du vor Saisonbeginn auf die beiden getippt?



Venier: Ich habe gewusst, dass die Corinne stark ist. Damit es dann für den ganz großen Coup langt, muss halt alles zusammen passen und ein wenig Glück braucht man auch. Die Fede (Federica Brignone, Anm.) war im Riesentorlauf immer schon stark. Extrem leid tut es mir um die Mika (Mikaela Shiffrin, Anm.), weil das mit ihrem Papa (Jeff Shiffrin starb im Februar im Alter von 65 Jahren, Anm.) passiert ist. Ich denke das wäre ansonsten ein cooler Kampf um den Gesamtweltcup geworden.



RS: Wir bedanken uns für das Gespräch und gesund bleiben!


Statt am Material zu tüfteln, bleibt aktuell Zeit für andere Dinge. Foto: Venier

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