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„Leonardo“ sorgt für neues Licht in Telfs

Die Marktgemeinde startet Tirols erstes Strassenbeleuchtungs-Gemeinschaftssprojekt

Telfs beschreitet mit dem Pilotprojekt „Leonardo“ neue Wege und will damit Geld, Energie und CO2 einsparen. Das Straßenbeleuchtungs-Gemeinschaftsprojekt startete mit 1. Februar und baut auf einer Bürgerbeteiligung in noch nie dagewesener Dimension.
1. Feber 2021 | von Beatrice Hackl
„Leonardo“ sorgt für neues Licht in Telfs
Bgm. Christian Härting und Vize-Bgm. Umweltausschuss-Obfrau Cornelia Hagele sind vom Tiroler Pilotprojekt „Leonardo“ überzeugt. Foto: MG Telfs/Pichler
Von Beatrice Hackl

An der Finanzierung zur Umrüstung auf energiesparende LED-Straßenbeleuchtung können sich die Telfer Bürger nämlich beteiligen. Eine Investition die sich einerseits fürs Klima und andererseits dank attraktiver Verzinsung auch für die eigene Geldbörse lohnen soll. Bürgermeister Christian Härting sieht darin eine „Win-win-Situation“. Telfs verfügt über rund 2.000 Lichtpunkte. Im Rahmen des Energiemasterplans ersetzt die Marktgemeinde seit 2013 veraltete Straßenbeleuchtungskörper durch moderne, energiesparende LED-Leuchtköpfe. Dadurch werden sowohl der Stromverbrauch als auch der CO2-Ausstoß gesenkt. Die Kosten für die Umrüstung belaufen sich auf rund eine Million Euro. Zur Finanzierung sind jährlich entsprechende Mittel in den Budgets vorgesehen – Voranschlag 2021: 50.000 Euro für die Umrüstung, 80.000 Euro für die Neuerrichtung von Straßenbeleuchtung.

So funktioniert das Projekt. Private Personen mit Hauptwohnsitz in Telfs können von der Gemeinde sogenannte „Lichtscheine“ à 1.000 Euro erwerben, gedeckelt mit vier Lichtscheinen pro Person. Aufgelegt werden gesamt 200 Stück für 400 Lampen, aufgeteilt auf zwei Jahre, was einer Gesamtsumme von 200.000 Euro entspricht. Diese werden sukzessive ausgegeben. Ein „Lichtschein“ entspricht einer Beteiligung, die aus zwei neuen LED-Lampenköpfen besteht. Die Rückzahlung durch die Gemeinde erfolgt während eines Zeitraumes von acht Jahren, verzinst mit einem sog. Effektivzinssatz von ca. 2,6 Prozent, was die Rendite z.B. bei einem Sparbuch bei weitem übersteigt. Der fixe jährliche Rückzahlungsbetrag beträgt 140 Euro, insgesamt bekommt jeder Investor also 1.120 Euro zurück. „Leonardo“ ist jederzeit kündbar, die Restsumme wird dann abzüglich 80 Euro Bearbeitungsgebühr ausbezahlt.

„Lichtscheine sorgen für Ersparnis“. Dem am vergangenen Freitag präsentierten Projekt „Leonardo“ gehen weit über zwei Jahre Vorbereitungszeit voraus, verdeutlicht Vize-Bgm. Cornelia Hagele, Umweltausschuss-Obfrau und Initiatorin des Projekts „Leonardo“. Ein Projekt, das ihr zufolge nur gemeinsam gelingen kann: „Das Projekt trägt unter anderem einen wichtigen Teil zur Bewusstseinsbildung bei und beschleunigt natürlich auch die Umsetzung der Umstellung.“ Hagele veranschaulicht das Modell und rechnet vor: „Ein Lichtschein entspricht 1.000 kWh Stromersparnis pro Jahr, also dem durchschnittlichen Strombedarf eines Einpersonenhaushaltes in einer Kleinwohnung. Vier Lichtscheine bedeuten bereits die Ersparnis des Jahres-Strombedarfs eines Vierpersonenhaushaltes in einem Einfamilienhaus.“ Außerdem gehe man mit „Leonardo“ einen wichtigen Schritt in Richtung „Tirol 2050 – energieautonom“. Bgm. Christian Härting bestätigt, dass die Einsparung an Energie und Geld beträchtlich ist: „Wenn wir alle 400 Lampenköpfe im Zuge von ‚Leonardo‘ getauscht haben, sparen wir uns pro Jahr bis zu 200.000 kWh bzw. 35.000 Euro.“

Bürger gewähren Gemeinde ein Darlehen. „Die Bürger gewähren uns für den Austausch sozusagen ein Darlehen und wir können vom ersparten Geld die gut verzinsten Rückzahlungen bedienen. Damit entlasten wir nicht nur unser Budget, sondern binden die Telfer direkt in ein zukunftsweisendes Gemeindeprojekt mit ein.“ GF der Gemeindewerke, Dirk Jäger, und Manfred Auer, von der Abteilung Infrastruktur sind sich einig: „LED-Leuchtköpfe sparen nicht nur Energie, sondern leuchten zudem auch punktueller und haben eine längere Lebensdauer. Sie lassen sich individuell regeln und z.B. an die Dämmerung anpassen, wodurch sie zu einer höheren Sicherheit im Straßenkehrer beitragen.“ Ausgetauscht werden sollen zuerst veraltete bzw. ineffiziente Leuchten. Nur so können Ökologie und Ökonomie laut Jäger im Einklang bleiben. Das Hauptaugenmerk wird fürs erste auf die Fasnachtssiedlung gelegt. Sobald generell alle Leuchtkörper in der Marktgemeinde getauscht sind, beläuft sich die Ersparnis im Endausbau auf 500.000 kWh, was wiederum dem Verbrauch von 150 Haushalten gleichkomme.
 
„Leonardo“ sorgt für neues Licht in Telfs
Christoph Schaffenrath (Leiter Umweltbüro), Vize-Bürgermeisterin Cornelia Hagele (Umweltausschuss-Obfrau und Initiatorin des Projekts „Leonardo“), Bürgermeister Christian Härting, GWT-Geschäftsführer Dirk Jäger und Manfred Auer (Abteilungen Infrastruktur) präsentierten das Tiroler Pilotprojekt „Leonardo“.RS-Foto: Hackl
„Leonardo“ sorgt für neues Licht in Telfs
Foto: MG Telfs/Pichler

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