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Stimmung im Tourismus mehr als gedämpft

„Winter-Wonderland“: Doch die Lifte dürfen sich erst ab 24. Dezember drehen, die Gastronomie sperrt am 7. Jänner auf

Seit dem Wochenende liegt Tirol unter einer dicken Schneedecke, doch bei den Liftbetreibern und Gastronomen ist die Freude über das „Winter-Wonderland“ gedämpft. Die Liftanlagen dürfen sich laut Corona-Verordnung der Bundesregierung erst am 24. Dezember zu drehen beginnen, die Gastronomie kann erst am 7. Jänner 2021 ihre Pforten öffnen. Adventmärkte und Weihnachtsfeiern fallen damit ebenfalls flach, wenigstens das Tourengehen, Langlaufen, Rodeln und Eislaufen sind unter Einhaltung der Abstandsregeln gestattet. So recht zufrieden sind die Touristiker mit dem Verordnungs-Wirrwarr nicht.
7. Dezember 2020 | von Gebi G. Schnöll
Stimmung im Tourismus mehr als gedämpft<br />
Vor dem 24. Dezember geht nix. Die Lifte stehen bis dahin still, der Gastronomie wird erst nach dem Dreikönigstag die Zwangsjacke abgenommen. RS-Foto: Schnöll
Von Gebi G. Schnöll

Skifahren ohne warme Mahlzeiten in den Skihütten, Toiletten nur am Pistenrand. - Vom 24. Dezember bis zum 6. Jänner soll das praktiziert werden. Der oberste Tirloler Seilbahner und Wirtschaftsbundobmann Franz Hörl wünscht sich von der Bundesregierung ein rasches Umdenken: „Dixi-Klos am Pistenrand, als Ersatz für die geschlossene Gastronomie am Berg, sind hier nur die Spitze des Eisbergs. Dass beispielweise Bauarbeiter seit Wochen ihr Mittagsmenü vom heimischen Wirt im Firmenbus verzehren dürfen und das obwohl die klassische Gastronomie laut Clusteranalysen nur sehr gering zum Infektionsgeschehen beiträgt, sorgt besonders im ländlichen Raum für Unverständnis. Wir müssen auch mehr regionale Gegebenheiten berücksichtigen. Einen Wiener Sportartikelhändler mit jenen in Tourismushotspots in einen Fördertopf zu werfen, ist ein Kurs, den wir schleunigst korrigieren müssen. In der Wirtschaftskammer sitzen Spezialisten für jede Branche, die jederzeit bereit sind mitzuarbeiten. Besonders in Tirol vermisse ich hier noch den Dialog!“ Mit der gegebenen Situation unzufrieden ist auch Elias Walser, der Geschäftsführer des „TVB Olympiaregion Seefeld“. Er spricht von einer Katastrophe, weil in Seefeld die Hotels vor allem am Geschäft in der Weihnachtszeit verdienen. „Wir sind von der Sperre der Gastronomie massiv betroffen. Es trifft nicht nur die Gastronomie und Liftbetreiber hart, auch die Sportartikelhändler, Modengeschäfte und viele andere Kleinbetriebe, die am Tourismusrad hängen, leiden unter der Situation!“

Hoffnung liegt auf einheimischen Tagesgästen. Unter der Lift- und Gastronomiesperre leiden sowohl große als auch kleine Skigebiete. „Bergbahnen Kühtai“-Geschäftsführer Philip Haslwanter erklärt gegenüber der RUNDSCHAU, dass man bereits Ende November in die Wintersaison starten wollte. Dass die Lifte jetzt aber erst am Christtag und die Gastronomie erst nach dem Dreikönigstag aufsperren dürfen, nehme man zur Kenntnis. „Wir müssen uns über Weihnachten und Neujahr um einheimische Wintersportler bemühen. Dass es eine Herausforderung wird, ist klar. Wir hätten uns einen Saisonstart mit Gastronomie erhofft“, so Haslwanter. Ein etwas kleineres Skigebiet ist das „Rangger Köpfl“. Aber auch dort ist für den Skibetrieb eine Gastronomie äußerst wichtig. Hubert Deutschmann, der Geschäftsführer der „Bergbahnen Oberperfuss“ erklärt: „Die Covid-Verordnungen treffen auch uns schwer. Zur Weihnachtszeit ist unser Skigebiet normalerweise immer bestens besucht. Auch viele holländische Gäste tummeln sich zu dieser Zeit auf den Pisten. Wir können nur hoffen, dass uns wenigstens die vielen Stammgäste von Innsbruck westwärts bis hinauf zum Mieminger Plateau heuer auch ohne die Gastronomie die Treue halten!“ Deutschmann hofft, dass bis spätestens Ende Jänner in Deutschland und den Niederlanden die Reisewarnungen fallen. „Die so genannten Krokuswochen könnten wenigstens noch ein klein wenig von der Umsatzeinbuße wett wachen!“ Auch in der Axamer Lizum bereitet man sich auf den Saisonstart am 24. Dezember vor. Wie die RUNDSCHAU bereits berichtete, beantragte die „Axamer Lizum Aufschließungs AG“ eine temporäre Befreiung von der Betriebspflicht, sollte das Skigebiet nicht gut frequentiert sein. Die Oberste Seilbahnbehörde lehnte die temporäre Befreiung von der Betriebspflicht nun ab. Ein bundesweiter Kompromiss gilt aber so gut wie fix.

Rückwärtsrolle. In der Leutasch wurde kürzlich von der BH Innsbruck-Land eine Langlaufloipe des „TVB Olympiaregion Seefeld“ gesperrt. Es handle sich um eine Sportstätte, wurde von der Behörde argumentiert. Seit Montag dieser Woche dürfen Sportstätten im Freien in ganz Österreich zur Ausübung von Individualsportarten betreten werden. „Wir haben uns in Wien durchgesetzt. Die Vernunft hat gesiegt“, freuen sich Tirols Sportlandesrat LH-Stv. Josef Geisler und der Präsident des Österreichischen Alpenvereins, Andreas Ermacora. Damit ist klar, dass seit Montag Pistentouren auch auf präparierten Pisten, sofern die Piste nicht durch den Betreiber gesperrt ist, möglich sind. Auch Langlaufen, Rodeln und Eislaufen sind gestattet. Geisler und Ermacora rufen aber zu besonderer Umsicht bei jeglichen sportlichen Aktivitäten auf, um das Gesundheitssystem und die Rettungskräfte nicht zusätzlich zu belasten.
 

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