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Wenn eigene vier Wände zum Stadion mutieren

WSG-Tirol-Profi Hager im RS-Gespräch über Training zuhause und warum die Klopapier-Challenge nicht das Seine ist

„Der Ball ruht“ – was vor vier Jahren ein Protest gegen die Registrierkassenpflicht war, ist für zahlreiche Kicker seit Wochen Gewissheit. Auch WSG-Tirol-Kicker Stefan Hager ist ob der Corna bedingten Quarantäne-Maßnahmen des Landes Tirols zum Nichtstun verurteilt. Für RUNDSCHAU-Fußballexperte Alex Dosch nahm sich der Zirler Zeit zu einem ausführlichen Gespräch.
14. April 2020 | von Alex Dosch
Wenn eigene vier Wände zum Stadion mutieren
Während der Ausgangssperre hält sich WSG-Tirol Profi Stefan Hager derweil zuhause fit. Foto: privat
RUNDSCHAU: Servus Hagsi, die zwei wichtigsten Fragen vorne weg: Wie geht es dir und wie oft „gaberlst“ du mit einer Klopapierrolle?
Stefan Hager: Danke, mir geht es sehr gut. Natürlich fehlt mir das tägliche Fußballtraining mit meinen Mannschaftskollegen. Bei der Klopapier-Challenge habe ich ehrlich gesagt nicht die beste Figur gemacht. Aber lustig war es allemal.
 
RS: Wie schaut ein Quarantäne-Tag im Hause Hager aus?
Hager: Ich verbringe die Quarantäne zusammen mit meiner Freundin, bin also in bester Gesellschaft. Ich persönlich nutze die Zeit, um mich zuhause fit zu halten und lese das ein oder andere Buch. „Shoe Dog“, die Geschichte von Nike, kann ich sehr empfehlen. 

RS: Nicht nur das Gehirn will trainiert werden, auch der Körper. Wie hältst du dich aktuell fit?
Hager: Unser Fitnesstrainer hat uns online einen Trainingsplan zur Verfügung gestellt, welchen wir von zuhause aus erledigen können. 

RS: Vielerorts wurde ob der Corona-Krise Kurzzeitarbeit eingeführt. Auch bei deinem Club, der WSG Tirol.
Hager: Ich denke, dass dies eine gute Möglichkeit ist Arbeitsplätze zu sichern und den Fortbestand des Betriebes zu gewährleisten.

RS: Kommen wir zum sportlichen Teil. Ihr habt als Letzter der Tipico Bundesliga überwintert. Was waren die Gründe dafür, das es nicht wirklich gut lief?
Hager: Das ist eine schwierige Frage. Fakt ist, dass uns gegen die unmittelbaren Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt einfach zu wenig Punkte gelungen sind. Die Leistung an sich war des Öfteren schwer in Ordnung. 

RS: Schwer in Ordnung war auch der Start ins neue Jahr. Aus den ersten vier Spielen gelangen
immerhin sieben Zähler. 
Hager: Ja der Rückrundenstart ist uns sehr gut gelungen. Wir haben die rote Laterne abgegeben und Selbstvertrauen getankt. 

RS: Was sind die größten Unterschiede zum Herbst?
Hager: Wir haben im Winter sehr gute Neuverpflichtungen getätigt und in der Vorbereitung die richtigen Trainingsschwerpunkte gesetzt. 

RS: Auch für dich haben sich die Vorzeichen etwas geändert. Im Herbst noch Stammpersonal, warst du zuletzt nicht immer erste Wahl. Worauf führst du das zurück? 
Hager: Das gehört zum Profisport dazu. Der Trainer hat einen schweren Job und muss oft harte Entscheidungen treffen. Ich hab mich dadurch aber nicht aus der Ruhe bringen lassen und beim ersten Sieg gegen Wolfsburg nach der Winterpause stand ich 90 Minuten auf dem Platz.  

RS: Aktuell weiß niemand, wann und wie es wirklich weitergeht. Von Meisterschaftsabbruch, über Fortsetzung im Sommer inklusive Geisterspiele scheint alles möglich. Was hältst du für die fairste Lösung?
Hager: Ich bin froh, dass ich das nicht entscheiden muss. Ich hoffe natürlich, dass wir die Saison zu Ende spielen können. Aber die Gesundheit ist das Wichtigste und ich vertraue in die gesetzten Maßnahmen der Entscheidungsträger.

RS: Angenommen es geht doch irgendwann weiter. Wer wird Meister, wer steigt ab?
Hager: Als ehemaliger LASK-Spieler würde ich mich natürlich sehr freuen, wenn der LASK den Titel holt. Aber Salzburg wird es meinen Ex-Teamkollegen sehr schwer machen. Ich hoffe, es wird ein spannendes Rennen bis zum Schluss. Was den Absteiger anlangt: Ich glaube fest daran, dass wir den Klassenerhalt schaffen. Über alles andere mache ich mir keine
Gedanken. 

RS: Weil du den LASK angesprochen hast: Der stieg erst 2017 in die Bundesliga auf und sorgte zuletzt sogar international für Furore. Wie sehr können die Linzer ein Vorbild für euch sein?
Hager: Natürlich können sie als Vorbild dienen. Und ich hoffe, dass auch wir in Wattens einen ähnlichen Weg gehen können. Es wäre ein Traum, europäischen Topfußball in Tirol zu sehen oder sogar selbst am Platz zu stehen. 

RS: Von der europäischen Bühne ins Tiroler Unterhaus. Mit Marcel Schreter (Telfs), Thomas Bergmann, Julius Perstaller (beide Zirl), deinem aktuellen Teamkollegen Clemens Walch (ab Sommer bei der SPG Silz/Mötz) und einigen anderen mehr sind so viele Ex-Profis wie selten zuvor im Tiroler Unterhaus tätig. Ist das irgendwann auch für dich ein Thema?
Hager: Ich habe sehr viele Freunde im Unterhaus. Das sind alle super Kicker. Zudem schaue ich mir, sofern es die Zeit zulässt, auch öfters Partien an. Vorrangig möchte ich so lange wie möglich in der höchsten Klasse Österreichs spielen. Aber zuhause mit Freunden im Tiroler Unterhaus zu kicken, macht sicher jede Menge Spaß und ich kann es mir auch irgendwann vorstellen.  

Vielen Dank für das Gespräch!

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