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Bausperre sorgt in Zirl für Unverständnis

Gemeinderat servierte Inzinger Firma „Weber Beton Logistik GmbH“ eiskalt ab – Dutzende Arbeitsplätze sind gestrichen

Eine Bausperre auf Grundstücken, welche die Firma „Weber Beton Logistik GmbH“ einst ohne Einschränkungen auf Zirler Gemeindegebiet erworben hat, erhitzt derzeit die Gemüter. Das in Inzing ansässige Unternehmen plant an der „Europastraße“ eine Betriebserweiterung und will auf den sogenannten „Praxmarer-Gründen“ im Grenzbereich zwischen Inzing und Zirl Betonfertigteile herstellen. Der Zirler Gemeinderat zog die Notbremse und beschloss bei der jüngsten Gemeinderatssitzung am vorletzten Donnerstag eine Bausperre auf den Grundflächen. Die Liste „Zirl Aktiv“, mit der zweiten Vizebürgermeisterin Victoria Rausch an der Spitze, distanziert sich vom Beschluss klar.
31. Jänner 2022 | von Gebi G. Schnöll
Bausperre sorgt in Zirl für Unverständnis
Die „Europastraße“ liegt im Gemeindegrenzbereich zwischen Inzing und Zirl. Dort hätte eine Produktionsstätte für Betonteile errichtet werden sollen. Vom Zirler Gemeinderat kam aber eine 11:8-Absage. RS-Foto: Schnöll
Von Gebi G. Schnöll

Dutzende Arbeitsplätze hätte die Inzinger „Weber Beton Logistik GmbH“ für den Zirler Gemeindesäckel geschaffen, doch daraus wird nun wohl nichts.   Man wolle nicht noch ein Mischwerk am Dorfrand haben, rechtfertigt SP-Bürgermeister Thomas Öfner die vom Gemeinderat beschlossene Bausperre. Elf Gemeinderäte sprachen sich dafür aus, acht Mandatare stellten sich hinter das Inzinger Großunternehmen. „Die Gemeinderatssitzung hatte eine Reihe von Raumordnungsentscheidungen auf der Tagesordnung. Besonders brisant war die Entscheidung rund um die Verordnung einer Bausperre für die Flächen, auf denen der etablierte Salzstraßenbetrieb eine Erweiterung mit Produktionsstätten plant. Diese wird es nun so rasch nicht geben, denn die Mehrheit des Gemeinderates, insbesondere die Fraktion des Bürgermeisters, stimmte geschlossen für die Bausperre, mit der die Widmungseinschränkung abgesichert werden soll, die bereits im Dezember mehrheitlich beschlossen wurde“, erklärt „Zirl Aktiv“-Vizebürgermeisterin Victoria Rausch in einer Aussendung, und sie betont ausdrücklich, dass die Liste „Zirl Aktiv“ geschlossen gegen die Bausperre gestimmt habe.

Wirtschaftsbundobmann Schöpf übt herbe Kritik. Der Zirler Wirtschaftsbundobmann Rainer Schöpf kritisiert die Haltung im Gemeinderat ebenfalls: „Beim Antragssteller handelt es sich um einen etablierten Betrieb, dessen aktueller Hauptsitz an der Gemeindegrenze zu Zirl auf Inzinger Gebiet liegt. Die nun angestrebte Erweiterung betrifft gewidmete Zirler Gewerbeflächen, welche der Eigentümer ohne Einschränkung zur Erweiterung erworben hatte. Die zu errichtende Produktionshalle für Betonfertigteile mit Mischanlage macht das Gebiet vielleicht nicht baulich attraktiver, aber die Firma schafft Arbeitsplätze und der Standort wird langfristig ausgebaut und gestärkt. Kirchturmdenken ist hier fehl am Platz!“  Bürgermeisterkandidatin Victoria Rausch sieht die vorgebrachten Argumente für die Bausperre kritisch: „Einem bestehenden Wirtschaftsbetrieb eine Erweiterung nicht zu ermöglichen, weil die zu schaffenden Arbeitsplätze in der Produktion zu wenig attraktiv scheinen, sendet ein fatales Zeichen. Einerseits an ortsansässige Firmen, die am Standort Zirl nicht ausschließlich hochdotierte Bürojobs vergeben. Andererseits aber auch an diejenigen Arbeitnehmer in Zirl und Umgebung, die nicht auf Jobs in den von manchen Mandataren gewünschten Bürogebäuden warten können oder wollen, sondern Angst haben müssen, ihre Arbeitsstelle in den Lagern und Produktionsstätten langfristig zu verlieren. Das ist der falsche Weg und den tragen wir nicht mit. Das Gewerbegebiet Salzstraße beherbergt zahlreiche, erfolgreiche Betriebe aus Industrie, Produktion und Transport. Die Gemeinde Zirl muss auch für diese Wirtschaftstreibenden ein fairer, verlässlicher Partner bleiben, um eine zukunftsfähige Entwicklung mit voranzutreiben!“

Sondersitzung vor den Wahlen? Der bei der Gemeinderatssitzung anwesende Obmann des „Wirtschaftsvereins salz.i“, Simon Meinschad, brachte es in einer von Bürgermeister Thomas Öfner erlaubten Wortmeldung auf den Punkt: „Eine Bausperre auszusprechen, ehe man in einen Dialog eintritt, ist kein positives Zeichen. Die Tragweite einer solchen Entscheidung für die weitere Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Zirl für Industrie- und Produktionsbetriebe ist eine große!“ Die „Zirl Aktiv“-Mandatare hoffen nun darauf, dass es zeitnah ein Einlenken und Umdenken bei einigen Gemeindepolitikern der anderen Fraktionen gibt und dass vielleicht noch eine Sondersitzung des Gemeinderats zu einer Neustellung der Weichen führt. Ob sich das vor der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl noch ausgeht, ist allerdings eine andere Frage.
 

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