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Unfassbar! Gattertötung in Kaisers

18. Feber 2020 | von Sabine Schretter
Unfassbar! Gattertötung in Kaisers
Es hat nichts genützt. Die Gattertötung wurde vollzogen. Foto: Lorenz

Ein ganzes Dorf kämpfte dagegen an – schlussendlich unterlag man der behördlich angeordneten Maßnahme


Am 9. Februar geschah, was ganz Kaisers mit aller Kraft zu verhindern versuchte: 33 Stück Rotwild wurden in einem Reduktionsgatter geschossen – zum Schutz vor Tbc (die RUNDSCHAU berichtete). Der Schock über die Gräueltat sitzt tief.

„Ich habe auf allen Linien verloren“, verschafft Norbert Lorenz, Bürgermeister von Kaisers, seiner Verzweiflung Luft und fährt im Gespräch mit der RUNDSCHAU fort: „Über Monate haben wir dafür gekämpftt, von der Maßnahme und dem Reduktionsgatter Abstand zu nehmen, auch alternative Methoden der Tbc-Bekämpfung zu überlegen. Schlussendlich war alles umsonst. Die Behörden sind für alternative Ansätze nicht offen.“ Um die Bewohner von Kaisers über die Vorgänge zu informieren, lud Bgm. Lorenz am Montag, dem 10. Februar, zu einer Versammlung ein. „Erst Ende Jänner war in Elbigenalp über eine alternative Methode zur Tbc-Bekämpfung bei Nutz- und Wildtieren informiert worden (die RUNDSCHAU berichtete). Bei der Landesveterinärstelle kam man damit nicht durch. Klaudia Lorenz aus dem Weiler Kienberg erzählte der RUNDSCHAU, dass jeder in Kaisers am Tag nach den Schüssen im Kaisertal unter Schock stand. „Es war eine Katastrophe. Einige von uns wohnen nur wenige Meter von diesem Tötungsgatter entfernt!“ Die Sitzung am Montagabend hat allen sehr gut getan. „Es heißt, dass es solche Maßnahmen nicht mehr geben wird. Für uns kommt das zu spät“, bedauert Klaudia Lorenz und führt weiter aus: „Es geht auch darum, den Ruf der Jägerschaft zu schützen, denn eine Aktion wie dieses Massaker bringt einen ganzen Berufsstand in Misskredit. Ein Lokalaugenschein und eine weitere Zusammenkunft erfolgte am Dienstag, dem 11. Februar. Mit dem Ergebnis: Nun soll doch gemeinsam an einem Strang gezogen und ein Maßnahmenpaket am runden Tisch geschnürt werden. So lassen LH-Stv. Josef Geisler und Landesjägermeister Anton Larcher wissen. Fest steht, dass das Vertrauen zwischen Jägerschaft und Behörden schwer angeschlagen ist und die Jägerschaft Rahmenbedingungen – Wildruhezonen, Besucherlenkung usw. – fordert. Diese und die Frage der behördlich festgesetzten Abschussquoten sollen in einer Arbeitsgruppe diskutiert werden. Bezirksbauernbundobmann Christian Angerer betonte im Gespräch mit der RUNDSCHAU, dass es eine Wildregulierung geben muss: „Eine Wildregulierung ist notwendig und auch für die Landwirtschaft wichtig. Die Tbc-Seuchenbekämpfung muss weiter stattfinden. Schließlich geht es um Nutztiere und Lebensmittel und damit auch um unsere Gesundheit. Uns Bauern ist es ein Anliegen, dass auch in Zukunft eine Weidebestoßung der Almen gewährleistet ist.“ Mit den Jagdverantwortlichen des Bezirkes begegnet man sich auf einer konstruktiven Basis. „Mir ist es wichtig, dass das auch in Zukunft so bleibt“, schließt Christian Angerer ab.
Nachgewiesen.

Eine erste Testung, die am 10. Februar an der Tierkadaversammelstelle in Weißenbach durchgeführt wurde, wies bei fünf der 33 entnommenen Stück Rotwild Tbc nach. Zwei getötete Tiere sind sogenannte Ausscheider und gelten als hochansteckend. Eine Übertragung auf Rinder/Nutztiere bedeutet für den betroffenen Landwirt schlichtweg eine Katastrophe. Auch für den Menschen ist die Tbc nicht ungefährlich. Von Wildtieren wird Tbc durch Lufttröpfchen auf Rinder übertragen. An Winterfütterungen wird eine Übertragung durch die Ansammlung mehrerer Tiere gefördert. Von Tier zu Mensch erfolgt eine Übertragung durch direkten Kontakt mit erkrankten Tieren oder durch die Aufnahme von kontaminierten Lebensmitteln (z. B. Rohmilch). Auch eine Rückübertragung vom Menschen auf das Tier ist möglich. Damit steht fest, dass eine Seuchenbekämpfung unabdingbar ist. In Kaisers wird so schnell keine Ruhe einkehren, möglicherweise ist der Weg für alternative Ansäze jetzt aber bereitet. Ein Tierschutzverein aus Salzburg erstattete am Freitag, dem 14. Februar, Anzeige gegen die Behörden. Eine Jagd in anderer Form beschäftigt jetzt auch das Landeskriminalamt. In den sozialen Netzwerken wird gegen den Schützen gehetzt – unter Umständen muss er jetzt geschützt werden.
Brisant.

Die Genossenschaftsjagd Kaisers wird mit 1. April zur Verpachtung ausgeschrieben. „Wir müssen die Jagd verpachten. Was jetzt passiert ist, zieht weite Kreise und macht es nicht gerade einfach, die Jagd in Kaisers zu verpachten,“ äußert Bgm. Lorenz seine Bedenken.

 

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