Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Um des Waldes willen

21. Mai 2019 | von Nina Zacke
Der Zwerg schützt den kleinen Bäumling vor achtlosen Menschen. Die eindrucksvolle Darbietung der Schauspieler ging unter die Haut. RS-Fotos: Weber
Der verzauberte Waldgeist war verwirrt: „Die Fichte sticht, die Tanne nicht! Oder war es doch umgekehrt?“
Freuten sich über das gelungene Fest. V.l.: BM Christian Müller, Forstdirektor Josef Fuchs, Bezirksforstdirektor Josef Walch, BH Katharina Rumpf.
Noriker „Tornado“ ganz in seinem Element. Jung und Alt bestaunten die Holzbringung mit dem Pferd.
Galerie Almajuri Waldfest. RS-Fotos: Weber

Erlebnisreicher Tag beim Almajuri Waldfest


550 Kinder aus 18 Schulen lernten am vergangenen Freitag im Freien. Sie folgten den Spuren der Märchengestalt Almajuri und sahen bei den verschiedenen Arten der Holzgewinnung und Holzbringung zu. 

Von Michaela Weber

Der verzauberte Waldgeist war verwirrt: „Die Fichte sticht, die Tanne nicht! Oder war es doch umgekehrt?“


Das Waldfest „Almajuri“ wurde in Zusammenarbeit zwischen der Bezirksforstinspektion und den Gemeinden Wängle, Höfen und Lechaschau als Gemeinschaftsprojekt organisiert. Die Verantwortlichen setzten sich zum Ziel, den Kindern die Funktionen des Waldes mit seinen vielfältigen Wirkungen näherzubringen.
Wängles Bürgermeister Christian Müller freute sich über das große Interesse der Besucher. 85% des Waldes seiner Heimatgemeinde sind Schutzwald, der dem Siedlungsraum Sicherheit bietet. Bezirkshauptfrau Katharina Rumpf sieht das Projekt als sinnvolle Ergänzung zum Unterricht in der Schule; es soll helfen, bereits in jungen Jahren ein breites Verständnis für den Wald zu wecken. Herzerwärmend empfand sie den Anblick der begeisterten Kinder. Forstdirektor Josef Fuchs wies auf die umfassende Bedeutung für Menschen, Tiere und Pflanzen hin. „Das Fest ist eine perfekte Kombination aus Wissensvermittlung und Schulausflug“, freute sich Fuchs. Bezirksforstinspektor Josef Walch betonte die Wichtigkeit der nachhaltigen Pflege des Waldes. Die Schadensereignisse der letzten Jahre machen Walch Sorgen: „Der Wald kämpft mit dem Klimawandel“, so Walch. Vermehrte Mischwaldkultur soll den Wald klimafit machen. 25 Waldaufseher, die sich das ganze Jahr über um einen intakten Wald sorgen, führten die Gruppen durch ihr Arbeitsfeld. Finanziert wurde das Fest von Bund, Land Tirol und EU-Mitteln.
Theater.

Freuten sich über das gelungene Fest. V.l.: BM Christian Müller, Forstdirektor Josef Fuchs, Bezirksforstdirektor Josef Walch, BH Katharina Rumpf.


Die Besucher halfen Waldgeist, Lärchenkönigin und Zirbenzwerg, die Ordnung im Wald wiederherzustellen. Mit dem Bluatschink-Lied „Schnuri-Buri, der Almajuri“ entzauberten sie die drei Hüter des Waldes, die von den Sturmhexen mit einem Fluch belegt waren und sich an ihre wichtigen Aufgaben nicht mehr erinnerten. Den Almajuri-Ohrwurm summend folgten die Schüler den Waldaufsehern zu den Stationen. Vierzehn Schauspieler des Waldtheaters gaben ihr Bestes und begeisterten das Wanderpublikum. Die Sturmhexe verzauberte den Waldgeist, sodass er Tanne und Fichte nicht mehr unterscheiden konnte. Das hätte auf Dauer verheerende Auswirkungen für den Schutzwald. Die Besucher wurden Teil des Märchenwaldes und trugen durch ihren Einsatz gemeinsam zum Erhalt des Waldes bei. Lustige Reime regten Jung und Alt zum Nachdenken an. Die tiefwurzelnde Lärche ließ ihre Äste traurig am Stamm hinunterhängen, weil auch die Lärchenkönigin von der Sturmhexe durchgewirbelt wurde und nicht mehr wusste, dass sie auf ihre Schützlinge aufpassen sollte. Erst als die Schüler mit dem Almajuri-Lied die Königin vom Dunkelzauber befreiten, fiel ihr der Spruch wieder ein! „Die Äste breit, ich wurzle gscheit!“ So recken sich Lärchen gegen die schroffen Felswände und schützen vor Felsstürzen. Ein kleiner Bäumling schilderte eindrucksvoll seine Ängste vor achtlosen Ski- und Fahrradsportlern, die im Jungwald schon seine Freunde umgefahren hatten. Wie gut, dass der Zirbenzwerg ein schützendes Gitter um die Jungbäume legte.
Vom Baum zum Brett.

Noriker „Tornado“ ganz in seinem Element. Jung und Alt bestaunten die Holzbringung mit dem Pferd.


Nach der lebendigen Aufführung der Schauspieler konnten die Interessierten Rätsel in der „Waldschule am Leinbach“ lösen und lernten verschiedene Baum- und Pflanzenarten kennen. Die Tiere des Waldes wurden ihren Spuren zugeordnet. Vom Helm bis zu den Schuhen erklärten Forstarbeiter die Schutzausrüstung und die Handhabung benötigter Werkzeuge für die Holzarbeit. Aus nächster Nähe konnten die Gruppen die Arbeit des Prozessors beobachten, der Baumstämme entrindet und absägt. Beeindruckt sahen Kinder und Erwachsene bei der Holzrückung mit dem Pferd zu. Erstaunt waren die Gesichter über Zugleistung, Ausdauer, Gewicht und Ausbildung des Pferdes. Die Wildbachverbauung untermauerte die Wichtigkeit des Schutzwaldes anhand eines Versuchsmodells. Die Wissbegierigen bekamen Einblicke in die Imkerei und konnten Drechsler und Schnitzer bei der Arbeit über die Schulter schauen. Wängles Sportler sorgten für die Verpflegung der hungrigen Kinder. Auch am Nachmittag ging es heiter weiter. Viele Kinder, die am Vormittag mit der Schule das Fest erlebten, besuchten nachmittags noch einmal mit der Familie Almajuri und seine Freunde. Die Veranstaltung war von Anfang bis Ende bestens organisiert.

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