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Trotz Pandemie stand der Sport im Vordergrund

TFV-Vize-Präsident Arno Bucher blickt im RS-Gespräch auf ein turbulentes aber nicht minder ereignisreiches Fußballjahr zurück

Lange Zeit sprichwörtlich unter Quarantäne gestellt, übernahm König Fußball Mitte Juli doch noch das Kommando. Die Rundschau sprach mit TFV-Vizepräsident Arno Bucher unter anderem über die Auswirkungen der Pandemie im Zusammenhang mit der wichtigsten Nebensache der Welt.
18. Jänner 2021 | von Alex Dosch
Trotz Pandemie stand der Sport im Vordergrund
Lebt für den Fußball: TFV-Vize-Präsident Arno Bucher. Foto: Bucher
Von Alex Dosch

RUNDSCHAU: Arno, ein turbulentes Jahr ging vor kurzem zu Ende. Was nimmst du persönlich von 2020 mit?
Arno Bucher:
Dass die Gesundheit an oberster Stelle steht, dass alles, was man sich so im Leben erarbeitet oder wünscht, nichts wert ist, wenn Familie, Freunde oder man selber erkrankt.

RS: Herrschte beim ersten Lockdown noch absolutes Sportverbot, gibt es jetzt Lockerungen. Hat die Politik den Stellenwert des Sports verkannt?
Bucher:
Ich denke schon, dass die Politik den Stellenwert des Sports kennt. Immerhin werden Millionen in die Infrastruktur und in Förderungen gesteckt. Der Stellenwert des Sports, was proaktives Agieren gegen Volkskrankheiten betrifft bzw. zur Gesundheitsförderung und als Prophylaxe, müsste jedoch viel höher sein. Aber die Diskussion um die tägliche Turnstunde gibt es nicht erst seit Corona. Hier müsste wesentlich mehr Geld ausgegeben werden, um am Ende noch viel mehr Geld einzusparen. Soweit sind wir aber leider noch nicht überall.

RS: Auch der Stellenwert des Fußballs hat sich während der Pandemie erhöht. 
Bucher:
Als das Training in den örtlichen Vereinen wieder losgegangen ist haben viele Menschen, glaube ich, erst gesehen, welches tolle Angebot vor der Haustüre bereit steht. Vor allem der Fußball kann mit seinen Kernthemen wie Teamgeist, Integration, Inklusion und Solidarität punkten. Hier gilt es, wenn alles wieder normal läuft, anzusetzen: Nach Distance Learning, geschlossenen Geschäften usw. muss es für uns alle, Vereine wie Verbände, die Hauptaufgabe sein, die Menschen auf den Sportplatz zu bringen.

RS: Hättest du Ende März daran geglaubt, dass die Kugel 2020 überhaupt noch einmal rollt?
Bucher:
Es hat anfangs sehr schlecht ausgeschaut. Man hat ja nur darauf gewartet, dass wir Zustände wie in Bergamo haben. Dann ist es auf einmal schnell gegangen und unter Voraussetzungen, die nicht so schlecht waren.

RS: Letztendlich wurde eine nahezu komplette Hinrunde gespielt. Die Befürworter sagen durchgeführt, die Kritiker durchgepeitscht. Wie ist deine Meinung?
Bucher:
Von durchgepeitscht kann keine Rede sein. Es wurde immer auf die Vereine und die jeweilige Gesundheitssituation Rücksicht genommen, das hatte oberste Priorität. Die Solidarität unter den Vereinen war sehr groß, und es wurde in fast jedem Fall eine Einigung unter Kollegen getroffen.

RS: Die Vereine leisteten in Sachen Hygienekonzepte tolle Arbeit. Dennoch gewann man oftmals den Eindruck, dass sich ob der Unzahl an Verordnungen niemand mehr so richtig auskannte. Wäre hier eine vom Verband vorgegebene einheitliche Vorgangsweise nicht hilfreicher gewesen? 
Bucher:
Der Verband kann nur das Konstrukt bereitstellen, das die Abhaltung eines geregelten Spielbetriebes ermöglicht. Behördliche Vorgaben hat es ja immer schon gegeben, was etwa die Zuschaueranzahl oder auch die Sperrstunde in der Kantine betrifft. 
Dass weitere Vorgaben, die hygienische Aspekte regeln, dazugekommen sind und diese in jedem Bundesland und teilweise in den Bezirken anders umgesetzt werden mussten bzw. sanktioniert wurden, war sicher nicht förderlich. Allerdings passen halt prinzipiell mehr Menschen auf den Sportplatz in Kematen als auf jenen in Sellrain. Also könnten auch die behördlichen Auflagen anders ausgelegt werden. Als Verband ist man hier leider nur Passagier. Wir konnten vom TFV aus nur Hilfestellung leisten und beraten.

RS: Welche Lehren kann man aus dem Herbst ziehen? Gerade was diverse, nicht ganz nachvollziehbare Spielabsagen betrifft? 
Bucher:
Ich denke, dass wir es gut geregelt haben. Wir sind natürlich auch immer auf die Ehrlichkeit der Vereine angewiesen. Im Sport sehe ich das allerdings als Grundvoraussetzung. Möglicherweise gibt es auch bei uns schwarze Schafe. Im Großen und Ganzen wurde die Situation aber sehr gut gemeistert. 

RS: Wie groß siehst du die Chancen, dass im Frühjahr gespielt werden kann?
Bucher:
Ich hoffe, dass alle getroffenen Maßnahmen der Regierung greifen und wir möglichst schnell wieder starten können. Zuerst mit Training, dann mit den Spielen. Zur Not hätten wir in den Sommer hinein noch ein paar Wochen Reserve. Aber ich glaube, wir können wieder starten.

RS: Falls dem nicht so ist, wie schaut es dann mit der Wertung aus? Es wurde ja nicht in allen Ligen die komplette Hinrunde gespielt.
Bucher:
Wir haben jetzt einmal den Spielplan insofern angepasst, dass mit den Nachtragsspielen gestartet wird und erst dann die Rückrunde beginnt. Somit hätten wir nach gespielter Hinrunde zumindest eine Wertung, so wie es vor der Saison kommuniziert wurde. Ansonsten wird es eine Frage für das Präsidium. Ich persönlich hoffe, dass alles sportlich geregelt werden kann.

RS: In der Regionalliga-Tirol sind noch 16 Hinrundenspiele ausständig. Wie schauen hier die Planungen aus?
Bucher:
Die Planungen schauen gut aus. Leider sind wir halt auch hier von der Entwicklung der Pandemie abhängig. Auch hier wollen wir natürlich eine sportliche Lösung haben. Wie gewertet wird, wurde vor der Saison kommuniziert. Sollte dies nicht möglich sein, wird auch wieder das Präsidium bestimmen müssen.

RS: Lassen wir den Herbst Revue passieren. Was war positiv, was negativ?
Bucher:
Positiv war ganz sicher, wie professionell die Vereine sich auf die Situation eingestellt haben, und auch die Tatsache, dass dann so viele Spiele abgehalten werden konnten. Negativ ist vielleicht der falsche Ausdruck, aber sehr schade finde ich, dass so manche Spielbesuche nicht (mehr) möglich waren. Etwa Österreich gegen England in Wien oder die Spiele bei der EM.

RS: Der Winter ist programm-gemäß die Zeit des Bandenzaubers. Wie groß sind die Chancen, dass etwa der Nachwuchs-Hallencup wie geplant durchgeführt werden kann? 
Bucher:
Der Lockdown geht jetzt bis zum ersten Wochenende, an dem wir gestartet wären. Zudem sind ja die Sporthallen noch gesperrt. Es wird von Tag zu Tag schwieriger, die Hallenmeisterschaft auch terminlich, durchzuführen. Absagen werden wir aber erst, wenn wir wirklich keine Chance mehr sehen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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