Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Von Bauernbadln und Heilbädern

20. August 2019 | von Nina Zacke
Das Albenbad in Grins
RS-Foto: Pircher
Mario Spiss (rot, Ried) zeigte gegen St. Leonhard Kampfgeist.
RS-Fotos: Unterpirker
Neben der Heilkraft der Wurzel besticht die Pflanze auch durch die Schönheit der Blüte.
RS-Foto: Pfurtscheller

Der Beginn des Fremdenverkehrs im Bezirk


 

Die Bauernbadln haben in ganz Tirol eine sehr lange -Tradition. Über 100 Heilwasser sind in Nordtirol schon seit Jahrhunderten bekannt, 76 dieser Heilquellen wurden über lange Zeit für einen regelmäßigen Badebetrieb genützt. Drei dieser Bäder waren in Grins, Ladis und Obladis zu finden, zusätzlich gibt es noch zwei weitere Heilwasserquellen in Prutz und Piller.

 

Von Alois Pircher

 

Schon in der Antike pflegten Griechen und Römer eine sehr aufwendige Badekultur. Auch in unserer Gegend gab es durchaus schon Bäder wie Funde in Dormitz bei Nassereith beweisen. Dieses Wissen ging aber über die Jahrhunderte wieder verloren und erst die Kreuzritter, welche in Vorderasien die Vorzüge der orientalischen Bäder schätzen lernten, brachten diese Art der Körperpflege und Erholung wieder zurück in unsere Breiten. Die beiden Heilquellen in Obladis und Grins waren wohl die bekanntesten im ganzen Land. Ein Badebetrieb in Obladis lässt sich bis ins 13. Jahrhundert, jener in Grins bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts zurückverfolgen. Gekrönte Häupter weilten ebenso in den Bädern wie wohlhabende Bauern und Bürger. Neben der Körperpflege standen Speis, Trank und Geselligkeit im Zentrum des Badebetriebs. Aus dem Beruf des Baders entwickelte sich sowohl der Wund- wie auch der Zahnarzt.

 

Bestes und gesündestes Wasser von ganz Deutschland!“ Kaiser Maximilian I. ließ das Wasser von Obladis von seinem Leibarzt untersuchen und jener kam zu eben diesem Befund. Ein Badeaufenthalt dauerte meist einige Wochen. Man badete, machte Trinkkuren, genoss das Essen und unternahm Wanderungen. Weil aber das Vergnügen im Vordergrund stand, Männlein und Weiblein teilten sich dasselbe Bad, fanden die Badeanstalten in der katholischen Kirche einen entschiedenen Gegner, galt es doch Zucht und Ordnung zu verteidigen. Einen Höhepunkt erreichte das Badewesen im 19. Jahrhundert. Diese Epoche kann somit als Start des alpinen Fremdenverkehrs in Tirol angesehen werden. Das Bad in Obladis wurde 1833 versteigert und unter staatlicher Aufsicht ein großes Kurhotel errichtet. 1972 brannte das große Hotel ab und wurde durch ein kleineres Gebäude ersetzt. Heute werden keine Badekuren mehr in Obladis angeboten. Man kann noch den Sauerbrunn wie auch das Schwefelwasser trinken und in einigen Kneippbecken Gutes für seine Gesundheit tun. Die Blüte der Heilbäder und Bauernbadln fand mit Beginn des Ersten Weltkriegs ein jähes Ende. In der Zwischenkriegszeit und nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die meisten Bäder geschlossen. Erst in den letzten Jahren werden überall in Tirol wieder verstärkt Anstrengungen unternommen, die alten Bäder zu revitalisieren. In Ladis (Wodeweg) wie auch in Grins (Albenweg) wurden die Heilwasser mit alten Sagen verbunden und Sagen-Wege geschaffen. In Grins wurden über viele Jahrzehnte Badekuren im Kurhaus angeboten. Heute findet man dort das Seniorenheim. Zu Beginn dieses Jahrtausends wurden in Grins Anstrengungen unternommen, um das Heilwasser wieder zu nutzen. Es wurden Bohrungen durchgeführt, um Thermalwasser zu fördern, die Quellfassung wurde erneuert und eine neue Leitung ins Tal verlegt. Vor einigen Jahren ist der obere Teil der Anlage in Grins leider von einer Mure schwer in Mitleidenschaft gezogen worden, das Albenbad beim Grinner Schwimmbad steht der Öffentlichkeit aber weiterhin für Badekuren zur Verfügung. Eine sehr lange Tradition des „Badens“ findet an seinen alten Plätzen so eine Fortsetzung.

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