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„uni goes reutte“ und die Nachhaltigkeit

10. Dezember 2019 | von Nina Zacke
Die Klima-Prognosen von Dr. Johann Stötter, auf dem Foto zusammen mit WK Bezirksstellenleiter Wolfgang Winkler (r.), lassen für die Zukunft nichts Gutes erwarten. RS-Fotos: Claus
Dr. Reinhard Schretter merkte in der anschließenden Diskussion an, dass bei dem ganzen Szenario der natürliche Wandel zu wenig Beachtung findet und manche wissenschaftlichen Untersuchungen diese Tatsache vernachlässigen.

Globaler Wandel – regionale Nachhaltigkeit als Herausforderung des 21. Jahrhunderts


 Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „uni goes reutte“ konnte Wolfgang Winkler, Bezirksgeschäftsführer der Wirtschaftskammer Reutte, den renommierten Klimawissenschaftler Dr. Johann Stötter vom Institut für Geographie der Universität Innsbruck begrüßen. Dr. Stötter referierte zum Thema globaler Wandel und regionale Nachhaltigkeit.

Von Uwe Claus

Fazit des Vortrags: Es steht nicht gut um den Zustand des sogenannten „blauen Planeten“, der Erde. 

Zu diesem Schluss mussten die Zuhörer beim Vortrag von Dr. Stötter kommen, der mit drastischen Beispielen diese Aussage untermauerte. Leider fehlte unter den Zuhörern die „Fridays for future“-Generation, obwohl die Verantwortlichen den Termin extra für sie bereits auf 18 Uhr gelegt hatten. Auch die Politik war nur sehr dünn vertreten.

„Die Klimakrise lässt den Menschen nicht mehr viel Zeit, um das Problem anzugehen und letztendlich zu lösen“, war einer der Kernsätze im Referat. Die Situation erfordere eine grundlegende Veränderungen des Systems und gegebenenfalls auch der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ordnung, wobei tiefgreifende wirtschaftliche Veränderungen notwendig sein werden, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Dazu wird eine andere Art der Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gebraucht. Seit weit über 30 Jahren hat die Wissenschaft auf die Folgen des „Weiter so“ hingewiesen und Maßnahmen gefordert. Besonders von der Politik wurden diese Warnrufe ignoriert. 
Extremwerte.

Klimawandel bedeute nicht nur extreme Kälte bzw. Erwärmung, sondern auch die Veränderungen der Verteilungsmuster – extreme Kälte und extreme Niederschläge. 

Drastisch zeigen sich die Folgen der Erderwärmung beim arktischen Meereis – dies hat sich innerhalb der letzten 40 Jahre um die Hälfte verringert, von 6,7 Mio. m2 Ende 2006 auf 3,41 Mio. m2 im Jahr 2012 und sie setzt sich kontinuierlich bis zum heutigen Tag fort. Die Prognose: „Wenn wir so weitermachen, gibt es kein Morgen mehr“, sei heute noch nicht nachvollziehbar, jedoch wird der Temperaturanstieg rund 200 Millionen Menschen die Lebensgrundlage entziehen. 

„In Österreich werden die Gletscher kontinuierlich abnehmen und 2100 werden nur noch Reste vorhanden sein“, so die Aussage von Dr. Stötter und er fügte hinzu: „Trotz Klimakonferenz in Paris, Kyoto Protokoll und der jetzigen Klimakonferenz in Madrid werden private freiwillige Verpflichtungen jedes Einzelnen mehr denn je nötig sein.“ 

Auf Österreich bezogen müssten die Emissionen halbiert werden – Voraussetzung wäre dazu, dass alle an einem Strang ziehen. Er erwähnte unter anderem die Folgen für die Landwirtschaft, die zwar Ertragssteigerungen ihn kühlen, feuchten Gebieten bringen wird, jedoch gebe es ein erhöhtes Ausfallrisiko in trockenen Regionen. Besonders betroffen seien hier Ökosysteme mit langer Entwicklungsdauer sowie alpine Lebensräume oberhalb der Baumgrenze, die sich immer weiter nach oben verschieben wird. Sehr massiv forderte Dr. Stötter den Mut der Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft, dringend nötige Maßnahmen kurzfristig, aber auch auf lange Sicht zu ergreifen, denn sonst heißt es für unsere Menschheit „Game over“.

Dr. Reinhard Schretter merkte in der anschließenden Diskussion an, dass bei dem ganzen Szenario der natürliche Wandel zu wenig Beachtung findet und manche wissenschaftlichen Untersuchungen diese Tatsache vernachlässigen.


Gewisse Zweifel an den Ausführungen Stötters hatte in der abschließenden Fragerunde unter anderen Peter Müller: „Vor Jahrzehnten wurde uns die Folgen des sauren Regens prognostiziert, aber die Wälder haben sich trotzdem nicht verändert.“ Dazu meinte der Referent, dass diese Warnungen schon etwas gebracht hätten, denn durch den Einbau von Filtern in den Entsorgungsanlagen seien die Emissionen massiv zurückgegangen. Die Frage eines Zuhörers, ob die Wasserkraft zur Erzeugung von Elektrizität die „richtige Seite“ sei, hänge extrem von der Wassermengen-Verfügbarkeit ab und diese werde seiner Meinung nach kontinuierlich abnehmen. 

Eine Zuhörerin konnte sich mit den Ausführungen von Dr. Stötter nicht anfreunden: „Das war ja ein schreckliches Weltuntergangsszenario. Ich fand den Vortrag schlimm. Ich persönlich bemühe mich, nachhaltig und regional zu leben. Ich brauche keinen Wein aus Südamerika oder Australien. Ich werfe nichts weg und schau ganz fest auf die Natur .“

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