Von Beatrice Hackl
Fußgänger und Radfahrer erobern das Telfer Zentrum, sobald am Freitagabend um 18.30 Uhr ein buntes Banner auf die autofreie Sommerzone hinweist. Die neue Beleuchtung taucht das Szenario zu späterer Stunde zusätzlich in ein stimmungsvolles Licht. Vergangenen Samstag, dem 19. Juni, schaffte das außergewöhnliche Eventformat „Telfer Aperitif“ entlang der Flaniermeile – bis hin zum Inntalcenter – zusätzliche Anreize. Zusätzlich zu den „Gutschweinen“ hat die Marktgemeinde Telfs mit der autofreien Sommerzone und dem „Telfer Aperitif“ zwei weitere Vorhaben umgesetzt, die sowohl den Wirtschaftstreibenden als auch den Besuchern zugutekommen sollen. Doch wie kommen die Neuerungen bei den Inhabern und deren Gästen bzw. Kunden an? Wie ist es um erste Einschätzungen bestellt?
Probegalopp mit Spielraum für Optimierung. Insbesondere der „Telfer Aperitif“– der jeden dritten Samstag im Monat stattfindet – scheint alle befragten Betreiber zu überzeugen. Anders als die autofreie Zone, die bei der Apotheke endet, wird beim „Aperitif“ die gesamte Begegnungszone bis hin zum Inntalcenter bespielt. Das Format sei zwar noch zu jung, um dessen wirtschaftliche Wirksamkeit beurteilen zu können, aber nichtsdestotrotz zeigen sich eigentlich alle davon begeistert, dass etwas passiert. Ähnlich verhält es sich mit der autofreien Zone. Beides müsse bzw. könne sich allerdings erst im Laufe der Zeit bewähren. „Wir haben die Volksschauspiele, den Monatsmarkt – an jedem 2. Samstag im Monat – und nun auch den ‚Telfer Aperitif‘ an jedem dritten Samstag. Er ist ein Zusatzangebot, und was wir gerade hinlegen ist ein Probegalopp, wenn man so will. Wir probieren uns aus, auch mit der autofreien Sommerzone. In beiden Fällen sind wir gewillt, gegebenenfalls nachzujustieren und zu optimieren“, verdeutlicht Alexander Schatz, Obmann des Wirtschafts- und Ortszentrumsausschusses.
Die Sicht der Wirtschaftstreibenden. Marco Hofer, Inhaber vom Thai-Restaurant „OumS“ am Wallnöferplatz, berichtet: Ich habe tatsächlich beobachtet, dass sich mehr Flanierer im Zentrum bewegen. Aufgrund der Fußball-EM ist aber gerade ohnehin mehr los, und es lässt sich noch nicht sagen, ob sich die autofreien Wochenenden auch unabhängig von dem Sportereignis positiv auf die Gästeanzahl auswirken. Der ‚Telfer Aperitif‘ ist auf jeden Fall eine super Sache. Unsere Gäste sollen wählen können, und somit bieten wir ihnen zwei bis drei unterschiedlicheGetränke. Nebenan im „Coco Loco“ wird diese Initiative auch begrüßt. „Für uns ist das mit keinem großen Aufwand verbunden, und es ist wieder einmal etwas anderes. Ich finde es schön zu sehen, dass wieder Leben und Alltag ins Zentrum einkehren – Kinder, die lachen und über den Platz laufen.“ Auch Nicole Zauner vom „Rathauscafé“ freut sich über die „Walking Acts“ in Form von Gauklern, Zauberern und Musikern. Im Gegensatz zu den anderen Wirtschaftstreibenden sieht sie bereits eine klare Verbindung zwischen ihrer Gästeanzahl und der Verkehrsberuhigung – zumal ihre Terrasse direkt an die Straße angrenzt: „Wir verfügen über eine tolle Terrasse, aber vielen Gästen ist es mitunter zu laut, und generell empfinden sie es ohne Autos entspannter. Sicher hat das Wetter auch viel dazu beigetragen, aber wir konnten an den autofreien Wochenenden mehr Gäste begrüßen.“ „Tirolini“ Betreiber Paul Krug berichtet, dass sowohl er als auch viele seiner Gäste die verkehrsberuhigten Wochenenden begrüßen, obwohl sich sein Betrieb im Hinterhof und nicht direkt an der Straße befindet: „Die neue Begegnungszone ist sehr schön geworden, und die Verkehrsberuhigung ist eine gute Sache. Es braucht jedoch Zeit, bis es sich richtig herumspricht und von Telfern sowie den umliegenden Gemeinden entsprechend angenommen wird. Die Künstler im Rahmen des ‚Telfer Aperitifs‘ bringen sicher zusätzlichen Schwung in die Sache. Ich sehe das Ganze sehr positiv.“ Auch Rainer Härting vom Hotel Munde sowie Ilse Zorzi finden es prinzipiell gut, dass etwas passiert. Die erst angelaufenen Ideen der Gemeinde müssen sich in Rainer Härtings Augen allerdings noch bewähren bzw. werde sich laut ihm erst mit der Zeit zeigen, was sie bewirken.
Hoffen auf Erweiterung. Darüber, dass die Gemeinde sich engagiert und sich etwas tut, freut sich auch Dejé Perkhofer vom „early bird“. In diesem Sinne biete das Frühstückscafé natürlich auch unterschiedliche Aperitifs um einen Euro. Allerdings bedauert die Betreiberin, dass die autofreie Zone bei der Apotheke endet: „Wir und unsere Gäste hätten uns gefreut, wenn auch vor unserer Tür keine Autos mehr fahren würden, dann könnten wir am Wochenende unsere Terrasse verbreitern und unsere Gäste könnten im Schatten entspannen.“ So ergeht es auch Cigdem Öztük, der Inhaberin vom Al Dente: „Wir haben aufgrund des starken Verkehrsaufkommens sogar schon einmal eine schlechte Online-Kritik bekommen. Zwar waren die Gäste mit der Location an sich, dem Essen und dem Service zufrieden, aber es war ihnen schlichtweg zu laut und unruhig. Darauf haben wir leider keinen Einfluss. Ich hoffe allerdings, dass die autofreie Zone irgendwann erweitert wird, davon würden wir sicher profitieren. Erfreulicherweise sind wir Teil des ‚Aperitifs‘. Wir bieten Lillet mit Aperol sowie eine alkoholfreie Variante und die Gemeinde sorgt für abwechslungsreiche Acts. Eine wunderbare Art der Belebung.“
Ein glänzender Auftakt. Die erste Ausgabe des „Telfer Aperitifs“ sorgte vergangenen Samstag für einen besonderen Flair im Zentrum der Marktgemeinde. Neben den sommerlichen Temperaturen lockten die „Walking Acts“ zahlreiche Besucher in den Untermarkt und vor das Inntalcenter. Für Unterhaltung sorgten somit „Spiegelfrauen“, Airbrush-Tattoo-Künstler, ein Zauberer und zwei Musikgruppen.
Die Sonne und der „Telfer Aperitif“ sorgten bei den Besuchern des Untermarktes und des Inntalcenters für gute Stimmung und Urlaubsfeeling. Fotos: MG Telfs/Dietrich
Zauberkünstler Robert Ganahl zaubertete vielen ein Lächeln ins Gesicht.